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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens
Autoren: Jason Dark
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Flammen zu wispern, und Vargas nickte.
    »Du hast uns als Stütze. Wir werden es vernichten. Wir vernichten alles. Ob böse, ob gut…«
    Vargas drehte sich. Sein Gesicht bekam einen gequälten Ausdruck. Er konnte nicht fassen, woher die Stimmen plötzlich an seine Ohren gedrungen waren, obwohl sich niemand außer ihm im Atelier befand. Waren es die Menschen aus der Geisterwelt? Seine Helfer, die dafür sorgten, daß er die Motive der alten, grauen, nebelverhangenen Landschaften zeichnen konnte?
    Seine rechte Hand umklammerte das Holzstück. Auch sein Gesicht wechselte den Ausdruck. Es wirkte jetzt härter, entschlossener. Eigentlich hatte er noch nie so ausgesehen, aber er wollte es wissen. Diesmal ließ er sich nicht von seiner Tat abbringen.
    Einige Male hatte er schon Anlauf genommen, war aber stets zurückgezuckt. Das sollte ihm jetzt nicht mehr passieren.
    Antonio hielt das Holzstück in die Flammen, die augenblicklich so gierig danach griffen, als hätten sie auf nichts anderes gewartet.
    Das Feuer loderte am Ende des Klobens auf und wehte, als er das Holzstück aus dem Kamin hervorzog, wie eine dünne, heiße Fahne.
    Antonio Vargas drehte sich um. Er tat es langsam, als wollte er es sich noch einmal überlegen. Sein Blick fiel gegen die Decke, über die der Widerschein tanzte.
    Er sah Kreise, Feuer, Licht, Dunkelheit, Schatten. Alles war dort vorhanden.
    Und alles schien zu seinen Freunden zu gehören, die ihm rieten, sich endlich in das Unweigerliche zu fügen.
    Wieder ging er den Weg zurück, der ihn zu seinem Ziel, dem Monster-Bild, führte.
    Auf einmal war die Angst verschwunden. In seinem Innern spürte er das Gefühl der Euphorie, die ihn in ungeahnte Höhen treiben wollte. Sogar seine starren Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und in den weit geöffneten Augen schimmerte der Widerschein des Feuers.
    Antonio Vargas hielt die Fackel mit der ausgestreckten Hand seitlich vom Körper, weil er nicht unbedingt den heißen Hauch auf seiner Haut spüren wollte. Sein Lächeln konnte als tückisch bezeichnet werden. Als würde er sich einem Gegner nähern.
    Vor dem Bild blieb er stehen. Langsam nur hob er den Kopf. Noch immer befanden sich die vier Monstren auf der Leinwand. Nur ihre Köpfe, weil nicht mehr Platz gewesen war.
    Aber eine Gestalt hatte sich verändert.
    Es war der Vampir!
    Er hatte sich ein Stück aus dem Bild hervorgeschoben, und nicht nur das, denn mit beiden Händen hielt er den langen Stiel einer mörderischen Axt umklammert…
    ***
    Der Blutsauger und die Axt!
    Konnte der Horror schlimmer sein? Vargas wagte nicht, sich zu rühren. Er war geschockt. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken und Vermutungen in einem wilden Kreisel. Er spürte den plötzlichen Druck, der ihm den Schädel fast zu sprengen schien.
    Eine gemalte Gestalt war lebendig geworden. Aber sie ging noch einen Schritt weiter.
    Nicht nur lebendig, auch mordlüstern!
    Zweidimensional auf die Leinwand gemalt, war sie nun zu einem dreidimensionalen Monstrum geworden, und das steckte voll intensiver Mordlust gegen ihn.
    Die Axt sprach Bände!
    Der Blick des Malers flackerte. In ihm spiegelte sich der Zustand seiner Seele wider. Vargas konnte sein Werk nicht länger ansehen.
    Er mußte etwas tun.
    Nicht ein Laut drang über seine Lippen, als er sich vorwarf, um das brennende Holz gegen das Bild zu wuchten. Sosehr er sich auch beeilte, er war zu langsam, viel zu langsam.
    Der Vampir reagierte schneller.
    Etwas kam aus dem Bild hervor, raste mit mörderischer Wucht nach unten und traf den Maler, bevor die Flammenzungen das Bild berühren konnten.
    Antonio Vargas verspürte nicht einmal Schmerzen. Irgend etwas explodierte um ihn herum. Die Welt wurde zu einem Strudel, der erst rot, dann tiefschwarz war.
    Und er löschte das Leben des Malers aus…
    ***
    Ein Freund, den Vargas hatte malen wollen, wunderte sich drei Tage später, daß ihm nicht geöffnet wurde. Er ging wieder weg, kam aber nach zwei weiteren Tagen zurück und ließ sich diesmal nicht abwimmeln. Er stieg die steile Treppe zum Atelier des Künstlers hoch, fand die Tür offen und betrat den Raum.
    Es roch nach kalter Asche, nach Moder – und Tod!
    Der Freund blieb stehen, als hätte er einen Schlag bekommen. Sein Verstand weigerte sich fast, das Schreckliche zu begreifen. Er sah das Bild mit den vier Monstren auf der Staffelei stehen, und er sah den Toten davor liegen.
    Die dunkelrote Lache war bereits eingetrocknet. Fliegen waren darauf gelandet, und die Leiche ging
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