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047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

Titel: 047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits
Autoren: Larry Brent
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hören.
    „Vielleicht
würde ich so handeln wie Sie, Winter“, entgegnete Lee Lunch schließlich leise,
und er sprach ganz langsam, als fiele ihm jedes einzelne Wort schwer. Seine
Blicke gingen an dem Dicken vorbei und streiften die Spanierin, die erstaunt
ihre Augen öffnete und schloß, als erwache sie aus einem tiefen unruhigen
Schlaf.
    „Horace?“
flüsterte sie schwach.
    Winter wandte
sich Loretta zu. Unbemerkt legte er das blutige Fleischmesser auf die
Fensterbank zwischen die Grünpflanzen, damit die Spanierin die Tatwaffe nicht
sah.
    „Es war
schrecklich, Horace - er war - wieder da - ich habe alles gespürt - ich konnte
ihn nicht loswerden. Er hat mich gezwungen - wo warst du die ganze Zeit über,
Horace?“
    „An deiner
Seite. Es ist alles gut, Loretta.“ Fürsorglich wie ein Vater griff er nach
einem frischen Papiertaschentuch auf dem Nachttisch und tupfte den kalten
Schweiß von der Stirn des Mediums.
    Loretta
versuchte sich aufzurichten, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Dieser schmale,
ausgemergelte Körper verbrauchte seine Substanz bei den Kontakten in eine
andere - unfaßbare Welt.
    Die Spanierin
redete wirr durcheinander. Winter reichte ihr ein Glas Wasser, und sie nahm ein
paar kleine Schlucke.
    Loretta war
noch so abwesend, daß ihr gar nicht die Anwesenheit einer zweiten Person in
diesem Raum bewußt wurde.
    Der Spanierin
fielen die Augen zu. Sie schlief von einer Sekunde zur anderen ein. Vor
Erschöpfung.
    „Diese
bleierne Müdigkeit kommt nach jeder Trance über sie“, erklärte Winter, „als
befände er sich unten im Raum bei seinen Anhängern und würde ihnen ein
besonderes Phänomen darlegen!“
    „Das ist gut.
Dann kann sie sich erholen. Und während eines normalen Schlafes kann nichts
passieren“, schaltete sich Lee Lunch ein.
    Winter sah ihn
an. Er schüttelte den Kopf. „Gestern waren es zwei Morde, vielleicht sind es
heute wieder zwei? - Gestern war Loretta gerade vor Erschöpfung eingeschlafen,
als sie erneut unter den unfaßbaren Zwang des Bösen geriet. Das Messer bohrte
sich in jener Nacht zum zweitenmal in das Fleisch eines Menschen.“
    Lee Lunch
wurde es plötzlich heiß. „Bei der Versammlung heute abend wurde einem der
Teilnehmer der Tod prophezeit.“
    Horace Winter
zuckte nicht mal zusammen. „Ich weiß. Linda Davon. Ich habe auch schon daran
gedacht. Wenn es dazu kommt - wir können es nicht mal verhindern. Wo Miß Davon
sich im Augenblick auch aufhält - das Schicksal wird sie ereilen. Vielleicht
ist sie auch schon tot. Das Blut am Messer…“ Er sprach nicht weiter. Sein Blick
klebte an der Stelle zwischen den Blumentöpfen. Das Messer war verschwunden!
     
    ●
     
    Ein Stöhnen
entrann den Lippen Horace Winters.
    Ein noch
lauteres Stöhnen aber drang aus der Richtung der Liege.
    Loretta warf
sich im Schlaf unruhig hin und her, der Schweiß perlte auf ihrer Stirn, lief in
Bächen von ihren Schläfen und stand auf ihrem Hals. Wie ein Fieberkranker, der
nicht bei vollem Bewußtsein war, schlug sie um sich, murmelte unverständliche
Worte, und kleine, spitze Schreie kamen über ihre zitternden, schmalen Lippen.
    Dann öffneten
sich ihre großen Augen. Aber sie nahm nicht die Umgebung ihres Zimmers wahr.
Ihre angsterfüllten Blicke spiegelten Wahnsinn. Sie sah etwas anderes, nahm
teil an etwas Furchtbarem, war Werkzeug und konnte sich dem Einfluß, der sich
ihrer bemächtigt hatte, nicht mehr entziehen. Ihr eigener Wille war völlig
erloschen.
    Dann lag
Loretta still wie eine Tote.
    Nach einem
Tiefschlaf, der noch nicht mal drei Minuten gedauert hatte, war sie erneut in
einen unerklärlichen und von ihr nicht gewollten Trancezustand gefallen.
    Anspannung
kennzeichnete Winters Gesicht. „Ich habe es gewußt“, sagte er mit dumpfer
Stimme. Er schnaufte lauter als sonst, so aufgeregt war er. „Der zweite Mord,
wie gestern. Irgendwo in London wird jetzt jemand unter den Messerstichen des
Bauchaufschlitzers sterben!“
     
    ●
     
    „Dann wünsche
ich dir eine gute Nacht, Linda.“
    Frank Hunter
küßte die attraktive Reporterin. Lindas Kuß war nur kühl und kurz.
    „Nicht ganz
zufrieden mit dem heutigen Abend?“ fragte der Wäschevertreter müde.
    Die
Engländerin zuckte die Achseln.
    „Wie man es
nimmt, Frank. Ein bißchen abgespannt. Das ist kein Wunder. Es ist schon spät.“
    Hunter hatte
nach dem Besuch bei Winter noch ein kleines Restaurant mit Linda aufsuchen
wollen. Aber durch den Nebel waren sie so langsam vorwärtsgekommen, daß es
sinnlos
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