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0464 - Die grüne Göttin

0464 - Die grüne Göttin

Titel: 0464 - Die grüne Göttin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Polizeivollmachten ausüben.
    Hier besaß er diese Möglichkeit nicht. Er hatte sie einmal gehabt, als Colonel Balder Odinsson noch lebte, der hochrangige Pentagon-Agent, für den so gut wie nichts unmöglich gewesen war. Aber das war lange vorbei, und Odinssons Nachfolger hielt nicht viel von Dämonen und Gespenstern und demzufolge auch nichts von Zamorras Aktivitäten.
    Immerhin, eine Stunde später befanden sie sich im zuständigen Polizeirevier. Ein Lieutenant Stevens erklärte sich für zuständig und war bereit, mit ihnen zu reden. »Der Fall liegt auf meinem Schreibtisch«, sagte er. »Wenn ich nicht selbst bereits in der Pathologie gewesen und mir den Leichnam angesehen hätte, würde ich davon ausgehen, daß meine Leute betrunken waren. Aber so ist mir dieser Fall ein Rätsel. Parapsychologe sind Sie, und Professor dazu? Wo lehren Sie?«
    Zamorra lächelte.
    »Im Moment habe ich keinen Lehrauftrag. Aber ich habe in Harvard studiert, dort später auch Vorlesungen gehalten, und ich hatte längere Zeit einen Lehrauftrag an der Sorbonne. In letzter Zeit kümmere ich mich mehr um Forschung als um Lehre. Praxis statt Theorie.«
    »Was heißt das im Klartext?« fragte Stevens.
    Zamorra lächelte immer noch. »Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts geht. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum.«
    Lieutenant Stevens grinste. »Klingt irgendwie einleuchtend«, gestand er. »Sie möchten sich also den Leichnam ansehen.«
    »Und das Skelett.«
    »Und mit Smith reden, dem anderen Zeugen«, warf Nicole ein. »Besteht die Möglichkeit, daß wir seine Adresse erhalten?«
    »Dann wird aber einer meiner Beamten mitgehen müssen«, sagte Stevens. »Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich das selbst übernehme. Ich bin einverstanden. Sie können schalten und walten, wie Sie möchten, sofern Sie dabei nicht gegen Gesetze verstoßen.«
    »Es gibt sie also doch noch«, sagte Zamorra erleichtert. »Beamte, die sich nicht als sture Bürokraten beweisen zu müssen glauben.«
    Stevens grinste. »Was glauben Sie, was mein Captain mir für ein Lied singt, wenn herauskommt, wen ich in diesem Fall hinzuziehe? Sie gehen also unter der Voraussetzung an diese Geschichte heran, daß Sie Erfolg haben. Werden Sie ihn haben, Zamorra?«
    »Das kann ich im Voraus doch nicht sagen.«
    »Also ja«, entschied Stevens. »Okay, kommen Sie. Sehen wir uns erst einmal diesen Toten noch einmal an.«
    ***
    »Charly Grissom«, murmelte der Mann, der Zeit genug hatte, sich mit der Identität seines Opfers vertraut zu machen. »Warum hat mir keiner erzählt, daß dieser Knabe verheiratet ist? Das gibt doch Verdruß!«
    Es wäre einfacher gewesen, wenn das Opfer nur eine lose Bindung zu der Frau hätte, die den Fremden ans Ziel gelenkt hatte, dabei aber auch nur willenloses Werkzeug gewesen war. Daß die Bindung so eng war, brachte Komplikationen mit sich. Früher war das alles ganz anders gewesen. Aber bei der heutigen Sozialstruktur der Menschen… nein, sie waren in der falschen Ecke der Welt gelandet. Sie hätten sich eines der noch rückständigen Entwicklungsländer aussuchen sollen. Diesen Fehler mußte er Shedo, der Göttin, anlasten. Sie hatte nicht bedacht, wie weit die Menschen sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hatten. Aber jetzt war es zu spät, etwas zu ändern.
    Der Mann, der zu Charly Grissom geworden war, mußte sich jetzt zurückziehen, mußte verschwinden, ehe Charlys Frau von ihrer Arbeit zurückkehrte. Und er mußte die Göttin auch warnen. Wer noch umgeleitet werden konnte, mußte woanders Rettung suchen. Hier konnte es gefährlich werden, wenn zu viele gleichartige Fälle bekannt wurden. Und daß sie bekannt wurden, dafür würden schon die Massenmedien sorgen.
    Der Mann, der jetzt Charly Grissom war, verließ die Wohnung und das Haus, um dorthin zu gehen, wo er das Tor wußte.
    ***
    Der Tote sah nicht gut aus.
    Zamorra warf Nicole, die mitgekommen war, einen nachdenklichen Blick zu. Er fragte sich, ob sie sich bewußt darauf konzentrierte, nicht auf den Anblick zu reagieren. Ihm selbst war danach, die nächste Toilettenschüssel aufzusuchen und den Kopf darüber zu halten. Die Ärzte, die im Auftrag der Gerichtsmedizin den Toten obduziert hatten, hatten gute Arbeit geleistet.
    Sie hatten versucht, festzustellen, ob wirklich kein Stück Knochen mehr in dem Leichnam steckte.
    »Kein einziger, Sir«, sagte Doc Markham, dessen Urgroßeltern noch als Sklaven aus Afrika herangeschifft worden waren und sich
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