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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Straßen von London, oder auch im Flugzeug… Denke an den Lockerbie-Absturz!«
    »Gerade deshalb werde ich auch kein Flugzeug benutzen«, sagte er.
    »Du willst fahren? Im Winter? Es sind Schneefälle angesagt. Selbst wenn du durchkommen solltest, wird die Fahrt eine Ewigkeit dauern. Du solltest die schottischen Winter kennen!«
    Saris lächelte. »William fährt mich nach Inverness. Da steige ich in den Zug. Das dauert zwar ziemlich lange, weil die Bahn hier in den Highlands kaum richtig vorwärtskommt, aber es dürfte recht gemütlich sein, und ich kann während der Reise schon mal Aktenvorarbeit leisten.«
    »Wie wäre es, wenn ich mitkäme? Ich könnte dir helfen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Besser nicht. Du weißt, daß ich dich liebend gern an meiner Seite hätte, gerade weil uns nur noch so wenig Zeit bleibt. Aber ich möchte, daß du hier bleibst. Innerhalb der Burgmauern bist du geschützt. Das magische Schutzfeld hält die Dämonen von einem Angriff ab. Bei mir sind sie gescheitert, aber vielleicht würden sie es bei dir versuchen, wenn du dich außerhalb des abgeschirmten Bereiches bewegst. Und wenn dir und dem Kind, das du unter defn Herzen trägst, etwas passiert, erlischt die Erbfolge ebenfalls. Denn jetzt würde die Zeit nicht mehr reichen für eine weitere Schwangerschaft.«
    »Wie nüchtern das klingt«, flüsterte Patricia erschauernd.
    »Der Kampf ums Überleben ist immer ernüchternd«, sagte der Lord. »Aber du solltest dir einfach keine so übertriebenen Sorgen um mich machen, ja? Es reicht, wenn ich das tue -erfolgreich seit schätzungsweise dreißigtausend Jahren.«
    »Mir ist nicht nach Scherzen zumute, Bryont«, erwiderte Patricia. »Ich habe Angst um dich, und dagegen komme ich nicht an. Sei vernünftig, verzichte auf die Politik, die du noch gerne machen möchtest. Vielleicht bewirkst du ja ohnehin nichts mehr.«
    »Ich kann nicht einfach nur die Hände in den Schoß legen und auf den Tag meines Todes warten«, sagte er.
    Was sollte sie darauf noch erwidern?
    ***
    Lucifuge Rofocale besaß viele Informanten. Niedere Höllengeister, Irrwische und auch menschliche Zuträger, die sich Vorteile davon erhofften, dem Herrn der Hölle mit Neuigkeiten zu dienen. So erfuhr Satans Ministerpräsident relativ schnell, was er wissen wollte.
    »Er fährt mit dem Zug, soso«, murmelte der Gehörnte und schnaubte eine Schwefelwolke aus seinen Nüstern. »Das macht ihn angreifbar, ah -das ist gut. Ein alter Plan, für einen anderen Zweck vorgesehen und nie ausgeführt, kann nun endlich zur Tat greifen. Wollen wir doch mal sehen, was Seine Lordschaft für ein Gesicht zu machen geruht, wenn er zur Hölle fährt - im wahrsten Sinne des Wortes!«
    Er verließ seinen Thron und begab sich in andere Gefilde der Schwefelklüfte. Dort wartete ein grauer Wurm aus Stahl und Holz. Seit fast einem halben Jahrhundert stand er hier. Faustgroße fette Spinnen hatten ihre bindfadenstarken Netze gesponnen, hundegroße Ratten mit glühenden Augen und Fledermausflügeln huschten pfeifend hin und her. Es stank bestialisch nach Verwesung, und bei jedem Schritt, den Lucifuge tat, wirbelte Staub auf. »Hier müßte mal gründlich ausgekehrt werden«, brummte der Erzdämon mißmutig. »Und dann beginnen wir mit der Moderniesierung.«
    Er atmete Feuer aus. Der Glutstrom aus seinem Rachen fegte durch die Höhle, setzte Netze, schrill singende und knisternde Spinnen und angstvoll pfeifende Flugratten in Brand. Was nicht schnell genug davonhetzen konnte, zerfiel zu Asche. Staub wurde verdampft. Und die dem Maul des Dämons entströmende Feuerflut entfesselte einen Sturm, der Asche und Staub davonwirbelte.
    Endlich wurde sichtbar, was das vormals völlig spinnwebenverhangene und verstaubte längliche Objekt war.
    Eine Lokomotive und einige Personenwagen. Das Feuer hatte das Material, aus dem sie bestanden, nicht beschädigt, sondern nur von allem Unrat freigebrannt.
    Lucifuge Rofocale betrat das erste Abteil und sah sich um. Es roch nach Feuer und Asche. Der Erzdämon war sicher, daß irgendwo in versteckten Winkeln, in die seine Flammen nicht gelangt waren, ein paar Flugratten und Spinnen überlebt hatten, nur würden sie sich hüten, aus ihren Verstecken zu kriechen, solange sie noch die Präsenz Lucifuge Rofocales spürten.
    »Dann wollen wir mal mit der Restaurierung und Modernisierung beginnen«, murmelte der Erzdämon im Selbstgespräch. »Wie sehen sie doch gleich aus, die heutigen Züge der Königlich-Schottischen Eisen
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