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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brummte Saranow. »Nur herausfinden konnte er auch nichts. Es muß wirklich völlig unsystematisch sein.«
    Zamorra überlegte. »Vielleicht sollten wir diese Karte nach Frankreich faxen«, sagte er. »Dann könnte Raffael sie in unsere Anlage scannen und da noch einmal durchlaufen lassen…«
    »Und wozu soll das gut sein, Brüderchen Zamorra?« fragte Saranow. »Glaubst du, dein simpler Taschenrechner bringt mehr zustande als unsere Elektonengehirne?«
    »Vielleicht«, gab Zamorra zu bedenken. »Schließlich arbeiten wir mit einer ganz anderen Software als eure Polizei. Unsere Programme können nicht nur Mordfälle ausrechnen, vergleichen und nach unterschiedlichen Kriterien zueinander in Beziehung setzen, sondern auch parapsychische Effekte einbeziehen, metaphysische Erscheinungen, Felder und so weiter…«
    Saranow winkte ab. »Das könnten wir in Akademgorodok auch«, behauptete er. »Immerhin sind diese speziellen Programme russische Erfindung.«
    »Und warum habt ihr es dann noch nicht getan?« wunderte sich Zamorra.
    »Weil unsere Kollegen die Computer ja auch benötigen und wir höchstwahrscheinlich nicht genügend zusätzliche Rechenzeit beanspruchen können, du Witzbold! Man hat uns beide zwar von dort abgezogen«, er deutete auf Dembowsky und sich, »aber deswegen bleiben die Projekte ja nicht eigene, an denen unsere Teams arbeiten. Bloß wird da jetzt eben ohne uns gearbeitet. - Hoffentlich«, fügte er nach einer Kunstpause seufzend hinzu.
    »Also faxen wir die Karte zum Château«, beschloß Zamorra. »Raffael soll versuchen, ob er etwas herausfinden kann.«
    »Dieses riesige Blatt Papier?« ächzte Saranow. »So große Faxgeräte gibt’s doch gar nicht.«
    »Wir besorgen eben ein Duplikat dieser Karte, teilen es in entsprechende kleine Stücke auf und senden die nacheinander. Himmel, so etwas muß doch möglich sein!« entfuhr es Nicole. »Ich dachte immer, Organisationstalent wäre russische Erfindung.«
    Sie wartete seine pikierte Antwort nicht ab, sondern sah Dembowsky auffordernd an. »Helfen Sie mir, das in die Wege zu leiten, Fedor Martinowitsch?«
    »Sicher. Sofort? Das wird schwierig, weil die Geschäfte jetzt geschlossen haben, in denen wir Karten besorgen könnten, außerdem, was das Telefax angeht, da müssen wir auch…«
    »Schon gut. Trotzdem sollte es so schnell wie möglich passieren.«
    »Und wir beide«, sagte Zamorra und nickte Saranow zu, »schauen uns mal die Metro-Station an, in der sich der letzte Vorfall abgespielt hat. Vielleicht kann ich irgendwelche Schwingungen aufnehmen. Wenn wir das packen, sind wir schon ein ganzes Stück weiter…«
    »Vergiß nicht, daß wir unter Zeitdruck stehen, Brüderchen Zamorra«, drängte Saranow. »Jeder Tag, der verstreicht, ohne daß wir diesem Spuk an den Kragen gehen können, kann weitere Menschenleben kosten.«
    »Wem sagst du das?« murmelte der Franzose. »Komm, Genosse. Zeig mir den bewußten Ort.«
    ***
    »Metrofahren ist billig«, verkündete Saranow. »Du wirfst ein 5-Kopeken-Stück in den Automaten, bewegst dich möglichst schnell durch die Sperre, weil die Sperrstange dir sonst gegen die Beine schlägt, und dann kannst du das ganze U-Bahn-Netz ausnutzen, so lange du Zeit hast und so weit du fahren willst. Nur eine Station weit oder eine Stadtrundfahrt - das ist völlig egal. Du kannst auch immer wieder hin und her fahren. Nur wenn du erst mal wieder draußen bist, brauchst du eine neue Münze.«
    Zamorra nickte. Er kannte dieses System von Rom her, nur gab’s da gleichzeitig auch Fahrscheine. Die Sperren-Automaten der Metro schluckten das Geld aber ohne die Herausgabe eines Tickets oder wenigstens einer Quittung.
    Die Moskauer Metro, erläuterte Saranow, der für seinen Freund und Kollegen nur zu gern in die Rolle des Fremdenführers schlüpft, war 1935 erstmals eröffnet worden, damals noch mit nur 13 Stationen. Heute waren es längst über 100, das Streckennetz umfaßte mehr als 200 km Länge, und es wurde immer noch weiter ausgebaut.
    Die Bahnen waren so ziemlich das einzig regelmäßige und pünktliche Verkehrsmittel, auf das man sich hundertprozentig verlassen konnte, und in der Stoßzeit verkehrt sie im 30-Sekunden-Takt! Die Stationen liegen teilweise sehr tief unter der Erde und sind über schier endlos lange Rolltreppen erreichbar, deren Anfang und Ende man zuweilen nicht einmal sehen kann, wenn man sich gerade in der Mitte befindet…
    Zamorra musterte die grauen Steinmauern. Besonders anheimelnd wirkte die Anlage
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