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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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Hocke und gab die Zahlen ein: 1-9-8-0, sein Geburtsjahr. Es klackte vernehmlich.
    Die Tür war etwas schwergängig, ließ sich aber öffnen.
    Matt stellte die Öllampe vor den offenen Tresor und begann seinen Inhalt zu sichten.
    Dokumente, Fotos, Briefe, alles sorgfältig eingeschweißt. Stück für Stück ging er die Sachen durch.
    Er stieß auf ein großes Kuvert mit der Aufschrift: Besuch von der dunklen Seite des Mondes / Letzte Weihnachten vor dem Kometen. Er öffnete es und fand das Drehbuch eines Theaterstücks und sieben Fotos. Seine Eltern blickten ihm entgegen, Pete Armagosa, und Colin Ashton mit seiner Familie. Ein Kloß bildete sich in Matts Kehle.
    Unterschiedlich stark ausgeprägte Wehmut lag auf den Mienen der Menschen. Nur Colin Ashton strahlte, als hätte er noch hundert glückliche Jahre vor sich. Auf zwei Fotos erkannte Matt Kathleen Ashton.
    Er fand die Satzung der Bürgerwehr von Riverside, und als er den Namen des Vereins las, fiel endlich auch dieser Groschen: Townsfolk-Guard hatten seine Eltern und die Nachbarn ihre Bürgerwehr genannt, und jetzt erst erkannte Matt den Bezug der Sippe der Taungards. Waren Gracia Jurupas Jäger und Sammler womöglich aus dieser Bürgerbewegung hervorgegangen?
    Er fand einen Feldstecher. Sein Vater hatte ihm das Ding geschenkt, als Matt nach einem Footballspiel mit Gehirnerschütterung und mehreren Knochenbrüchen wochenlang in einer Klinik gelegen hatte. Sechzehn Jahre alt war er gewesen. Mit dem Feldstecher konnte er von seinem Bett aus nachts die Sterne und tagsüber das Treiben im Krankenhausgarten beobachten. Und frühmorgens die Krankenschwestern, wenn sie sich in den Personalräumen des gegenüberliegenden Gebäudeflü- gels umzogen.
    Ein Schweizer Offiziersmesser in einem Lederetui lag im unteren Tresorfach. Es hatte einst Matts Großvater väterlicherseits gehört. Seine Initialen waren in die roten Griff schalen graviert: M.D., Matthew Drax. Seine Eltern hatten ihm den Namen seines Großvaters gegeben.
    Matthew Drax senior war eine Zeitlang Sportlehrer in einem College in Los Angeles gewesen und hatte anschließend Extremtouren in den Rocky Mountains veranstaltet. Matt hatte ihn als Junge manchmal begleitet. Matthew Drax der Ältere war siebenundacht- zigjährig zwei Jahre vor dem Kometen- einschlag an den Folgen eines Autounfalls gestorben. Das Messer hatte er seinem Sohn, Simon Drax hinterlassen. Matt ließ es in die Brusttasche seines Kombis gleiten.
    Er blätterte mit einer seltsamen Mischung aus Wehmut, Schmerz und Nostalgie in Fotoalben, steckte ein Bild seiner Eltern ein, las ihr Testament, Briefe, Besitzurkunden - und versank in Erinnerungen, bis das Öl in der Lampe zur Neige ging.
    Matt verstaute die Dokumente, Briefe und Fotos wieder im Tresor. Hier waren sie gut aufgehoben. Vorläufig. Bis er die Weichen für seine Zukunft gestellt hatte. Für seine und Aruulas Zukunft.
    Den Feldstecher hängte er sich um den Hals. Er verschloss den Safe und stieg die Treppe hinauf. Dunkelheit lag über den Ruinen und Bäumen, als er ins Freie trat.
    Zchonni und Penzer halfen ihm, den Eingang zu tarnen. Dann ging es zurück ins Lager. Matt sprach nicht; er hing seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Sein Herz war bleischwer. Er sah die Gesichter seiner Eltern vor sich. Manchmal stiegen ihm unvermittelt Tränen in die Augen.
    Die College-Ruine lag schon hinter ihnen, als sie Lichter in der Dunkelheit ausmachten. Zwei Drakullen kamen ihnen entgegen. Sie schnalzten und zischten erregt, während sie sich mit Zchonni verständigten.
    »Großes Tempo«, sagte Zchonni schließlich.
    »Angriff. Verwundung unseres Papz.« Sie warteten nicht auf Matt, sondern galoppierten in die Dunkelheit.
    Die Alte führte Matt zurück zu den Flugzeugwracks. Als würde sie im Dunkeln wie am hellen Tag sehen, so sicher bewegte sie sich durch die Nacht.
    Von weitem schon sah Matt die Flammen lodern. Er ließ die Alte stehen und rannte den Feuern entgegen. Das Gemeinschaftshaus brannte lichterloh. Und zwei weitere Flugzeugwracks ebenfalls. Taungards hockten teilnahmslos im Unterholz. Matt musste einen von ihnen schütteln, bevor er in dürren Worten berichtete, was geschehen war: Eine große Schar Vermummter hatte angegriffen und Dutzende von Taungards getötet. Mindestens sechs Drakullen waren ums Leben gekommen. Drei ihrer Wagen standen ebenfalls in Flammen.
    Matt lief zur Wagenburg. Erschöpfte Echsenmänner stützten sich auf ihre Waffen - Krieger nach hartem Kampf. Die Frauen
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