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0468 - Grab-Phantome greifen an

0468 - Grab-Phantome greifen an

Titel: 0468 - Grab-Phantome greifen an
Autoren: Jason Dark
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war kaum zu erkennen. Ich sah nur mehr einen etwas helleren Schatten. Aber es war ein Mann. Er trug einen Umhang. Die Farbe war nicht zu bestimmen, mir aber kam er irgendwie bekannt vor. Nicht daß ich ihm schon einmal begegnet wäre, aber ich kannte Bilder oder Ikonen, auf denen ähnliche Männer abgebildet worden waren.
    Sahen so Heilige aus?
    Ja, die Menschen hatten sie ähnlich gemalt, und ich wollte wissen, wer es war.
    Der Mann mußte etwas spüren. Durch seine Gestalt ging ein Ruck, auch das Kreuz bewegte sich dabei.
    »Es ist jemand hier…«
    »Ja, ich.«
    Ich hatte automatisch geantwortet, weil mir dieser Mann Vertrauen einflößte.
    »Ich sehe dich nicht.«
    »Dafür ich dich.«
    Es waren erste spartanische Sätze, die wir wechselten, als wollten wir uns zunächst gegenseitig beriechen. Und beide verstanden wir uns, was auch wieder als Phänomen bezeichnet werden konnte.
    Der Unbekannte redete weiter. »Ich sehe dich nicht, aber ich weiß, daß du etwas Besonderes sein mußt Es geht von dir ein Strahlen aus, das auch ich spüre…«
    »Willst du meinen Namen wissen?«
    »Nein, aber ich möchte erfahren, wo du herkommst.«
    »Aus einer anderen Zeit«, erwiderte ich.
    »Die noch kommen wird?«
    »Ja.«
    »Dann haben dich die Mächte des Schicksals gelenkt, und dann habe ich einen Fehler gemacht.«
    »Das ist möglich, aber bitte, woher hast du dein Kreuz?«
    »Es ist zu meinem Begleiter auf einem langen Weg geworden.«
    »Darf ich nach dem Weg fragen?«
    »Ja, er wurde mir vorgezeichnet. Ich erhielt den Ruf des Allerhöchsten. So ging ich aus und in die Welt hinein, um die Heiden zu bekehren.«
    »Dann bist du ein Missionar!«
    »Vielleicht hat man mich so genannt.«
    »Und deinen Namen darf ich nicht erfahren?«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Aber du hast das Kreuz. Ich kenne es nicht, aber ich kenne es trotzdem, denn auch ich besitze ein Kreuz, in dem einmal die Zeichen eingraviert waren, die ich auch an deinem gesehen habe. Woher hast du sie? Wie kommen sie dorthin, denn meine hat die Hölle gestohlen.«
    »Es ist alt, das Kreuz, viel älter, als ich jemals werden kann. Ich fand es auf meinen Reisen.«
    »Wo war das?«
    »Im Süden. In einem Land, das einmal den Römern gehört hat. Dort waren die Christen und auch die Juden. Dort haben sie sich verbergen müssen, aber dieses Kreuz, das beide Glaubensgemeinschaften verband, entdeckte ich tief in einer Katakombe, wo es einmal von einem der Zwölf hingelegt worden sein sollte.«
    Ich wußte, wen der Missionar meinte. Das konnten nur die Apostel gewesen sein.
    Ich schluckte, und mir war gleichzeitig klar, daß diese Kreuz mit dem meinen nichts zu tun hatte. Aber ich hatte einen Namen gehört und wollte mehr über Baal wissen.
    Indirekt sprach ich den Missionar darauf an. »Wer waren die Krieger, die ein Opfer darbringen wollten?«
    »Sie gehörten zu den wilden Horden aus dem Südosten, die immer wieder in unser Land einfallen. Sie hausen in tiefen Wäldern, gleichen Tieren mehr als Menschen und beten die finsteren Götzen an.«
    »Auch Baal?«
    »Ja, auch Baal. Sein verfluchter Name hat sich über die Zeiten hinweg ausgebreitet. Wie die Abtrünnigen in der Zeit der Stammväter um das goldene Kalb tanzten, so verehrten auch diese Horden den verfluchten Götzen. Sie wollten ihm Menschenopfer darbringen, aber wir haben sie gestoppt, denn mir gelang es, Baals Feuer zu löschen, indem ich auf den Altar stieg. Wir werden an dieser Stelle eine Kirche bauen und das Kreuz als Schutz in die Tiefe der Erde legen, weil ich weiß, wie mächtig Baal ist. Er nimmt nicht allein Menschenopfer an. Manchmal holt er sich auch die Seelen seiner Diener, um sie viel, viel später wieder in die Welt zu schicken. Das dürfen wir nicht zulassen, wir müssen dem durch unsere Kraft einen Riegel vorschieben.«
    »Es wird dir nicht gelingen«, sagte ich.
    Zum erstenmal zeigte der namenlose Missionar eine Reaktion. Er kam einen Schritt vor und streckte seinen linken Arm aus. »Du zweifelst daran? Wie kannst du es?«
    »Weil ich es weiß.«
    »Dann erkläre es mir.«
    »Ich komme aus einer anderen Zeit, die mehr als tausend Jahre in der Zukunft liegt. Und ich befinde mich eigentlich in der Kirche, die ihr nochbauen werdet. Sie wird zwar zerstört werden, aber es werden sich immer Menschen finden, die sie wieder neu errichten. Und auch das Kreuz bleibt in der Tiefe des Bodens, bis zu dem Tag, an dem man es einfach fortnimmt, weil man es bei Ausgrabungen fand. Damit ist die Zeit der
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