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0467 - Der Killer schickte rote Rosen

0467 - Der Killer schickte rote Rosen

Titel: 0467 - Der Killer schickte rote Rosen
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New York nie dunklen Nachthimmels leicht auf gehellt wurde, sah er in ungewisser Entfernung die Leichenhalle vor sich. Ein winziges Fen-ster, am rechten Rand der Halle, strahlte unwirkliche Helle in die Nacht.
    Seit über einer Stunde beobachteten die drei Gangster dieses helle Fenster. Sie wußten, daß es das Zimmer des Leichenwärters war. Und sie hofften, daß dieser Mann, der auf einem Friedhof zu Hause war, bald schlafen gehen würde.
    Bisher hatten sie vergebens gehofft. Der Friedhofswärter schien ein Nachtmensch zu sein, denn es war lange nach Mitternacht.
    »Den Kerl sollte man umbringen!« verkündete Fletcher wieder einmal sein Standardrezept.
    »Gut«, kicherte Hound. »Der kann dann gleich zu Hause beerdigt werden.«
    »Maul halten, ihr Idioten!« forderte Leone erneut. »Meint ihr vielleicht, ich will, daß der uns hier erwischt?«
    Fletcher gab keine Ruhe. Er mußte reden. Er mußte Leone und Hound dauernd zu Antworten und Reaktionen provozieren. Anders konnte er es auf dem stillen nächtlichen Friedhof nicht aushalten. Zum ersten Male in seinem Leben spürte er, daß er auch Nerven hatte.
    »Und wenn er uns erwischt?« flüsterte er. »Was macht es schon? Man wird doch einer Bekannten noch einen Kranz bringen dürfen?«
    Wütend schlug Leone mit der Faust ins feuchte Gras.
    »Du sollst…«
    Plötzlich brach der Gangsterboß ab.
    Das helle Licht im Leichenwärterhaus war unvermittelt ausgegangen. Es war, als sei die Dunkelheit viel schwärzer als vorher. Plötzlich waren es zwei Nachtvögel, die schrien. Auch der Verkehr auf den Straßen rund um den Friedhof hatte nachgelassen. Irgendwo aus der Dunkelheit vor den drei Männern wurde ein unbestimmtes Geräusch laut. Sicher war es irgendein Tier. Doch Fletcher verlor die Nerven endgültig.
    Mit einem erschrockenen Laut'sprang er auf, und ehe die beiden anderen begriffen hatten, was los war, rannte der Gangster mit großen Sprüngen auf die Friedhofsmauer zu. Seine hastenden Schritte klangen unnatürlich laut durch die Nacht. Einen Moment war Leone entschlossen, seinem Komplicen nachzulaufen und ihn niederzuschlagen. Doch ehe er diesen Entschluß verwirklichen konnte, hatte Fletcher die Mauer erreicht. Mit einem riesigen Satz sprang er hoch, klammerte sich an der Mauerkrone fest, schwang sich mit einem Klimmzug- nach oben, zeichnete sich einen Moment deutlich gegen den fahlen Himmel' als Silhouette ab und verschwand dann auf der anderen Seite.
    »So ein Feigling!« knurrte Hound.
    »Er bekommt keinen Cent von den 10 000 Bucks!« verkündete Leone wild entschlossen.
    Dann fuhr er zusammen. Ein dröhnender Schlag war durch die Nacht geklungen. Vermutlich war es nur eine hastig zugeschlagene Tür in der Leichenhalle. Doch das Geräusch reichte aus, um dem eben noch so mutigen Hound ebenfalls den entscheidenden Schrecken einzujagen. Er machte es anders als Fletcher. Vorsichtig wollte er sich erheben, Leone erkannte seine Absicht.
    »Bleib!« zischte er. Sein harter Griff hielt Hound auf der feuchten Erde fest.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Hound mit weinerlicher Stimme.
    Leone sah ein, daß er sich im weiteren Verlauf des Unternehmens auf Hound nicht mehr verlassen konnte. Gleichzeitig erkannte er, daß mit diesem Unternehmen seine Gang in die ernsthafte Gefahr geriet, auseinanderzufallen. Bedenkenlos hätte er in diesem Moment das Unternehmen aufgegeben, sogar auf die zehntausend Dollar verzichtet. Doch er dachte an den Mann mit der dunklen Stimme, der allerhand, über ihn und seine Gang zu wissen schien. Davor hatte er Angst.
    Blitzschnell entschloß er sich zu einem Kompromiß.
    »Ich mache es allein!« verkündete er, und der Griff, mit dem er Hound festhielt, lockerte sich.
    »Aber mein Geld bekomme ich doch?« forschte er lauernd.
    »Ja, und Fletcher auch. Du läufst jetzt Fletcher nach, suchst ihn und dann kümmert ihr euch darum, daß mich hier keiner überraschen kann. Ihr müßt meinen Rückzug decken. Wenn du weg bist, gehe ich zur Leichenhalle, schmeiße die Rosen hin und mache dann, daß ich auch hier wegkomme.«
    »Gut!« lobte Hound, »Das ändert nichts daran, daß ihr beide ganz verdammte Feiglinge seid«, ließ Leone seinem Unmut freien Lauf.
    Hound nahm ihm das nicht übel. Er war viel zu froh, endlich von diesem unheimlichen Platz wegkommen zu können.
    »Kann ich jetzt gehen?« erkundigte er sich.
    »Hau ab!«
    Hastig erhob sich Hound. Mit großen Sprüngen, aber nicht ganz so ungestüm wie vorher Fletcher lief er auf die Mauer zu.
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