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0477 - Tanzplatz der Verfluchten

0477 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: 0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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wenn ich tot bin. Wenn man mich erschlagen hat.«
    Ken hatte spöttisch gesprochen, aber Douglas blieb ernst. »So sieht es fast aus, mein Lieber. Ja, wir können tatsächlich erst eingreifen, wenn dir etwas zugestoßen ist.«
    »Davon habe ich nichts mehr.«
    »Schon gut, Ken. Du stehst noch unter Druck. Betrachte die Sache mal nüchterner.«
    »Ich bin nicht betrunken.«
    »Das weiß ich. Doch wie soll ich meinen Vorgesetzten erklären, woher die Knochen kamen?«
    Kudelke starrte auf das Fenster. Im Hintergrund sah er den Schatten eines hohen Hauses. An der Breitseite stand ein Fenster neben dem anderen. Nicht alle waren erleuchtet. Die helleren bildeten ein unregelmäßiges Muster in der Fassade. Kudelke hatte den Eindruck, in ein riesiges Gesicht zu schauen. »Sie waren da«, flüsterte er. »Urplötzlich schwebten sie vor mir und schlugen zu. Ich habe auch noch eine ferne Musik gehört. Keine Musik, wie wir sie kennen, nein, Trommelklang, auch nicht von einem Disco-Drummer. Anders, verstehst du? Weiter entfernt, ein Klang, wie… wie, ich weiß eben nicht.«
    »Hast du noch mehr gehört?« fragte Abe Douglas.
    »Ja, Stimmen. Sie sprachen wirres Zeug, ich konnte sie nicht verstehen. Sie waren flüsternd und zugleich krächzend. Mir lief ein Schauer nach dem anderen über den Rücken. Und dann war da noch etwas.« Kudelke schaute ins Leere, aber er dachte nach. »Zuerst habe ich ihn nicht richtig gesehen, später deutlicher. Ich hörte ihn auch sprechen. Er sagte etwas von einem bösen Mann.«
    »Wie sah er aus?«
    Kudelke schaute Douglas starr an.
    »Woher weißt du, daß ich ihn gesehen habe?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Ja, Abe, ich sah ihn.« Kenneth nickte heftig. »Er wirkte furchtbar und schrecklich. Er bestand fast nur aus einem Gesicht. Übergroß und auch bunt angemalt. Grausam, sage ich dir. Angemalt, verstehst du?«
    »Eine Fratze?«
    »Richtig.«
    »Und?«
    »Er strahlte das Böse ab. Er war fürchterlich. Er wollte… ja, er wollte mich töten. Verschlingen, fressen, was weiß ich. Es war der böse Mann, wie er sagte.«
    »Ihn hast du verstehen können?«
    »Natürlich. Die Knochen umtanzten mich, und sie schlugen mich auch, als der böse Mann kam.«
    »Hat er sie dirigiert? War der böse Mann ihr Anführer? Oder wie soll ich die Sache sehen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Überhaupt nicht, wenn du das meinst. Er war gleichzeitig da und auch ein Geist. Er hatte Einfluß auf mich. Ich spürte es für einen Moment. Ja, Abe, ich glaube, er hätte mich fertigmachen können, ohne daß ich mich wehre.«
    Douglas drehte sein Glas zwischen den Fingern. »Und was hast du getan, daß es überhaupt soweit kam?«
    »Gar nichts. Ich bin in dieses Gebiet gefahren, getreu deinem Auftrag. Ich habe dort mit Leuten gesprochen…«
    »Hast du etwas von dem Projekt verraten?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin auch nicht dazu gekommen, alles genau auszukundschaften. Ich war froh, daß ich verschwinden konnte und noch lebe. Obwohl…« Kudelke hob die Schultern und sprach nicht mehr weiter.
    »Was ist damit?«
    »Obwohl ich glaube, daß für mich noch nicht alles vorbei ist.«
    »Was soll das denn schon wieder?«
    »Der böse Mann hat mir einiges versprochen. Er will mich nicht entkommen lassen.«
    Douglas dachte praktisch. »Hat er dich verfolgt?«
    Kudelke strich über seine Stirn und verzog die Lippen, weil er zu hart auf einen grün schimmernden Hautfleck gedrückt hatte. »Ich konnte ihn nicht genau sehen, gehe aber davon aus. Ja, ich glaube, er hat mich verfolgt. Ich bin mir sogar sicher.«
    »Wo hast du ihn entdeckt?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Wie kannst du dann…?«
    Ken sprang auf und winkte ab. »Ja, ich weiß selbst, daß meine Worte auf tönernen Füßen stehen, aber so ist das nun einmal. Ich bin einfach nach meinem Gefühl gegangen, und dieses Gefühl sagt mir eben, daß ich richtig liege.«
    »Du fühlst dich also in Gefahr?«
    »So ist es.«
    »Und was willst du jetzt machen?«
    Kenneth. Kudelke hob die Schultern und schritt auf das Eckfenster zu. »Ich weiß es noch nicht. Zunächst einmal möchte ich dich bitten, die Nacht über bei dir bleiben zu dürfen.«
    »Das ist kein Problem.«
    »Ich habe nämlich Angst, in meine Wohnung zu fahren. Du weißt selbst, daß ich sonst kein ängstlicher Mensch bin, aber in diesem Fall sieht das alles anders aus. Abe, ich bin zum erstenmal mit Dingen in Berührung gekommen, für die ich keine Erklärung habe. Sie waren unheimlich, geisterhaft, nicht zu fassen,
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