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0468 - Grab-Phantome greifen an

0468 - Grab-Phantome greifen an

Titel: 0468 - Grab-Phantome greifen an
Autoren: Jason Dark
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einem bestimmten Baum, an den sie die Frau gebunden hatten. Sie befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Ihre Kleidung war zerrissen. Sie zitterte vor Kälte und Angst.
    Als sie die beiden Wilden auf sich zukommen sah und in die Gesichter der Männer schaute, wußte sie, was ihr bevorstand. Sie hatte immer wieder versucht, die Fesseln zu lockern. Das Gegenteil war eingetreten. Die aus Pflanzenstielen bestehenden Stricke schnitten noch tiefer und fester in ihre Haut.
    Die Männer hatten sie einfach geraubt. Ihr Gatte war getötet worden. Er lag auf dem Brunnenrand. Sein Körper war von schweren Wunden gezeichnet. Und auch die beiden Kinder hatten die Mörder rücksichtslos niedergemacht.
    Nur sie lebte noch.
    Ihre Eltern hatten ihr den Namen Ruth gegeben. Beide waren sehr gläubig gewesen, und auch Ruth vertraute auf Gott, trotz der schrecklichen Lage, in der sie sich befand.
    Man hatte ihr Gewalt angetan. Es war schlimm gewesen. Wenn sie daran dachte und die Augen schloß, standen die schlimmen Bilder wieder vor ihr.
    Jetzt hielt sie die Augen offen und schaute in die grausamen Gesichter der beiden Krieger.
    Einer zog ein Messer und trat dicht an die Gefangene heran. Deren Herzschlag beschleunigte sich, als die gefährliche Klinge in Augenhöhe an ihr vorbeiwischte.
    Aber der Krieger löste nur die Fesseln. Bisher hatten die Bänder die Frau gehalten, nun aber sackte sie zusammen, da sie sich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Der Mann, der auch ihr Fesseln aufgeschnitten hatte, stieß ein grunzendes Geräusch aus und bückte sich.
    Mit einer Hand faßte er sie unter und zog sie in die Höhe. Wie ein Paket klemmte er sie unter den Arm und ging davon. Der zweite Krieger folgte ihm.
    Die anderen Wilden hatten schon auf ihre Artgenossen gewartet.
    Sie traten respektvoll zur Seite, als Turga sich den Weg bahnen wollte. Er blieb vor der Frau stehen.
    Sein Blick war grausam und stechend. Mit schmutzigen Fingern faßte er unter ihr Kinn und hob den Kopf an.
    Das Gesicht war schmutzig. Tränen hatten feuchte Spuren hinterlassen. Verdreckt und verfilzt klebten die Haare zusammen, und die Lippen zitterten vor Angst und Kälte.
    »Das Feuer des Götzen wird dich verschlucken!« sagte er, aber die Frau verstand ihn nicht, weil er in einer völlig fremden Sprache redete. Aber er hatte seinen Kopf gedreht und auf den Feueraltar geschaut, so daß die Frau Bescheid wußte.
    Ruth verkrampfte sich vor Angst. Sie kannte den Begriff des Feueropfers, man hatte ihr davon erzählt, denn schon im Alten Testament war darüber geschrieben worden.
    Aber Menschen verbrennen?
    Turga lachte laut, griff zu und erwischte ihre Haare, sowie auch, eine Schulter. Es war ein Klammergriff. Ruth hatte keine Chance, sich zu befreien. Zwar stemmte sie die Beine in den weichen Boden, aber der Kraft des Wilden war sie nicht gewachsen. Turga schleifte sie wie ein Stück Holz auf den Flammenaltar zu, begleitet von den Blicken und den heiseren Schreien seiner Freunde.
    Ruth starrte in die Flammen. Grün, manchmal auch rötlich schillernde wuchsen vor ihr wie eine Wand hoch. Sie glaubte auch, eine schreckliche Fratze darin tanzen zu sehen. Das Gesicht des Götzen.
    Und auch Turga sah es.
    Laut rief er den Namen Baal, und seine Stimme hallte durch den finsteren Wald.
    Baal erhörte sein Flehen. Er zeigte sich seinem Diener als Feuerfratze in der Flammenwand.
    Turga schüttelte sich. Er hatte den Ruf gehört. Der große Götze war da, um sie zu beschützen und er sollte das bekommen, was man ihm schon in frühbiblischer Zeit dargebracht hatte.
    Ein Menschenopfer!
    »Dein Opfer, Baal!« brüllte Turga in seiner Sprache, die Ruth nicht verstand. Sie konnte sich allerdings vorstellen, daß sie mit diesen Worten gemeint war und daß ihr Schlimmes bevorstand.
    Die Krieger kamen näher. Sie schlichen von drei Seiten heran.
    Demutsvolle Haltungen, die Furcht vor dem Götzen und dem Feuer hielt sie gefangen. Auf ihren wilden, bärtigen Gesichtern lag zumeist ein lauernder Ausdruck. Ein Zeichen der Spannung, die sie gefangen hielt.
    Turga war nicht nur der intelligenteste Kämpfer unter ihnen, auch der kräftigste. Mit einer spielerisch anmutenden Leichtigkeit hob er die Frau an und stemmte sie über seinen Kopf. Mit beiden Händen hielt er sie fest. Die Handteller hatte er dabei unter ihren Rücken gestemmt. Er würde sein Opfer in das grüne Feuer werfen, damit Baal es verschlang. Er drehte sich. Noch einmal präsentierte er seinen
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