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047 - Panik

047 - Panik

Titel: 047 - Panik
Autoren: Dämonenkiller
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unterhalten hast, Jean? Der Große mit dem Schnurrbart hat mir gut gefallen.«
    »Du willst mich wohl für dumm verkaufen, Laona«, fuhr Guillard sie an. »Ich war heute noch nicht hier! Dummes Stück! Hau ab!«
    Laona setzte sich fort. Jean Guillard galt als Sonderling; sie dachte nicht weiter darüber nach, was den Alten wohl dazu bewog, seine Unterhaltung mit den beiden Männern zu leugnen. Der Barkeeper überlegte noch, wie Jean Guillard es wohl anstellte, so nüchtern zu erscheinen, und wo er seine Flasche Gin gelassen hatte. Aber bald waren Jean Guillards Benehmen und die beiden Fremden vergessen.

    Am Stadtrand schlurfte ein alter Mann dahin, der aufs Haar genauso aussah wie Jean Guillard. Er hielt eine Flasche in der Hand und wanderte auf einen Palmenhain zu. Hier warf er die Flasche achtlos weg. Er murmelte etwas, beschrieb einige Gesten mit den Händen und malte mit den Fingern ein magisches Symbol in die Luft. Sein Äußeres veränderte sich. Er wurde zu einem kräftigen, stumpfsinnig dreinschauenden Einheimischen mittleren Alters.
    »Warte, Dorian Hunter!«, sagte er halblaut. »Diesmal sollst du mir nicht entkommen. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.« Er kicherte bösartig. »Erst kurz vor deinem grässlichen Ende wirst du erkennen, wer dich getäuscht hat.«
    Eine weitere Beschwörung, und mit dem Krachen des ersten Donners war der Melanesier verschwunden.

    Es goss wie aus Kübeln. Der Weg durch den tropischen Regenwald war kaum noch zu erkennen. Der Toyota sank an manchen Stellen fast bis zu den Achsen im Schlamm ein. Die wassergefüllten Schlaglöcher stellten die Stoßdämpfer auf eine harte Probe. Die Scheibenwischer vermochten der Fluten nicht mehr Herr zu werden.
    Dorian fuhr mit zusammengekniffenen Augen im Schritttempo. Zu alledem war das Schiebedach des Toyota nicht ganz dicht.
    »Hoffentlich sind wir bald da«, knurrte Dorian. »Wenn die Karre stecken bleibt, stehen wir gut da.«
    Marvin Cohen grinste nur; er fand das alles lustig, das Krachen des Donners, das Zucken der Blitze, die Windstöße, den Regen.
    Dorian wischte über die Scheibe. Er glaubte die kleine Lichtung zu sehen, von der Jean Guillard gesprochen hatte, war sich aber nicht sicher. »Halt deinen umnebelten Schädel mal aus dem Seitenfenster, Marvin! Ist hier die Hütte dieses Araui?«
    »Schau doch selber nach!«, lallte Cohen.
    Dorian gab ihm einen derben Stoß, und brummend bequemte sich Marvin Cohen, das Seitenfenster herunterzukurbeln. Er schaute hinaus.
    »Da steht eine Hütte«, bemerkte er, als er seinen nassen Kopf wieder zurückzog.
    Dorian ließ den Wagen auf dem Weg stehen. Er traute dem Untergrund zu beiden Seiten nicht. Die Männer stiegen aus, und im Nu waren sie völlig durchnässt. Dorian schloss eilig den Wagen ab. Sie liefen zur Hütte, einem mit Palmwedeln gedeckten Bauwerk mit einem hohen, geschnitzten Giebel. Arauis Hütte war ohne einen Nagel oder ein Eisenteil errichtet worden; lediglich Rotanlianen und Kokosschnurtaue hielten alles zusammen. Die Hütte stand auf einem Steinfundament. Dorian hämmerte mit der Faust gegen die Tür, und eine dumpfe Stimme sagte drinnen im Inseldialekt etwas.
    »Jean Guillard schickt uns!«, rief Dorian. »Wir müssen mit dir reden, Araui.«
    Der Hüttenbewohner öffnete und ließ Dorian und Marvin Cohen ein. Er war ein kräftiger, stumpf dreinblickender Melanesier mittleren Alters und trug nur einen Schurz über dem recht umfangreichen Bauch.
    »Ah, Guillard, der alte Trunkenbold«, sagte er. »Was hat er wieder herumerzählt?«
    Das Innere der Hütte bestand aus einem einzigen großen Raum, der lediglich durch Flechtmattenwände, die nicht bis zur Decke reichten, unterteilt war.
    »Bist du allein, Tohunga Araui?«, fragte Dorian.
    »Ja.«
    »Ich bin Dorian Hunter, jener Tohunga, den die Dukduk opfern wollen. Ich will mit dir über den Geheimbund und über ein paar andere Dinge sprechen.«
    Der Dukduk musterte Dorian Hunter und Marvin Cohen verschlafen und winkte ihnen dann, näher zu treten. Er brachte Handtücher, mit denen sie sich abtrocknen konnten, und zwei Tiputas, Kleidungsstücke, die dem südamerikanischen Poncho entsprachen; sie waren bunt und wiesen leuchtende Motive auf.
    Araui setzte seinen Gästen Schalen mit erfrischender Kokosmilch vor. Draußen ließ das Gewitter schon nach. Der Donner grollte in der Ferne.
    Arauis Hütte war einfach eingerichtet. Die Männer saßen auf Matten. An Nägeln in der Wand hingen einige Gebrauchsgegenstände, in der
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