Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
Augenblick würde ich zustoßen. Das war meine Überraschung.
    Sekunden später war er beinah so groß wie ich. Die Fratze begann sich zu formen, wurde zu Eriks Gesicht, zu einem Alptraum von Eriks Gesicht mit einem geifernden Mund und glühenden Augen.
    Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich packte den Pfahl wie einen Dolch mit dem Daumen nach oben und stieß, über die Lehne des Vordersitzes hinweg, zu. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte.
    Ich hatte ziemlich genau gezielt. Da spitze Holz drang mühelos zwischen die Rippen.
    Die Kreatur kreischte spitz auf und erstarrte. Leblos sank sie zurück auf den Sitz. Ich hielt keuchend fest. Ich wagte nicht loszulassen.
    Erst nach einer Weile, als ich spürte, daß kein Leben mehr in der Gestalt war, ließ ich den Pflock los. Jetzt erst hörte ich, daß Barbara gegen die Fenster pochte. Erleichterung überkam mich fast schmerzhaft, und ich genoß sie einen Augenblick, bevor ich das Fenster herabkurbelte.
    Barbara schaute entsetzt auf den Rücksitz.
    „Ist es … tot?“
    „Ja“, sagte ich heiser.
    Sie schluchzte. „Ich hatte solche Angst.“
    Ich öffnete die Tür, als ihre Hände vergeblich nach dem Türschloß fummelten. Sie sank auf den Sitz“ und in meine Arme, und es war gut, sie zu halten und zu fühlen, wie die Realität nach diesem Alptraum zurückkehrte.
    Scheinwerferlicht flammte kurz über die Straße und das Buschwerk zur Rechten und zuckte wieder auf die Straße zurück. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Ein Wagen kam eben aus der Ortsausfahrt.
    Ich löste sanft Barbaras Arme von mir. „Vorsicht“, flüsterte ich. „Da kommt ein Wagen.“
    Sie schreckte hoch. „Wenn er sieht was .,.“
    „Hilf mir.“ Ich beugte mich nach hinten und versuchte die Decke unter dem Toten hervorzuziehen. Ich sah wie sie die Zähne zusammenbiß. Gemeinsam bekamen wir die Decke frei und warfen sie über den Toten. Keinen Augenblick zu früh. Der fremde Wagen fuhr an uns vorbei, wurde langsamer, hielt. Als er zurückrollte, rief sie entsetzt. „Er kommt zurück. Harry, was tun wir?“
    Sie war mit den Nerven ziemlich am Ende. „Keine Angst“, sagte ich beruhigend. „Die Situation könnte schlimmer sein.“ Ich schaltete die Scheinwerfer wieder ein. Der andere hielt vor uns. Er stieg aus und kam auf uns zu.
    „Haben Sie Schwierigkeiten?“ fragte er freundlich.
    „Nein“, antworteten wir beide wie aus einem Mund.
    Er war ein jüngerer Mann, fünfundzwanzig oder dreißig vielleicht. Er sah Barbara und mich an und lächelte. „Oh, ich sehe den Grund für Ihren Aufenthalt. Verzeihen Sie die Störung.“
    Ich legte den Arm um Barbara und drückte sie an mich. „Nichts zu verzeihen. Sie waren sehr hilfsbereit.“
    „Na, dann eine angenehme Nacht noch.“
    Wir dankten und sahen ihm nach, wie er zu seinem Wagen ging und abfuhr. Dann erst ließ die Anspannung nach.
    Wir warteten bis die Scheinwerfer in der Ferne verschwanden, dann überlegten wir weiter.
    „Was ist nun zu tun?“ fragte Barbara.
    „Hm.“ Ich schob die Decke zur Seite. „Er ist ein gutes Beweismit …“
    Ich brach mitten im Satz ab und tastete nach dem Schalter für die Innenbeleuchtung.
    Wir starrten beide fasziniert und von leisem Grauen erfüllt auf die leblose Gestalt am Rücksitz. Der Pfahl stak noch in seiner Brust. Aber er hatte sich verändert in diesen letzten Minuten. Alles Bestialische war verschwunden – die Flügel, die Wildheit der Züge, alles Unmenschliche.
    Vor uns lag Dr. Erik Fellner – bleich und tot, mit einem Pfahl im Herzen, aus dem kein Tropfen Blut floß. Sein Gesicht war weiß, aber entspannt, von der friedlichen Ruhe der Toten.
    Erik war wieder er selbst, frei von der Dämonie der letzten Stunden. Er stellte keinen Beweis mehr dar, unser toter Freund.
    Er war vor allen Dingen eine Leiche. Trotz der Trauer um den verlorenen Freund durften wir die Probleme nicht übersehen, die das mit sich brachte.
    „Er würde es entschuldigen“, sagte ich. „Wir können ihn nicht mitnehmen.“
    „Du willst ihn hierlassen?“ fragte Barbara entgeistert.
    Ich nickte und schaltete das Licht wieder ab. „Früher oder später würde jemand Verdacht schöpfen. Unsere Festnahme hätte den Verlust kostbarer Zeit zur Folge. Abgesehen davon, daß wir das hier kaum erklären könnten.“ Ich deutete auf den Pfahl. „Hartwig kann sich später darum kümmern.
    „Rasch jetzt. Wenn wir noch ein paar Kilometer schaffen, können wir sie abschütteln. Ihren Führer haben sie jedenfalls
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher