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0485 - Die Mutanten von Erysgan

Titel: 0485 - Die Mutanten von Erysgan
Autoren: Unbekannt
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Ansprache des falschen Ganjos", sagte eine fremde Stimme. „Soll ich die Übertragungsschaltung aktivieren, Remotlas?"
    Remotlas bejahte.
    Sekunden später flammte über dem Kommunikationspult ein Trivideokubus auf. Wir sahen ein niedriges Befehlspult und dahinter in einem Schalensessel das künstlich erzeugte Monstrum, das dem echten Ganjo nachgebildet war. Der falsche Ganjo -war aufgeputzt wie ein Paradepferd. Im Hintergrund funkelte das überdimensionale Staatswappen des Ganjasischen Reiches.
    „ ... steht es inzwischen fest...", sagte das Monstrum, „ ...
    daß sich die geflohenen terranischen Verbrecher auf Erysgan verbergen. Ich empfinde es als tragisch, daß wir ausgerechnet in den Tagen, in denen mit meiner Heimkehr die Erneuerung des Ganjasischen Reiches begonnen hat, auf unserer Zentralwelt nach den Verbrechern einer anderen Rasse fahnden müssen. Noch tragischer erscheint mir der Umstand, daß diese Verbrecher wahrscheinlich Unterschlupf bei Angehörigen einer Organisation ganjasischer Verräter gefunden haben.
    Ich spreche von den sogenannten Perdaschisten, einer Gruppe von Wirrköpfen und Anarchisten, die jede Autorität verneinen und die Ordnung in unserem Reich untergraben möchten. Die Pedolotsen und ich haben sie bisher mit größter Nachsicht behandelt, doch nun, da sie sich auf die Seite fremdartiger Staatsfeinde gestellt haben, werde ich mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen sie vorgehen. Die einundzwanzig Ganjatoren haben sich mir freiwillig zur Verfügung gestellt, um bei der Jagd nach den terranischen Verbrechern und ihren ganjasischen Helfershelfern mitzuwirken.
    Ich übergebe jetzt an das Studio II, wo der Erste Ganjator darauf wartet, das Wort an Sie zu richten."
    Das Bild des Monstrums verschwand und machte einem Symbol Platz. Kurz darauf erschien das Abbild eines weißhaarigen Ganjasen im Trivideo-Kubus.
    „Maischat", flüsterte Remotlas erregt. „Das ist Maischat, der Erste Ganjator."
    Der Weißhaarige hob den Kopf; es schien fast, als sähe er mir direkt in die Augen. Ich hatte sofort das Gefühl, als wäre in Maischats Blick etwas, das Hilfe erbat. Dann sprach der Erste Ganjator mit leiser Stimme. Dabei senkte er den Blick, als müsse er von einem Manuskript ablesen und genau so klangen auch seine Worte.
    „Er spricht nicht aus freiem Willen", stellte Atlan fest.
    „Wie?" rief Remotlas bestürzt. „Das wäre ja schrecklich!"
    Atlan lächelte vage. Wer den Arkoniden so gut kannte wie ich, der wußte, daß mein Freund die Handlungen seiner und unserer Gegner bereits in seine Planung einbezogen hatte.
    „Es war unumgänglich für die Pedolotsen", erwiderte er bedächtig. „Gleichzeitig aber haben sie damit einen entscheidenden Fehler begangen, denn die Ganjatoren dürften nun wissen, daß der dem Volk präsentierte Ganjo falsch und nur eine Marionette der Pedolotsen ist."
    Remotlas begriff offenbar nicht gleich, worauf Atlan abzielte.
    Das Gesicht des Perdaschistenführers glühte vor Zorn, er war eben ein Fanatiker, und Fanatiker übersehen oft das Naheliegende. Wir durften uns nicht in seine Planung einspannen lassen, sondern mußten endlich die Angelegenheit in unsere Hände nehmen.
    „Atlan und ich möchten in unserer Unterkunft beraten", sagte ich. „Unternehmen Sie bitte vorläufig nichts, Remotlas. Unsere Aktionen müssen sorgfältig geplant und koordiniert werden."
    Der Ganjase war unschlüssig. Es widerstrebte ihm offensichtlich, von uns Anweisungen entgegenzunehmen.
    „Der Ganjo wünscht es so", fügte ich deshalb hinzu.
    Das gab den Ausschlag. Remotlas unterrichtete die Wachtposten innerhalb dieses Stützpunktes davon, daß wir in unsere Unterkunft zurückkehren durften.
     
    *
     
    In unserem gemeinsamen Wohnraum angekommen, tastete ich an der Versorgungseinheit zwei Obshans und kehrte damit in die gemütliche Sitzecke zurück. Obshans war ein ganjasisches Getränk, das terranischem Tee mit dem Aroma einer Ceylon-Darjeeling-Mischung verblüffend ähnelte.
    Atlan und ich nippten an unseren Gläsern und lehnten uns behaglich in die bequemen Sessel zurück. Seit wir vor zwei Tagen in diese Zentrale der Perdaschisten umquartiert worden waren, hatten sich zum erstenmal heute einige vielversprechende Ansatzpunkte ergeben. Heute, das war der 14. April des Jahres 3438 Erdzeit. Ich muß gestehen, daß ich allmählich unruhig wurde. Zu lange schon waren wir von zu Hause fort, länger, als es sich der Regierungschef eines Sternenreiches normalerweise erlauben durfte. Aber
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