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0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Pensionierung protestiert und Zamorra glaubwürdig versichert, er würde sterben, wenn er seiner Berufung nicht mehr nachgehen könne. Zamorra beschäftigte ihn seitdem schon viele Jahre lang, und er hatte es keine Sekunde lang bereut. Raffael Bois war Treue und Zuverlässigkeit in Person.
    »Der Professor bat mich, Sie auf einen besonderen Gast aufmerksam zu machen, Herr Ewigk«, sagte Raffael. »Es handelt sich um Miß Sara Moon.«
    Unwillkürlich versteifte Ted sich.
    Er wußte, daß sie von CRAAHN befreit war. Dennoch versetzte es ihm einen Stich, daß sie hier war. In ihrer Eigenschaft als ERHABENE der Dynastie hat sie ihn verfolgen lassen und eine Kopfprämie auf ihn ausgesetzt. Ihretwegen hatte er sich in Rom verkrochen und vorübergehend eine andere Identätit angenommen - weil er überleben wollte. Er wußte, daß sie jetzt nicht mehr seine Todfeindin war, aber seinem Unterbewußtsein fiel es schwer, das zu akzeptieren.
    »Danke, Raffael«, murmelte er. Durch die Warnung des Dieners war er darauf vorbereitet seiner alten Feindin gegenüberzutreten. Trotzdem war es wie ein Schlag ins Gesicht, als er sie dann sah. Sie erhob sich von ihrem Platz und stand da in ihrem weißen, bodenlangen Gewand, das ihre aufregenden Körperformen betonte. Neben Sara Moon standen Gryf und Teri.
    Wenn die beiden anderen Silbermond-Druiden nicht dagewesen wären, hätte Ted möglicherweise immer noch nicht an Saras Friedfertigkeit geglaubt. Zamorra verbürgte sich zwar auch für sie, aber Zamorra verbürgte sich auch für Sid Amos alias Asmodis - und zumindest in diesem Punkt war sich Ted mit allen anderen einig, daß Sid Amos eines Tages wieder zu Asmodis werden würde. Und dann würde er der furchtbarste aller Feinde sein, weil er buchstäblich alles über die Zamorra-Crew wußte - dank Zamorras Gutgläubigkeit ihm gegenüber.
    Aber was Sara Moon anging - sie alle hatten gegen Merlins Tochter gekämpft und wenn nicht nur Zamorra, sondern auch die beiden äußerst mißtrauischen Druiden friedlich neben ihr standen, war davon auszugehen, daß kein Verrat im Spiel war.
    Es tat trotzdem weh, der Frau gegenüberzustehen, die alles daran gesetzt hatte, ihn zu töten. Sie hatte es selbst versucht, und sie hatte ihre Agenten auf Ted angesetzt.
    Sie lächelte ihn an!
    Grüßend hob sie die Hand. »Hallo, Ted«, sagte sie. »Ich bin froh, daß du gekommen bist.«
    Er lauschte, aber da war keine unterschwellige Feindschaft oder Bosheit in ihrer Stimme. Er konnte Menschen gut einschätzen, und in gewisser Hinsicht gehörten auch die Druiden zu den Menschen. Aber Ted sah nichts Böses. Auch sein Gespür warnte ihn nicht.
    Er zwang sich, daran zu denken, daß sie ihm auch das Leben gerettet hatte. Als er dem Einfluß jenes dämonischen Schnabelhiebes unterlag, den er bei einem Besuch in der Hölle hinnehmen mußte. Er war dem Tode nahe gewesen; er wäre gestorben, wenn nicht ausgerechnet Sara Moon, seine frühere Todfeindin, ihn geheilt hätte.
    Aber es fiel ihm schwer. Zu lange war sie ihm feindlich gesonnen gewesen, viel zu lange.
    Deshalb nickte er ihr nur grüßend zu; mehr brachte er einfach nicht über sich. Der Stachel saß zu tief.
    »Wir müssen ein Weltentor öffnen«, sagte Zamorra. »In die Vergangenheit, und zum Silbermond.«
    »Logisch - den Silbermond gibt es ja nur noch in der Vergangenheit«, erwiderte Ted trocken.
    »Für den Zeitsprung rückwärts brauchen wir Sara, und wir brauchen dich und deinen Machtkristall, um das Weltentor zu öffnen«, fuhr Zamorra fort.
    »Für den Zeitsprung rückwärts brauchst du Merlins roten Zeitring«, sagte Ted. »Warum muß ausgerechnet sie mit von der Partie sein?«
    »Du zeigst deine Abneigung ziemlich offen«, stellte Zamorra fest.
    »Hättest du’s lieber, wenn ich euch allen etwas vorlügen würde?«
    Zamorra seufzte. »Natürlich nicht, das weißt du. Aber es ist schade, daß du dich immer noch nicht von deinem Feinbild lösen kannst.«
    »Es gibt Menschen, die sind sehr vertrauensselig, und es gibt Menschen, die sind mißtrauisch. Sie leben meist länger.«
    Zamorra sah Merlins Tochter an. Aber sie ging nicht darauf ein. Ihr war Teds Dilemma sehr gut bewußt, und sie wußte auch, daß jede Äußerung von ihr seine unterbewußten Vorurteile nur verstärken würde. Eine Verteidigung war in diesem Fall nur eine Selbstanklage. Sie war hier, und Ted war hier - ob sie sich zusammenrauften oder nicht, lag nicht an ihr.
    Wenn Ted sie dafür verantwortlich machte, daß sie in der
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