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0477 - Tanzplatz der Verfluchten

0477 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: 0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Der Mond war als fast runder Ball hinter den hohlen Baumwipfeln der Wälder erschienen und beleuchtete mich wie ein großes gelbes Auge.
    Eine klare, kühle Winternacht, fast romantisch, doch eher den Touch des Unheimlichen in sich führend.
    Shalaka war da. Er lauerte in der Nähe. Wann würde er sich zeigen? Ich schaute zum verfallenen Stationsgebäude hin. Da ich innerhalb der Mauern stand, wurde mein Blick durch nichts behindert.
    Und ich sah plötzlich das geheimnisvolle Schimmern. Als matter Schein fiel es durch eines der Fenster. Es bewegte sich sogar, und ich dachte sofort an die tanzenden Knochen.
    Ja, sie kamen…
    Zuerst sah ich ihre heftigen, zitternden Bewegungen in der offenen Tür, mehr Widerschein als Gegenstand, und er hatte auch eine andere Farbe angenommen.
    Silberfarben…
    Im nächsten Augenblick stockte mir der Atem. Die Knochen schwebten lautlos aus dem verfallenen Gebäude in die Dunkelheit der Nacht hinein. Aber zwischen ihnen befand sich etwas, das da überhaupt nicht hingehörte.
    Mein Kreuz!
    ***
    Plötzlich bekam ich feuchte Hände. Ich hätte losbrüllen können, denn in diesem Augenblick demonstrierte mir das Knochenbild meine eigene Machtlosigkeit.
    Es hatte Hölle, Tod und Teufel widerstanden, wieso nicht diesem alten Schamanen? Hatte es die Seite gewechselt. War die uralte Naturmagie doch stärker, als ich angenommen hatte?
    Rätsel über Rätsel, über die ich nicht lange nachdenken konnte, ich mußte etwas tun.
    Nicht ohne Grund hatte ich den Bumerang eingesteckt. Mit dieser Waffe konnte ich dem Fall die entscheidende Wende geben. Dennoch zitterte meine Hand, als ich den Bumerang hervorholte und sein Ende hart umklammerte.
    Ich fürchtete mich davor, ihn zu schleudern. Schließlich befand sich mein Kreuz zwischen den schwebenden Knochen. Wenn es mit dem Bumerang kollidierte, was geschah dann?
    Und wo hielt sich der Geist verborgen?
    Er war mit einem Tomahawk bewaffnet, der die Fähigkeit besaß, andere Menschen zu töten und einen Flammenherd zu errichten. Auch an ihn mußte ich denken.
    Ich drehte mich um.
    Da sah ich ihn!
    Er schwebte über die Mauer hinweg. Geist und Maske waren eine Verbindung eingegangen. In meinem Rücken befanden sich die tanzenden Knochen, vor mir der Irokese mit dem hochgerissenen Arm, als wollte er seine Kriegsaxt schleudern.
    Wer von den beiden war gefährlicher?
    Ich wußte es nicht, und ich mußte mir einen aussuchen.
    Den Geist knöpfte ich mir vor.
    Bumerang oder Tomahawk. Vielleicht waren sie gleichstark. Es kam nur darauf an, wer sie zuerst schleuderte.
    Shalaka beugte sich vor, als wäre ein Windstoß in die geisterhafte Gestalt hineingefahren.
    Ich warf die Waffe. Dabei hörte ich sogar noch das Pfeifen. Mit ungeheurer Geschwindigkeit raste sie auf ihr Ziel zu.
    Hinein in den Geist - und getroffen!
    Magien entluden sich. Lichtblitze entstanden, gewaltige Wirbel vereinigten sich zu einem langgezogenen Strudel, der sich mit seinem Ende in die Erde zu bohren schien.
    Kein Schrei gellte über die Lichtung, nur ein finsteres Heulen, und unter mir zitterte der Boden.
    Ich fuhr herum.
    Die Knochen tanzten wie verrückt. Sie schlugen durch die Luft, prallten gegeneinander, aber sie blieben dabei nicht ganz. Die hohl klingenden Geräusche erinnerten mich an eine arhythmische Klaviermusik. Jedesmal wenn die Gebeine aneinanderschlugen, lösten sie sich auch vor meinen Augen auf.
    Als Staub rieselten sie zu Boden.
    Und das Kreuz?
    Es tanzte noch in der Luft. Erst als der letzte Knochen zerstört worden war, fiel es zu Boden. Ich lief hin, hob es auf und steckte es wieder ein.
    Der Geist war nicht nur gebannt, sondern auch vernichtet worden. Shalaka würde nie mehr töten können.
    Dennoch war mir nicht wohl. Wenn ich daran dachte, welches Bauwerk in diese Gegend kommen sollte, wäre ich am liebsten vor Wut im Boden versunken. So konnte ich nur noch auf die Einsicht der Verantwortlichen hoffen.
    ***
    Abe Douglas fiel es schwer, mir zu berichten, wie es ihm ergangen war. Er hatte eine leichte Gehirnerschütterung abbekommen, lag im Fond, während ich fuhr, und sagte nur: »Als ich ausstieg und die Wagentür schloß, waren die verdammten Knochen plötzlich da. Sie haben mich einfach umgehauen. Wie aus dem Nichts, weißt du?«
    »Klar, Abe.«
    Nach einer Weile fragte er. »Und wie hast du es geschafft?«
    »Nun ja.« Ich lächelte. »Es ging so…«
    Er lachte. »Ich kann mir schon vorstellen, wie du gewirbelt hast. Aber so einige Knochen sind ja kein
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