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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe
Autoren: Dämonenkiller
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Lachen. Eine zweite Frau in einer schwarzen Schwesterntracht hatte Cocos Bett am Fußende ergriffen und zog es auf den Gang hinaus. Es war dunkel auf dem Gang. In Cocos Gesichtskreis tauchten immer wieder Gesichter auf, die wie durch eine Froschaugenlinse verzerrt waren. Die Gesichter schnitten Grimassen. Gestalten flankierten Cocos Bett zu beiden Seiten. Sie waren nackt, und ihre Körper waren mit stinkenden Salben und dunklen Farben bemalt.
    »Hier hinein! Dort ist der Altar!«
    Coco merkte, dass das Bett herumgedreht wurde. Sie spürte einen Luftzug, als eine Tür aufging. Sie wurde hindurchgeschoben. Sie kamen durch einen niedrigen Gang, und Coco hatte das Gefühl, von der Decke erdrückt zu werden. Die unheimliche Prozession, die sie auf ihrem Weg begleitete, war in Schweigen verfallen. Nur das Rasseln der Kinderklapper war zu hören. Coco wimmerte leise vor sich hin. Vor ihnen tat sich eine Schwingtür auf, und sie kamen in den Kreissaal.
    »Auf den Altar mit ihr!«, befahl die vorangehende Schwester in der schwarzen Tracht. »Es muss sein.«
    »Es muss sein«, wiederholten die anderen wie aus einem Munde.
    Coco wurde brutal hochgehoben und auf eine Erhöhung gelegt. Es war das Entbindungsbett – aber es war durch fremdartige Aufbauten völlig verändert worden. Cocos Beine wurden mit Salben eingerieben und mit stinkenden Flüssigkeiten besprengt, bevor man sie auseinander bog und auf die Beinkloben legte.
    »Was macht ihr mit mir?«
    »Wir erlösen dich von deinen Qualen, Coco Zamis«, sagte die schwarze Schwester.
    »Wo ist Professor Marlowe? Ich möchte ihn sehen! Er soll mir beistehen!«
    Die anderen wichen zurück. Und über ihr erschien ein greisenhafter Schädel mit Glotzaugen und einem vorspringenden Kinn, das ständig mahlende Bewegungen machte. Dieser hässliche Kopf saß auf dem kleinen schmächtigen Körper eines vierjährigen Kindes.
    »Ich vertrete Professor Marlowe«, sagte der hässliche Zwerg mit quakender Stimme. »Ich muss einen Schnitt machen, mein schönes Kind …« Er hob eine seiner großen Hände, in der ein langes Stilett lag.
    Die Teufelsanbeter schoben sich näher an das Entbindungsbett heran. Die schwarze Schwester hatte sich ans Kopfende gestellt und riss sich die Kleider vom Leib.
    »Höre mich an, Magus – und sieh, welches Opfer dir deine treue Dienerin darbringt!«
    Coco ließ nun ebenfalls die Maske fallen. Sie brauchte nicht mehr die werdende Mutter zu spielen, die im Schmerz ihrer Wehen dalag. Sie verhielt sich auf einmal völlig ruhig und konzentrierte sich auf das Kommende.
    Mutter!
    Ein gedanklicher Schrei, der sie über Meilen hinweg erreichte. Der Angstschrei ihres Kindes, das sie bei einer Familie im Bezirk Croydon geboren hatte, bevor sie die Webber-Klinik aufgesucht hatte.
    Ruhig, Liebes , dachte sie, um ihr Kind zu besänftigen, das auf magische Weise spürte, in welcher Gefahr sie schwebte. Mir kann hier nichts geschehen. Und du bist weit fort von diesem Ort des Schreckens. Verschließe deinen Geist, ziehe dich zurück. Schlafe. Es gibt niemanden, der deiner Mutter ein Leid antun könnte.
    Und über Meilen hinweg erreichten ihre besänftigenden Impulse ihr Kind – einen Sohn, der tags zuvor das Licht der Welt erblickt hatte. Bei einer einfachen, hilfsbereiten und frommen Familie in Croydon. Mr. und Mrs. Hampton hatten, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, Beistand geleistet, und sie hatten das Kind vorübergehend bei sich aufgenommen. Dorian war bei ihr gewesen. Er hatte zusammen mit ihr den ersten Schrei ihres gemeinsamen Sohnes vernommen. Ihr war, als erlebte sie den Schmerz und das Glück noch einmal, als spürte sie Dorians warmen Händedruck – und als sähe sie das Kind, dessen Kopf vom Schreien gerötet war … Dieses Kind, das Olivaro als Opfer haben wollte.
    »Ja, höre und siehe, mächtiger Magus! Diese Opferung wird nicht zu einer Huldigung an dich, sondern zu einer Verspottung alles Dämonischen, alles Bösen!«, rief Coco.
    Die Teufelsanbeter wichen schreiend zurück, als sie sahen, dass Cocos Leib völlig flach war. Die Wölbung ihres Bauches, unter der sie ihr Opfer vermuteten – sie war nur Trug und Illusion gewesen.
    Der Zwerg stand wie erstarrt mit dem erhobenen Stilett da. Er zögerte, den alles entscheidenden Stich auszuführen. Die Hexe Voisin hielt ebenfalls inne. Ungläubig blickte sie auf Coco hinunter, die triumphierte, weil ihre List gelungen war.
    »Margarita Voisin!«, sagte Coco abfällig. »Was bist du doch für eine erbärmliche,
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