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0477 - Tanzplatz der Verfluchten

0477 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: 0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Ecklokal mit Blick auf das Rollfeld. Die beiden Kellnerinnen trugen schicke Fräcke und scharf gebügelte Hosen. Kaffee gab es fast umsonst. Man zahlte nur die erste Tasse.
    Ansonsten schenkten die Damen nach.
    An einen Tisch wollte ich nicht. Die halbrunde Theke sah gemütlicher aus. Hinter ihr bediente ein mandeläugiges Wesen, das mich an die verschwundene Shao erinnerte. Ich bekam leichtes Magendrücken und atmete scharf durch die Nase.
    »Hast du was, John?« fragte Abe, der sich neben mir auf den braunen Lederhocker drehte.
    »Nein, nichts. Es war vielleicht der Flug. Mein Kreislauf muß sich stabilisieren.«
    Der G-man hob die Kaffeetasse. »Willkommen in der Stadt der Städte, John.«
    »Ja, danke.« Ich trank die Tasse halbleer. »Was macht der Broadway?« fragte ich.
    »Im Moment wird kein Grusical aufgeführt.« Abe Douglas lachte leise. »Das hast du doch gemeint oder?«
    »Klar.« Ich schlug die Karte auf, ohne das Gedruckte zu lesen. »Von Laurie Ball hast du auch nichts mehr gehört?«
    »Nein, keine Spur.«
    »Das hatte ich mir gedacht. Uns ist es ähnlich ergangen. Sie ist und bleibt verschwunden.«
    »Dafür haben wir jetzt den bösen Mann.«
    Ich schielte ihn von der Seite her an. »Wie schlimm ist er, Abe?«
    »Bestell dir erst mal etwas zu essen.«
    Ich entschied mich für Eier und Schinken sowie ein Glas Orangensaft. Die Mandeläugige bedankte sich lächelnd und gab die Bestellung durch. Zur Küche hin führte eine Durchreiche.
    »Also, Abe, wie war das mit dem bösen Mann?«
    »Er ist eine Legende.«
    Ich schaute auf meinen Kaffee. »Hier in New York?«
    »Nein, weiter nördlich. Auf dem flachen Land gewissermaßen. Du kennst die Neu-England-Staaten?«
    Ich lachte. »Wer kennt die nicht als Engländer?«
    »Da eben findet man die Sage vom bösen Mann. Sie stammt aus einer alten Indianer-Erzählung. Früher lebten dort zahlreiche Stämme. Huronen, Irokesen…«
    »Und welcher Stamm hatte den bösen Mann?«
    »Die Irokesen.«
    »Die Waldindianer also«, sagte ich mehr zu mir selbst. »Viel weiß ich darüber nicht.«
    »Da können wir uns die Hand reichen.«
    »Ich glaube, das brauchen wir auch nicht. Sag mir nur, Abe, was hat der Mann, der sich aus dem Fenster gestürzt hat, dort zu suchen gehabt?«
    Abe bekam einen roten Kopf. »Das ist eine sehr komplizierte Geschichte. Außerdem ist es eine geheime Kommandosache.«
    »Darf ich sie auch nicht wissen?«
    »Natürlich wirst du eingeweiht.«
    Mein Frühstück kam. Ei und Schinken dufteten herrlich und waren auf einem braunen Teller verteilt.
    »Laß es dir schmecken, John.«
    Ich kaute schon und nickte. »Du kannst ja inzwischen das Geheimnis lüften.«
    »Ich habe von einer übergeordneten Stelle einen bestimmten Auftrag bekommen. Nichts Gefährliches eigentlich, aber dennoch etwas Brisantes. Ich sollte herausfinden, wie es mit einem bestimmten Gelände nördlich von New York aussieht. Wie groß es genau ist, wie viele Menschen dort wohnen, wie die Natur beschaffen ist, die Infrastruktur, aber ich sollte den Auftrag nicht selbst übernehmen, sondern ihn an eine vertrauenswürdige Person weiterleiten. Und das war Kenneth Kudelke.«
    »Hatte er dein Vertrauen?«
    »Sicher. Er war Emigrant. Vor zehn Jahren ist er aus Polen geflohen, wollte immer zur Polizei, aber du weißt ja, wie das ist. Es gab Vorurteile, dann den Einstellungsstopp, und so arbeitete er eben inoffiziell für uns.«
    »Als Spitzel oder V-Mann?«
    »Im Prinzip ja. Er trieb sich in der Emigranten-Szene herum, die auch von Agenten unterwandert wird. Kudelke war absolut loyal. Man konnte sich hundertprozentig auf ihn verlassen, deshalb auch dieser andere Auftrag.«
    Ich spülte Eisreste mit Saft herunter. »Komm endlich zur Sache, Abe! Ich halte schon den Mund.«
    Der G-man spielte mit einem Streichholz. »Das mußt du auch, sonst kann es mich den Job und noch mehr kosten. Ich hatte Kudelke losgeschickt, um ein bestimmtes Gebiet zu kontrollieren und sich die entsprechenden Aufzeichnungen zu machen. Der Staat hat nämlich vor, nördlich von New York eine Entsorgungs-Anlage für Atommüll einzurichten. Und du weißt ja selbst, wie heiß das Eisen seit Harrisburg und Tschernobyl inzwischen geworden ist. Sogar brandheiß.«
    Ich hatte aufgehört zu essen. »Verflixt, Abe, mit allem hätte ich gerechnet, nur damit allerdings nicht.«
    »So sieht es aus.«
    Ich leerte das Glas. »Und jetzt ist dein V-Mann tot.«
    »Ja, auf ungewöhnliche Art und Weise ums Leben gekommen. Erst wurde er von
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