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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Doppelzimmer nicht überzeugen. Aber sie konnten froh sein, überhaupt noch etwas bekommen zu haben. Rio war ausgebucht. Der Karneval zog die Touristen aus aller Welt wie ein Magnet und sorgte dafür, daß die Taschen- und Hoteldiebe sich wie im Paradies fühlten.
    »Uff«, machte Zamorra, riß sich das durchgeschwitzte Hemd vom Körper und warf es über den Fernseher. Seine Gefährtin Nicole Duval hatte aus der Hitze-Not längst eine Tugend gemacht und trug in der Abgeschiedenheit des Hotelzimmers nur sonnengebräunte Haut. Besuch war auch da: die Verbindungstür zum Nebenzimmer stand offen, und die Silbermond-Druidin Teri Rheken hatte es sich im zweiten Sessel bequem gemacht und die langen Beine von sich gestreckt. Sie hob kurz die Hand zu einem matten Gruß. Das hüftlange goldene Haar hatte sie malerisch über ihre Brüste drapiert und trug ansonsten ebenfalls goldfarbene Boxer-Shorts und das Stirnband mit dem Silbermond-Emblem. Nicole deutete auf die Druidin. »Verstehst du, chéri , wie sie es in dieser dicken Verpackung aushält? Mir ist es schon zu heiß…«
    Teri lächelte.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wie geht's dem dummen Hund?« wollte er von der Druidin wissen.
    »Schon wesentlich besser, und wenn er spitzkriegt, wie du ihn nennst, wird er noch schneller wieder fit, damit er dir in die Kehrseite beißen kann. - Die kleinen Zaubermittelchen helfen offenbar ausgezeichnet. Er denkt schon wieder daran, Karnickel und Katzen zu jagen.«
    »Letzteres soll er lassen«, protestierte Nicole. »Man jagt keine Katzen!«
    » Man nicht, aber Wolf«, sagte Teri schulterzuckend. »Es macht ihm immer einen Heidenspaß, die armen Viecher zu hetzen.«
    »Blöder Köter«, murmelte Nicole.
    Die Rede war von Fenrir, dem alten sibirischen Wolf, der seit langer Zeit ein treuer Weg- und Kampfgefährte der Zamorra-Crew war. Er besaß den Verstand eines Menschen und die Gabe der Telepathie; auf diese Weise konnte er sich ausgezeichnet mit seinen Freunden verständigen. Bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer war er durch einen Schlag auf den Kopf schwer verletzt worden und hatte eine Menge Blut verloren. Aber Teris druidische Heilkunst und ein paar Geheimrezepte, die Zamorra ausgegraben hatte, brachten den vierbeinigen Freund allmählich wieder auf die Pfoten. Hier in Rio de Janeiro, in der Abgeschiedenheit des Hotelzimmers, hatte er auch die nötige Ruhe dafür. Hier lauerte keine Gefahr, keine körperliche Anstrengung. Lediglich die hohen Temperaturen machten ihm ein wenig zu schaffen.
    Wenn es nach Zamorra gegangen wäre, dann wären sie überhaupt nicht hier. Aber Nicole hatte ihn und auch Teri dazu überredet. Bis vor ein paar Tagen hatten sie am anderen Ende Brasiliens zu tun gehabt, in den Tiefen des Regenwaldes. Ein Team von Archäologen kümmerte sich dort um die jüngst entdeckte »verlorene Stadt des Brennenden«. Zamorras Freund Robert Tendyke war als Fremdenführer und Aufpasser bei ihnen, und er würde auch noch eine Weile bei den Forschern bleiben. Zamorra, Nicole und Teri hatte eine andere Sache dorthin geführt - aus jener »verlorenen Stadt« war ursprünglich der Mordgötze gekommen, der vom »Brennenden Inka« vor Jahrhunderten mit einem Fluch belegt worden war. Mittlerweile gab es beide nicht mehr, weder den Mordgötzen noch den Brennenden, und ein Teil der unterirdischen Stadt-Anlagen war zerstört worden. Im Zuge der Geschehnisse war auch Fenrir verletzt worden. [1]
    Nicole war es dann, die Zamorra und Teri bedrängte, einen Abstecher nach Rio zu machen. »Ich will dieses Fest endlich auch mal erleben. Wir haben genug Zeit und ein billiges Transportmittel.« Mit dem billigen Transportmittel hatte sie natürlich die Druidin gemeint. Eine der Para-Fähigkeiten der Silbermond-Druiden war der zeitlose Sprung , der sie von einem Augenblick zum anderen an jeden beliebigen Ort brachte, sofern sie sich darauf konzentrierten.
    So waren sie in den brodelnden Hexenkessel Rio gekommen. Im Hilton-Crest fanden sie dann tatsächlich noch zwei einigermaßen brauchbare Zimmer - aber vermutlich nur, weil dafür ein dermaßen unverschämt hoher Preis verlangt wurde, daß alle anderen davor zurückgeschreckt waren.
    Zamorra warf sich rücklings auf das Bett, auf dem sich schon Nicole malerisch ausgestreckt hatte. Er rollte sich kurz zu ihr herum, küßte sie und kehrte dann in seine bequeme Ruhelage zurück. »Ich habe uns für morgen gemütliche Plätze organisiert, von denen aus wir den Umzug genießen können«,
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