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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zimmer bezogen haben. Aber warum sollte es uns bekümmern? Vermutlich ist dort ein Verbrechen begangen worden. Das ist in Rio leider an der Tagesordnung.«
    Da war noch etwas in den Gedanken meines Trainings-Objektes , teilte der Wolf mit. Eine Frau ist auf dem Balkon tot aufgefunden worden. Und ihr Körper soll sehr blutleer gewesen sein. Sagt euch das etwas?
    Sie sahen sich an.
    »Fledermäuse«, sagte Nicole Duval.
    »Vampire«, sagte Professor Zamorra.
    »Ihr seid ja alle verrückt«, sagte Teri Rheken.
    ***
    Zamorra hob einen Arm. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir verrückt sind«, sagte er. »Teri, stell dir einfach mal vor, du wärst ein Vampir. Wo könntest du sicherer sein als bei Veranstaltungen dieser Art? Etwa hundert Stunden lang wird hier in Rio der Bär los sein. Weißt du, wie viele Menschen hier in diesen vier Tagen spurlos verschwinden? Weißt du, wie viele zwar nicht verschwinden, aber tot in verschwiegenen Ecken gefunden werden, wenn der ganze Zauber vorbei ist? Rio ist Paradies und Hölle zugleich, und vor allem im Karneval. Da fällt es überhaupt nicht auf, wenn sich auch Dämonen und Vampire hier tummeln und ihre Opfer suchen. Es würde mich sehr wundern, wenn es nicht so wäre.«
    »Du hast wirklich ein sonniges Gemüt«, bemerkte Nicole.
    »Ich versuche nur eine klare Linie in die Sache zu bringen«, sagte Zamorra. »Blutleere Leichen, das deutet hundertprozentig auf einen Vampir hin. Und wenn ich dann an unseren Balkonvermieter Maneira denke mit seiner Fledermauszucht…«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß dieser Maneira ein Vampir ist!« protestierte Nicole. »Wann hast du ihn getroffen? Gestern abend? Nein. Heute nachmittag. Im hellen Sonnenschein, wie's aussieht.«
    »Daß es Tageslicht-Vampire gibt, die sich von Sonnenlicht nicht mehr abschrecken lassen, wissen wir schon seit anderthalb Jahrzehnten«, stellte Zamorra trocken fest. »Die Evolution ist auch bei diesen Geschöpfen nicht stehengeblieben… aber ich glaube nicht, daß er ein Vampir ist. Das Amulett hat nicht auf ihn reagiert. Die Sache mit den Fledermäusen läßt mich trotzdem nicht mehr los. Ich denke, daß wir uns einmal recht eingehend mit diesem Senhor Maneira unterhalten werden - aber erst«, fügte er mit einem Blick auf Nicole hinzu, »wenn die Show vorbei ist und wir den Balkon nicht mehr brauchen.«
    Nicole kam zum Bett zurück, beugte sich über Zamorra und drückte ihm einen zärtlichen Kuß auf die Wange.
    »Vorerst werden wir allerdings noch einkaufen müssen«, sagte sie. »Ich habe nämlich nichts anzuziehen.«
    Evas Klage seit der Apfelernte im Paradies. Diesmal aber konnte Zamorra ihr nicht widersprechen. Sie waren ziemlich überstürzt aus dem Château Montagne aufgebrochen, um das Rätsel des »brennenden Inka« zu klären, und hatten es nicht mal geschafft, die gepackten Koffer mitzunehmen. Sie hatten praktisch nur das mit, das sie am Leib trugen. Von daher konnte selbst Zamorra sich dem Zwang der Neuausstattung nicht entziehen.
    Er erhob sich wieder und holte sich das Hemd, das eigentlich längst reif für die Wäsche war. Mit sichtlichem Widerwillen zog er das durchgeschwitzte Teil wieder an.
    Nicole griff nach seiner Hand und strebte der Tür entgegen.
    Zamorra widerstand dem Zug. »Sag mal, hast du nichts vergessen?« erkundigte er sich mit einem anzüglichen Blick. Nicole stutzte, stellte fest, daß sie immer noch keinen Faden am Leib trug, und trollte sich dann seufzend zu ihren Sachen.
    Während sie sich anzog, telefonierte Zamorra nach einem Taxi.
    Marin Careio machte Dampf. Er sah sich alle drei Toten selbst an. Bei dem ersten Opfer, dem Mädchen Lauretta, hatte er Glück - zwei Stunden später, und sie wäre beigesetzt gewesen. So aber konnte er den Zinksarg noch einmal öffnen lassen. Den Anblick von Leichen in jedem Zustand war er gewohnt, und er hatte auch schon genug Tote gesehen, die zu Tode gestürzt oder gestürzt worden waren. Abermals hatte er Glück, weil das Gesicht des Mädchens weitgehend unversehrt geblieben war. Es wirkte völlig entspannt. Daran hatte kein Leichenkosmetiker gearbeitet, weil nach der Obduktion keine offene Aufbahrung mehr vorgesehen war. Aber aufgrund des Gesichtsausdruckes war Careio klar, daß jeder sofort auf Selbstmord getippt hatte, der den Leichnam sah - da war nichts von Angst oder Erregung. Nur ein zufrieden lächelndes Gesicht, welches Gevatter Tod trotz des Sturzes kaum hatte entstellen können.
    Das war es, was Careio hatte sehen wollen. Er sah
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