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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole richtete sich wieder halb auf und lächelte. »Müde und alt war das gerade aber gar nicht«, stellte sie zufrieden fest, »und außerdem versuchst du schon wieder an mir vorbei zu schielen.«
    »Ich hab’ ja auch allen Grund dazu«, behauptete er. »Wann sieht man schließlich so was Hübsches schon mal in freier Wildbahn, eh?«
    »Ständig«, erwiderte Nicole. »Du brauchst bloß mich anzusehen.«
    »Aber du bist leider angezogen«, protestierte Zamorra. Die beiden blonden Mädchen, die es sich Zamorra und Nicole gegenüber in den breiten Ledersesseln bequem gemacht hatten und die Szene amüsiert betrachteten, trugen keinen Faden am Leib.
    »Wenn du jetzt glaubst, ich mache hier für dich einen Striptease, hast du dich geschnitten«, stellte Nicole fest.
    Zamorra schmunzelte. »Ich fürchte, niemand bedauert das ehrlicher als ich«, erwiderte er. »Aber du wirst auch etwas bedauern - nämlich meinen Dursttod, wenn du mich nicht vorübergehend freigibst.«
    Nicole tastete nach Zamorras Rotweinglas, konnte es aber nicht ganz erreichen. Monica Peters, eine der beiden Nackten, sprang auf und half aus. Zamorra nahm ein paar Schlucke. »Köstlich«, stellte er fest. »Könnte glatt aus Frankreich importiert sein. Ich tippe mal auf ›Château Montagne, Spätlese‹.«
    »Stimmt genau«, bestätigte Monica Peters. »Du hast uns doch mal ein Kistchen mitgegeben. Und besser als das süße Zeugs aus Kalifornien ist es allemal.«
    Sie befanden sich in Florida, in Tendyke’s Home . Hier waren sie unter sich, und die eineiigen Zwillinge Uschi und Monica Peters mit ihrer telepathischen Begabung brauchten sich unter Freunden keinen Zwang anzulegen und konnten ihrem Hobby nachgehen, sich textilfrei zu bewegen. Bei den vorherrschenden Temperaturen war es auch kein Problem, auf Kleidung, zu verzichten - außer, das Wetter schlug wieder einmal zu und ließ Kälte und Schnee über die Halbinsel hereinbrechen, womit man neuerdings zumindest in den Wintermonaten auch rechnen mußte. Früher war das alles ganz anders gewesen, und nicht zuletzt deshalb hatte Robert Tendyke sich auch hier seßhaft gemacht.
    Sofern man seinen Lebensstil als »seßhaft« bezeichnen konnte. Der Abenteurer war meistens irgendwo in der Welt unterwegs, so wie auch jetzt. Manchmal nahm er die Peters-Zwillinge mit, mit denen er seit ein paar Jahren zusammen lebte, manchmal hatten sie, obwohl selbst recht abenteuerlich eingestellt, auch einfach keine Lust, ihn in die Wildnis zu begleiten, wenn er an Forschungsexpeditionen im Dschungel oder im Ewigen Eis oder sonstwo teilnahm.
    Zamorra und Nicole hatten gehofft, ihn hier zu treffen, aber nur die Zwillinge hatten sie empfangen. Aber das störte sie nicht weiter; es war ohnehin nur eher eine Art »Kontrollreise« als eine Serie von Freundschaftsbesuchen.
    Seit Merlins Eskapade mit dem Silbermond traute Professor Zamorra den Dingen nicht mehr. Zumindest solange nicht, bis er sich selbst davon überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war.
    Merlin, der geheimnisvolle alte Zauberer, hatte versucht, den vor Jahren zerstörten Silbermond nachträglich zu retten. Er hatte sich das schlau ausgedacht: Den Silbermond unmittelbar vor seiner Zerstörung aus seiner Zeit zu reißen und in die Gegenwart zu holen, an seiner Stelle aber eine magische Energiekonzentration zu hinterlassen, die das Werk des Silbermondes vollenden sollte, nämlich den Sturz in die entartete Sonne des Wunderwelten-Systems, das zu einer Bastion des Bösen geworden war.
    Aber Merlin hatte sich an irgend einer Stelle seiner Kalkulation ein wenig verrechnet; die Energiekonzentration hatte den Silbermond nicht ersetzt, sondern vereinigte sich mit der Zeitbeschleunigung, so daß die Heimatwelt der Druiden an der Gegenwart vorbei in die Zukunft geschleudert wurde - ins Jahr 2058. Das hatte zu einem gewaltigen Zeitparadoxon geführt. Die Wunderwelten, Basis der MÄCHTIGEN und ihres Hilfsvolkes, der Meeghs, war nunmehr nicht zerstört worden, und die Unheimlichen hatten damit die Chance bekommen, sich im Laufe der 66 Jahre die Erde untertan zu machen. Sie war zur Hölle geworden, in der nur noch das Böse regierte und jeder der Feind des anderen war.
    Fatalerweise hatten Zamorra, Nicole, die Silbermond-Druiden Gryf und Teri, der Reporter Ted Ewigk und Merlins Tochter Sara Moon sich zu jener Zeit auf dem Silbermond befunden und hatten die Zeitreise in die Zukunft mitgemacht. Zuvor hatten sie mit einem Sprung in die Vergangenheit eben diesen Silbermond noch
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