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0498 - Die Totentänzerin

0498 - Die Totentänzerin

Titel: 0498 - Die Totentänzerin
Autoren: Jason Dark
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es nicht so gut. Ich stand zwar unter keinem Schock, konnte aber noch immer nicht richtig fassen, daß sich vor mir ein Kristallmensch aufhielt.
    Jedes Kristall besitzt eine gewisse Geometrie. Sie alle zusammen bildeten die Umrisse eines menschlichen Körpers.
    Von einem ewigen Leben hatte Ifune gesprochen. Meinte sie damit ihre Existenz als Kristallmensch? Konnte sie reden?
    Der Falke war wieder auf ihre Schulter gefallen. Ich hatte nicht mitbekommen, daß sie ihm wieder das Kreuz übergeben hatte. Jetzt steckte es in seinem Schnabel.
    Sie sprach mich an. Ihre Stimme drang aus der oberen Hälfte dieses ungewöhnlichen Körpers, obwohl ich dort keine Mundöffnung sah. »Das ist das Werk des Horus«, erklärte sie. »Er hat es mir mit auf den Weg gegeben und mich so unsterblich gemacht. Vielleicht hat er es nicht einmal gewollt. Die Haut war nur Tarnung. Ich mußte mich unter den Menschen als Mensch zeigen, sie hätten mich sonst nicht anerkannt. Du bist der erste, der meine wahre Gestalt sieht. Ein Körper aus Kristall, aber gefüllt mit einem kalten Feuer. Es ist das Feuer der Macht, der Gedanken, die Flamme, die vieles am Leben hält, obwohl sie nicht mit einer Hitze brennt. Alles fließt, alles befindet sich in Bewegung, und so ergeht es auch mir…«
    Während der letzten Worte hatte sie sich bewegt. Es sah maschinenhaft aus, wie dieser unförmige Körper nach vorn drängte. So schwerfällig, gleichzeitig zielstrebig, einfach auf mich programmiert, um mich zu töten.
    Mit einer Kugel konnte ich nicht viel anfangen, das wäre reine Munitionsverschwendung gewesen.
    Wie sollte ich ihn aber dann stoppen?
    Der Falke war wichtig.
    Nicht allein, weil er auf ihrer Schulter hockte, er hielt schließlich mein Kreuz zwischen den Schnabelhälften. Es steckte quer darin und schaute mit den Enden hervor.
    Auf dem Kreuz waren altägyptische Symbole eingraviert worden. Und sie hatten rein gar nichts mit einer finsteren Mystik oder Magie zu tun. Im Gegenteil, sie würden diese bekämpfen.
    Nur taten sie es nicht.
    Möglicherweise hielten sich beide Magien die Waage, deshalb mußte ich die andere verstärken.
    Und das klappte nur, indem ich das Kreuz durch die Anrufung der Formel aktivierte.
    »Ich werde dich hetzen!« versprach mir das Kristallwesen. »Du kommst hier nicht mehr weg. Diese Welt wird zum Grab für dich. Es gibt kein ewiges Leben für John Sinclair.«
    Ich war weiter zurückgewichen und stand ungefähr in der Höhe des Wandreliefs, das Horus zeigte.
    Der Kopf stand vor, besonders stach mir der Schnabel ins Auge.
    Ich riskierte es. Mehr als verlieren konnte ich nicht, aber ich wollte gewinnen.
    »Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
    Das waren die magischen Worte, die dem Kreuz entgegenschallten und dafür sorgten, daß es seine Kraft entfaltete, denn alles begann mit einem gewaltigen Schrei…
    ***
    Nicht ich hatte ihn ausgestoßen, er war aus der Tiefe des Kristallwesens gedrungen. Ifune stoppte ihren Lauf. Sie konnte auch nicht mehr weitergehen, denn drei Zeichen auf dem Kreuz leuchteten plötzlich in einer blaugrünen Farbe auf.
    Das Auge des Horus, das Henkelkreuz ziemlich am Ende des unteren Balkens und das Allsehende Auge.
    Der Falke hatte dem nichts entgegenzusetzen. Er wurde, auf der Schulter hockend, zerstört, als wäre er von einem Windstoß zerblasen worden. Das Kreuz aber »überlebte«. Es fiel zu Boden, ich bückte mich und hob es auf, während der Schrei noch immer durch die weite Grabkammer gellte und sich die Gestalt jetzt auch weiterbewegte.
    Sie torkelte auf die Wand zu. In ihrem Innern fanden zahlreiche Reaktionen statt, die sich als kleine Explosionen zeigten. Sie schmolzen Teile der Kristallmasse weg.
    Es war ein schreckliches und gleichzeitig faszinierendes Bild. Ich hielt mein Kreuz umklammert und wurde ebenfalls von dem abstrahlenden türkisfarbenen Stein erwischt.
    Würde Ifune zerbrechen?
    Es sah nicht so aus. Sie besaß ungemein starke Kräfte und kämpfte damit gegen die andere Magie an. Sie brauchte nur mehr zwei Schritte zu gehen, um die Wand zu erreichen, wo sich das Relief des Horus befand.
    Dessen Augen lebten.
    Sie schauten nach unten, und plötzlich bewegte sich auch der Schnabel, dem sich Ifune entgegenreckte, als wollte sie ihn gerade um Hilfe bitten. Sie bekam sogar ihre Kristallarme in die Höhe, aber sie rechnete nicht mit der Reaktion des lebenden Reliefs.
    Was Horus früher einmal nicht geschafft hatte, das klappte jetzt.
    Er brach nicht nur mit seiner Geliebten, er
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