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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters
Autoren: Jason Dark
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dazwischengehen und feststellen, ob die Mumien auch kugelfest sind?«
    »Noch nicht, mein Lieber. Wir müssen abwarten, ob sich da etwas tut. Die Menschen befinden sich nicht in Lebensgefahr, wir haben noch etwas Zeit.«
    Um uns kümmerten sich die Mumien nicht. Es sah so aus, als hätten sie uns überhaupt nicht gesehen.
    Gekleidet waren sie wie die alte Frau, die der Wind aufgelöst hatte. Ihre Lumpen wallten und bewegten sich, wenn sie sich bückten und die Räder mit den daran festgebundenen Menschen vor sich herrollten.
    Sie selbst sprachen nicht. Dafür hörten wir die Rufe der Gefangenen. Es waren Schreie, manchmal auch ein Stöhnen, jedenfalls hatten die Leute Angst.
    Und die war berechtigt.
    Die Mumien rollten ihre Gefangenen auf das Ende des Tals zu und dorthin, wo die Berge begannen.
    Bevor Felswände in die Höhe stiegen, glitt ein Hang zu ihnen hoch, der mit losem Geröll und kleineren Steinen bedeckt war.
    »Wir können doch nicht hier stehenbleiben«, sagte Wladimir. »Das kannst du den armen Geschöpfen nicht antun.«
    »Will ich auch nicht.«
    »Dann komm endlich!«
    Ich dämpfte seinen Eifer. »Augenblick noch. Wir werden uns trennen. Ich nehme die rechte, du die linke Seite, dann haben wir sie in der Zange.«
    »Ja, gut.«
    »Und keiner macht etwas auf eigene Rechnung. Wenn schon, dann läuft es zusammen.«
    »Alles klar.« Golenkow ballte eine Hand zur Faust und stellte seinen Daumen hoch. Ein Siegeszeichen.
    Er stand unter Druck und war froh, sich endlich bewegen zu können. Mit langen, geschmeidigen Sätzen lief er in die von mir angegebene Richtung. Auch ich blieb keine Sekunde länger stehen. Ich hatte mir die rechte Seite ausgesucht, und empfand es schon als eigenartig, über einen rötlich angehauchten Boden zu laufen, der mir vorkam wie dickes Glas.
    Unter und über mir lauerte etwas. Der Dreitöter selbst hatte sich noch nicht gezeigt und nur seine Vorboten geschickt. Gleichzeitig hatte er seinen Dienern deutlich gemacht, wo es langging. Sie würden ihm folgen und das Grauen so lange immer wieder erleben, bis der Fluch gelöscht war.
    Vielleicht waren Wladimir und ich dazu in der Lage, aber noch konnten wir nichts tun und mußten abwarten.
    Ich dachte auch über die alte Frau nach. Weshalb war sie vernichtet worden? Hatte sie möglicherweise zuviel verraten und war deshalb von der Rache des Dreitöters getroffen worden?
    Das konnte durchaus sein.
    Wir hatten beide jetzt ungefähr die Stelle erreicht, wo die Mumien erschienen waren. Wladimir war stehengeblieben und winkte mir lässig zu.
    Ich grüßte zurück.
    Vor uns rollten die Mumien-Gestalten die Räder auf die Felswand zu. Sie hatten es schwer, denn das Gelände stieg an. Die Räder selbst rollten holpernd über das Gestein und wurden von dünnen Schleiern aus Staub eingehüllt.
    Die Gestalten rollten die Räder noch einige Meter weiter, dann kamen sie zur Ruhe.
    Auch wir gingen nicht mehr weiter.
    Ich aber wußte, daß bald etwas passieren mußte. Nicht ohne Grund hatten sie angehalten.
    In meiner Nähe befand sich die letzte Hütte. Hinter der schiefen Mauer duckte ich mich zusammen und wartete ab, was geschah. Golenkow hatte es nicht so gut wie ich. Er mußte sich schon auf den Boden legen, um nicht sofort entdeckt zu werden.
    Die Räder lagen jetzt auf dem Boden. Da sich die Mumien in einem Halbkreis aufgestellt hatten, konnten wir die Gefangenen nicht erkennen. Wir hörten sie auch nicht mehr schreien oder stöhnen.
    Wahrscheinlich hatte ihnen die Angst die Kehle zugeschnürt.
    Noch geschah nichts, aber die Mumien hatten einen Halbkreis gebildet, drehten uns ihre Rücken zu und starrten die vor ihnen hochwachsende rötlich schimmernde Felswand an, als erwarteten sie, daß sich der Dreitöter dort zeigen würde.
    Das geschah auch.
    Allerdings nicht sofort oder blitzschnell. Zunächst streckte er auf seine Art und Weise die Fühler aus, denn die Umgebung veränderte sich abermals.
    Das Rot nahm eine viel intensivere Farbe an. Auch in der Felswand konzentrierte es sich. Erste Dampfschwaden drangen aus dem Gestein, die Hitze nahm ebenso zu wie die Schwüle. Ich fühlte mich nicht gut. Die plötzliche Hitze trieb mir den Schweiß aus den Poren.
    Gespannt wartete ich ab.
    Die Mumien starrten nur auf die Wand, und die brach plötzlich auf. Es war fast wie im Kino, tonnenweise wurde Gestein hochgeschleudert. Es leuchtete in einem tiefen, flammenden Rot und war auch von Flammen begleitet, die einem wahren Feuersturm gleich in das Tal
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