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0464 - Die grüne Göttin

0464 - Die grüne Göttin

Titel: 0464 - Die grüne Göttin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wahrscheinlich niemals hätten träumen lassen, daß ihr Urenkel als freier Mann Arzt werden konnte. »Ist uns ein unlösbares Rätsel, wie das möglich ist. Der Mann kann überhaupt nicht gelebt haben. Allein sein Kopf - der Schädel hat an sich keine andere Funktion, als das Gehirn zu schützen. Und wie der Mann ohne Zähne seine Nahrung hat zerkleinern können, kann sich bei uns auch niemand bildlich vorstellen.«
    »Haben Sie das Skelett untersucht, das in der Nähe dieses Gummimenschen gefunden worden ist?« wollte Zamorra wissen.
    Markham sah ihn groß an. »Glauben Sie etwa auch an einen Zusammenhang zwischen den beiden Funden?«
    »Sie etwa nicht?« fragte Zamorra zurück.
    Markham lächelte gequält und sah Lieutenant Stevens an. Dann seufzte er abgrundtief. »Sir, glauben Sie im Ernst, ich könnte das in meinen Bericht schreiben? Wenn ich anführe, das Skelett könne in diesen Toten hinein gehören, hält mich doch jeder für verrückt!«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ich nicht, Doc. Gehen wir davon aus, daß der Gummimensch und das Skelett tatsächlich zusammengehören.«
    Abermals seufzend sah Markham den Lieutenant an. Der lächelte. »Doc, ich habe Professor Zamorra hinzugezogen, weil er Parapsychologe ist. Er hat mir zugesichert, daß er diesen Fall löst, und deshalb…«
    » Was habe ich?« stieß Zamorra hervor. »Von der Erfolgsgarantie haben doch bisher nur Sie geredet, Lieutenant!«
    Stevens grinste.
    »Also, Doc?« fragte Nicole.
    Markham seufzte. »Also gut… und auf jeden Fall inoffiziell, weil ich es mir nicht leisten kann, mich lächerlich, zu machen: Es paßt nicht.«
    »Was paßt nicht?« fragte Zamorra.
    »Das Skelett. Es paßt nicht in den Gummimann«, sagte Markham.
    »Können Sie das präzisieren?« erkundigte Zamorra sich.
    »Und ob!« fauchte Markham. »Erstens paßt es nicht von der Größe her. Körpergröße meine ich. Messen Sie Skelett und Leichnam aus! Da gibt's einen Unterschied von sieben Zentimetern. Der ist viel zu krass, um auf irgendeine Weise ausgeglichen werden zu können! Der nächste Unterschied besteht im Alter.«
    »Okay«, sagte Stevens. »Dem Toten, der ja leider keine Papiere besaß, kann man sein Alter ungefähr ansehen. Aber dem Skelett…?«
    »Man kann das Alter ziemlich genau feststellen«, sagte Markham. »Sowohl durch Gen-Untersuchungen als auch anhand von Calciumablagerungen und so weiter. Es ist zu umständlich, die genauen Methoden einem Laien, der Sie ja nun mal leider sind, zu erklären. Aber lassen Sie sich versichern, daß das Skelett etwa fünfunddreißig, höchsten vierzig Jahre alt ist. Der Körper, der hier liegt, ist aber wenigstens…« Er verstummte und sah Zamorra, Nicole und den Lieutenant nacheinander hilflos an.
    »Bitte, Doc… wie alt?« drängte Zamorra.
    »Wenigstens dreihundert Jahre.«
    ***
    Pearly kehrte von der Arbeit zurück. Früher Beginn, früher Feierabend, und dann den ganzen Nachmittag frei, um Besorgungen machen zu können oder einfach nur das Leben zu genießen. Gut, abends wurde es dann immer ziemlich knapp, weil sie ihren Schlaf brauchte, und Charly hatte auch schon einige Male gemeutert, da er einen etwas »normaleren« Rhythmus hatte und dem dann abends einfach ein paar Stunden des Beisammenseins fehlten, wenn Pearly todmüde ins Bett fiel. Aber man konnte damit leben; zu groß waren die Zeitunterschiede ja nicht. Und auf Theater- und Kinobesuche verzichteten sie beide gern. Es gab für sie andere Möglichkeiten, sich kulturell zu betätigen.
    Pearly betrat das Haus, ließ sich vom Lift in ihre Etage hinauftragen und schob dann den Schlüssel in die Wohnungstür.
    Sie stutzte.
    Sie erinnerte sich plötzlich daran, die Tür offen gelassen zu haben, als sie heute in aller Frühe fortging. Aber warum sollte sie das getan haben? Sie hatte keinen Grund dafür. Es war einfach unlogisch.
    Nein, das mußte falsch sein. Vielleicht hatte sie geträumt , die Tür offengelassen zu haben, und erinnerte sich jetzt an diesen Traum. Oder es war die Haustür gewesen? Keinesfalls aber die Tür zur Wohnung. Weshalb auch?
    »So ein Unsinn«, murmelte sie, schloß auf und trat ein. Unwillkürlich schmunzelte sie, als sie bewußt darauf achtete, das Schloß einrasten zu lassen.
    Und dann…
    Dann starrte sie den Mann an, der mitten im Korridor lag, die Füße durch die geöffnete Tür ins Badezimmer gestreckt, den Kopf an der gegenüberliegenden Wand.
    Einen Mann, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Dessen Kopf
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