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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml
Autoren: Tom Clancy
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Verteidigungsminister seinen Referenten.
«Mein Großneffe Michail spielt in der Juniorenliga, und ich wurde zu einem Spiel eingeladen. Hallo, was tun Sie hier?»
«Mein Mann arbeitet an der Botschaft. Dort drüben ist er und führt Journalisten herum. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!» Ihre glänzenden Augen sprachen von mehreren Gläsern
- vermutlich Champagner, dachte der Minister.
Sie sah aus, als spräche sie diesem Getränk gerne zu, war aber attraktiv genug und hatte sich die Mühe gemacht, ein annehmbares Russisch zu lernen, was für Amerikaner ungewöhnlich war.
«Die Böden sind so schön, daß es fast ein Frevel ist, auf ihnen zu laufen. So etwas gibt es bei uns zu Hause nicht.»
«Bei Ihnen gab es zu Ihrem Glück auch keine Zaren», erwiderte Jasow als guter Marxist. «Aber als Russe muß ich gestehen, daß ich auf den Kunstsinn der Romanows stolz bin.»
Mrs. Foley wandte sich zurück an Mischa. »Diese Orden trugen Sie bei unserer letzten Begegnung nicht», sagte sie und wies auf drei goldene Sterne an seiner Brust.
«Vielleicht habe ich meinen Mantel nicht ausgezogen »
«Er trägt sie nämlich immer», versicherte ihr der Marschall. «Ein Held der Sowjetunion geht nie ohne seine Orden. Oberst Filitow ist der einzige lebende Mann, der sich drei dieser Orden an der Front verdient hat.»
«Wirklich? Was muß man tun, um gleich drei zu bekommen?»
«Gegen Deutsche kämpfen», erwiderte der Oberst knapp.
«Deutsche töten», warf Jasow unverblümt ein. «Mischa ist einer der besten Panzeroffiziere, die je gelebt haben.»
Nun wurde Oberst Filitow tatsächlich rot. «Wie viele andere Soldaten tat ich in diesem Krieg nur meine Pflicht.»
«Auch mein Vater wurde im Krieg ausgezeichnet. Er leitete zwei Kommandounternehmen und rettete Männer aus Kriegsgefangenenlagern auf den Philippinen. Er sprach nie viel darüber, bekam aber einen Haufen Orden. Erzählen Sie Ihren Kindern von diesen glänzenden Sternen?»
Filitow erstarrte. Jasow nahm ihm die Antwort ab.
«Oberst Filitows Söhne sind seit einigen Jahren tot.»
«Das tut mir leid!» rief Mrs. Foley und meinte das auch so.
«Es ist schon lange her.» Er lächelte. «Ich erinnere mich noch an Ihren Sohn bei diesem Spiel - ein prächtiger junger Mann. Lieben Sie Ihre Kinder, Sie werden sie nicht ewig haben. Würden Sie mich nun einen Augenblick entschuldigen?» Mischa entfernte sich in Richtung Toiletten. Mrs. Foley schaute den Minister betroffen an.
«Ich wollte ihn nicht treffen -»
«Sie konnten es ja nicht wissen. Mischa verlor im Abstand von wenigen Jahren seine Söhne und seine Frau. Ich begegnete ihr als junger Mann - reizendes Mädchen, Mitglied des Kirow-Balletts. Traurig. Genug. In welcher Mannschaft spielt Ihr Sohn noch einmal?» Ihr hübsches junges Gesicht verstärkte Marschall Jasows Interesse für Hockey noch. Nach einer Minute fand Mischa die Toilette. Selbstverständlich wurden Amerikaner und Russen zu verschiedenen geschickt. Filitow wusch sich die Hände und schaute in den goldgerahmten Spiegel. Dabei hatte er nur einen Gedanken: Schon wieder. Wieder ein Auftrag. Er seufzte und ordnete seine Kleidung. Eine Minute später war er wieder draußen in der Arena.
«Entschuldigen Sie», sagte Ryan, der beim Umdrehen mit einem älteren Herrn in Uniform zusammengestoßen war. Golowko sagte etwas in Russisch, das Ryan nicht mitbekam. Der Offizier machte eine Erwiderung zu Jack, die höflich klang, und ging hinüber zum Verteidigungsminister.
«Wer war das?» fragte Jack seinen russischen Begleiter.
«Der Oberst ist persönlicher Referent des Ministers», erwiderte Golowko.
«Für einen Oberst ein bißchen alt, nicht wahr?»
«Er ist ein Kriegsheld. Wir zwingen nicht alle diese Männer in den Ruhestand.»
«Das ist wohl fair», kommentierte Jack und ließ sich weiter über den Saal informieren.
Nach Mitternacht löste sich der Empfang auf. Ryan bestieg die ihm zugewiesene Limousine. Auf der Rückfahrt zur Botschaft sagte niemand etwas. Alle spürten die Wirkung des Alkohols, und in Autos, die leicht zu verwanzen waren, redete man in Moskau nicht. Zwei Männer schliefen ein, und auch Ryan wäre beinahe von Müdigkeit übermannt worden. Wach hielt ihn die Gewißheit, daß sie in fünf Stunden abflogen, und angesichts dieser Tatsache blieb er lieber müde, um dann im Flugzeug richtig schlafen zu können - etwas, das er erst seit kurzem fertigbrachte. In der Botschaft angekommen, zog er sich um und ging hinunter in die Kantine, um
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