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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters
Autoren: Jason Dark
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wie sie sich gegen den Wind anstemmte. Ein dürres Mumienwesen, eingehüllt in alte Lumpen, so wollte sie weitergehen, doch der Wind, schon zu einem Sturm geworden, war stärker.
    Was in der folgenden Minute geschah, wunderte uns. Die uralte Mumie kam keinen Schritt weiter.
    Gierige Arme griffen in ihre Kleidung, sie schleuderten die Lumpen in die Höhe, als wollten sie diese einfach wegwerfen. Wie mit den Resten einer Fahne spielten sie damit, und die alte Mumie, die noch lebte, drehte sich jetzt zur Seite, um uns anschauen zu können.
    Seitlich fuhr der Wind jetzt gegen sie. Er packte sie, er schüttelte sie durch - und er löste sie auf!
    Es war ein unheimliches Bild das wir geboten bekamen. Die alten Lumpen, in eine bestimmte Richtung getrieben, standen hoch und flatterten über dem Boden. Aus ihren Ritzen und Löchern rieselte es hervor und wurde gleichzeitig fahnengleich weggeschleudert.
    Staub…
    Reste, graugrün und so aussehend wie auch der Körper der lebenden Mumie.
    Wir konnten einfach nicht sprechen, starrten das in Lumpen gehüllte Wesen an und bekamen mit, daß es dem Wind nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
    Der Sturm packte die Lumpen, schüttelte sie durch und verwehte den Körper.
    Wir sahen es an den Händen, die immer dünner wurden, weil der Wind sie wegblies. Auch das Gesicht blieb nicht verschont. Sand und Erde, Staub und Haut vermischten sich miteinander und flogen als Wolken davon.
    Die Mumie hatte sich zurückgelehnt und ihr Gesicht gegen den Wind gestemmt. Auf uns wirkte es, als wartete sie nur darauf, vom Wind ausgelöscht zu werden.
    Der Sturm löste sie tatsächlich auf.
    Als lange Fahnen schleuderte er den dünnen Staub vor sich her, so daß auch die lumpige Kleidung keinen Halt mehr bekam und zusammenfiel. Der Wind spielte mit den Lumpen, drehte sie, als wollte er ihnen das Tanzen beibringen, und das uralte Gesicht der Mumie verschwand vor unseren Augen, als hätte man es schichtweise weggetragen.
    Zurück blieb die Kleidung. Als Lumpenbündel zusammengesunken. Ohne Inhalt, nur einfach die uralten Fetzen, die der Sturm ergriff und vor sich her trug.
    Wladimir Golenkow umklammerte meinen Ellbogen. »Hast du das gesehen, John? Hast du das tatsächlich gesehen?« keuchte er und schüttelte den Kopf. »Das gibt es doch nicht.«
    »Siehst du ja.«
    »Oh, verflucht!« Er hieb sich selbst gegen die Stirn. »Hier verliere ich noch einmal den Verstand.«
    Bevor ich mich in Bewegung setzte, schaute ich ihn grinsend an. »Hast du den je besessen?«
    »Das frage ich mich seit dem Tag, als ich mich mit dir einließ, du dekadenter Geisterjäger.«
    »Danke, ich habe verstanden.«
    Der Wind hatte etwas nachgelassen. Er wehte nicht mehr den Staub hoch und spielte nur noch mit dem Kleiderbündel, das ich mir näher ansah, zwischen die Lumpen packte und sie anhob.
    Als ich die Lumpen durch meine Hände gleiten ließ, rieselten letzte Staubreste hervor. Wladimir Golenkow schaute mir zu und schüttelte dabei den Kopf. »Ich kann es noch immer kaum fassen, daß dies einmal eine Mumie gewesen ist.«
    »Finde dich damit ab.«
    »Muß ich wohl.«
    Golenkow schaute sich um. »Sie hat uns vor dem Schlund und dem Dreitöter gewarnt. Noch sehe ich keines von beiden. Glaubst du, daß sie die Wahrheit gesprochen hat?«
    »Ich gehe davon aus, weil sie keinen Grund hatte, uns zu belügen.«
    Golenkow schlug mit der Faust auf seine freie Handfläche. »Ich wäre dafür, auch die anderen Hütten zu untersuchen und die Mumien hervorzuholen, die sich noch hier befinden. Was meinst du?«
    »Durchsuchen zumindest.«
    Wladimir zog seine Pistole. »Ich bin gespannt, was geschieht, wenn ich eine Kugel durch die Mumie jage. Ob sie dann wohl auch zusammenfällt?«
    Ich winkte ab.
    Das nächste Haus lag nur ein paar Schritte entfernt. Es sah aus wie eine rechteckige Schachtel und besaß natürlich auch einen schmalen Eingang.
    Sehr vorsichtig zog ich die Tür auf. Schon als sie spaltbreit offenstand, wehte uns ein Geruch entgegen, bei dem sich einem der Magen umdrehen konnte.
    Wir kannten den Gestank, und auch mein russischer Kollege wußte sofort Bescheid.
    »Verdammt, das ist Moder!«
    »Und ob.«
    Ich schob die Tür weiter nach innen, damit wir das Haus betreten konnten.
    Auch hier war es verdammt düster. Ich schaltete meine Lampe ein und drehte den Strahl.
    Die Toten lagen auf dem Boden, und es waren keine Mumien, sondern normale Leichen, die sich im Zustand der Verwesung befanden und diesen grauenhaften Geruch
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