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0494 - Hexen-Polterabend

0494 - Hexen-Polterabend

Titel: 0494 - Hexen-Polterabend
Autoren: Jason Dark
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nicht überanstrengen.«
    Noch vor dem Zugang zum Flur blieb Stern stehen, drehte sich vorsichtig um und verzerrte das Gesicht zu einem Grinsen. »Man kann es ja mal versuchen.«
    »Natürlich. Möchten Sie noch immer eine Tablette?«
    »Ja bitte.«
    Als Suko sie brachte, zusammen mit einem Glas Wasser, saß Stern wieder im Sessel. Er nahm die Tablette und schluckte sie mit Wasser hinunter.
    »So«, sagte Suko, »jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Ich weiß«, flüsterte der Anwalt. »Und ich weiß auch, daß die anderen mich umbringen werden.«
    »Das möchte ich nicht unterstreichen. Es kommt darauf an, wie Ihre Informationen ausfallen.«
    »Also gut, Inspektor. Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen…«
    ***
    Sie war eine Hexe gewesen, hatte Edwina geheißen und war durch die silberne Spitze eines Spazierstock vernichtet worden. Zurückgeblieben waren kleine Knochenstücke, Asche und verkohlte Haarreste. Dies alles eingepackt in einen hellen Staubmantel, den die Hexe getragen hatte, wie auch eine Sonnenbrille mit großen Gläsern.
    Wir waren in Lady Sarah Goldwyns Haus gegangen, hatten die Reste mitgenommen und sie in den Kamin gepackt. Diese Aufgabe hatte ich übernommen.
    Glenda Perkins trank einen Brandy, als ich in den Wohnraum zurückkehrte. Sie war noch immer blaß im Gesicht und zitterte. Kein Wunder. Glenda war durch viel Glück einem Mordanschlag der jetzt vernichteten Hexe entgangen.
    »Gütiger Himmel«, flüsterte sie, als sie mich sah. »Die hat mich tatsächlich töten wollen. Aber weshalb, John?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Hängt es vielleicht damit zusammen, daß mich Jane früher fast gehaßt hat?«
    Ich schwieg. Möglicherweise hatte Glenda damit den berühmten Treffer gelandet. Ich dachte wieder an den Abschiedsbrief, den ich von Jane Collins bekommen hatte. Sie hatte erklärt, daß sie gehen wollte, die andere Seite war trotz allem stärker gewesen, und ich sollte - nach ihrem Wunsch - mit Glenda glücklich werden.
    Nichts und niemand hatte Jane halten können. Auch Sarah Goldwyn nicht, bei der sie seit einiger Zeit wohnte. Die beiden Frauen waren zu Freundinnen geworden, und Lady Sarah hatte etwas von Janes Veränderung bemerkt, sie auch darauf angesprochen, aber Jane hatte ihr stets ausweichende Antworten gegeben.
    Schließlich war sie verschwunden, als Sarah Goldwyn einkaufen gegangen war.
    Auch auf die Horror-Oma war ein Anschlag verübt worden. Eben von dieser Person, die Lady Sarah schließlich vor ihrer Haustür hatte ausschalten können.
    Auch sie trank einen Brandy und starrte zu Boden. Es geschah selten, daß sie sprachlos war, jetzt versagte ihre Stimme.
    Ich schob meine Hände in die Hosentaschen und begann damit, im Zimmer auf und ab zu wandern.
    »Abandur«, sagte ich halblaut. »Das ist des Rätsels Lösung. Dieser einzige Name. Wir müssen die Gestalt finden, die den Namen trägt.«
    »Ein Hexenmeister«, sagte Lady Sarah.
    »Richtig. Ein toter Hexenmeister!« Ich wurde noch präziser. »Aber jetzt nicht mehr. Seine alten Dienerinnen haben überlebt und ihn aus dem Grab geholt.«
    »Für Jane.«
    »Genau, Sarah, für Jane. Fragt sich nur, was er mit ihr vorhat. Er will sie zurückholen, okay, das verstehe ich. Weshalb ausgerechnet sie? Es muß noch einen anderen Grund geben.«
    »Und wie kannst du ihn herausfinden, John?«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht.«
    Glenda Perkins stellte ihr leeres Glas ab. Mit der anderen Hand deutete sie dabei auf einen Gegenstand, den ich in das Haus mitgebracht hatte. Es war eine Puppe, und sie zeigte die Gesichtszüge der Jane Collins. Eine Hexe, deren Selbstmord ich nicht hatte verhindern können, hatte sie mir überlassen und mich überhaupt erst auf die Spur gebracht, was leider zu spät gewesen war. Das Motiv zum Verrat der Hexe war Rachsucht oder gekränkte Eitelkeit gewesen, da man sie in der Hierarchie übergangen hatte.
    »Was meinst du mit der Puppe, Glenda?«
    Sie wechselte den Blick und schaute mich an. »Wäre es nicht eine Möglichkeit, John? Diese Puppe deutete auf Voodoo hin. Soviel mir bekannt ist, gibt es zwischen den Voodoo-Puppen und den Menschen, deren Abbild sie darstellen, eine Verbindung…«
    »Ja, ich weiß, worauf du hinauswillst.« Ich setzte mich und legte die Puppe rücklings auf meinen Schoß, so daß ich ihr auch ins Gesicht schauen konnte.
    Es zeigte nicht mehr die feinen Linien der Züge einer Jane Collins. Das Gesicht war verbeult, an den Wangen eingedrückt, von kleinen Stichen gezeichnet, ebenso wie der
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