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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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eingebüßt. Und ohne ihn sind sie ziemlich blind.“
    Sie protestierte nicht, sie faßte mit an. Dafür war ich ihr sehr dankbar. Gemeinsam schleppten wir Eriks Leiche ein Stück in die Büsche und bedeckten sie mit Ästen. Dann hasteten wir zum Wagen zurück.
    Es war eins vorbei. Barbara war todmüde. Sie unterdrückte tapfer die Furcht.
    Es sah so aus, als hätten wir es geschafft.
    Als ich den Startschlüssel herumdrehte, und der Motor aufheulte, erzitterte der Wagen plötzlich unter dem Aufprall einer Wolke von Körpern.
     

     
    Barbara schrie in panischem Entsetzen auf.
    Ich stieg wie verrückt auf das Gaspedal und ließ die Kupplung los. Der Wagen machte einen Sprung wie ein Bock vorwärts, hinein in die wabernde Masse im grellen Scheinwerferlicht glitzernder Augen und flatternder Leiber.
    Das Kreischen klang gedämpft durch die geschlossenen Scheiben – Schreie von Gier und Wut und Todesschreie, als die Räder nach ihnen griffen und sie unter sich zermalmten.
    Einen Augenblick lang waren wir durch und rasten die Straße entlang.
    Dann war der schwirrende Haufen wieder über uns. Mit Entsetzen bemerkte ich, daß einige bereits anfingen zu wachsen. Sie klammerten sich fest und verdeckten die Scheiben. Mit einemmal hatte ich keine Sicht mehr.
    Ich wußte, daß es keinen Ausweg mehr gab. Es gab nur noch eins zu tun. Einige mitzunehmen!
    Ich hielt den Wagen an.
    Barbara saß reglos, die Augen beinah wie in Trance. Sie stand unter einem Schock. Sie nahm nicht mehr wahr, was um sie geschah. Ich nahm sie in die Arme und küßte sie, während die ersten Schläge gegen den Wagen dröhnten.
    Glas splitterte. Eine Hand schlug mit gekrümmten Fingern wie mit Krallen nach mir. Ich fing sie. Sie war kalt wie Eis und von einer plastikartigen Elastizität. Ich ruckte sie nach unten auf den ausgezackten Rand des Glases und zog sie über die scharfen Spitzen.
    Ein Aufbrüllen folgte, wenn auch sonst die Wirkung nicht überwältigend war. Schmerz wenigstens empfanden sie, und das machte sie fast ein wenig menschlich.
    Auch an Barbaras Seite splitterte das Glas, während ich nach dem Korb griff und die Eichenpfähle herausholte. Ich versuchte das Mädchen festzuhalten, aber sie öffneten die Tür und zerrten sie hinaus, ohne daß ich es verhindern konnte. Mit einem Aufschrei kletterte ich hinterher. Draußen verschwand das Mädchen in einem wilden Reigen dunkler flatternder Gestalten, wie auf einem Ball mittelalterlicher Fürsten und Grafen. Ein paar riß ich zur Seite, dann spürte ich Zähne wie Nadeln in meinen Nacken dringen.
    Aufbrüllend fuhr ich herum und stieß mit dem Pfahl zu. Es war ein Volltreffer. Mit einem unmenschlichen Kreischen gab mich mein Gegner frei. Er sank zusammen. Auch die anderen erstarrten, als sie den Pfahl aus der Brust des Gefährten ragen sahen.
    So etwas wie Entsetzen war in ihren Augen.
    Eine Stimme, die mir bekannt vorkam, sagte etwas in befehlendem Ton. Dann war Barbara vergessen, und die Meute stürmte auf mich ein.
    Ich ging zu Boden. Einer fiel mir direkt in den Pfahl und durchbohrte sich selbst. Der letzte Pflock wurde mir aus der Hand gerissen. Im nächsten Moment lag ich hilflos unter der Last von wenigstens zehn dieser Gestalten, während ein Vorhang von glühenden Augen sich über mich beugte.
    Wieder war die befehlende Stimme zu hören.
    Ich wurde hochgerissen und festgehalten. Eine Gestalt drängte sich durch die dichte Menge. Als sie vor mir stand, erkannte ich sie: Lukard.
    Er sah mich triumphierend an.
    „Sie sind einer, der glaubt“, sagte er. „Das ist Ihr Verhängnis. Es sah fast so aus, als hätte ich Sie unterschätzt.“ Er lächelte. „Aber vielleicht waren Sie es, der uns unterschätzte? Was meinen Sie?“
    Ich würdigte ihn keiner Antwort.
    „Nun“, fuhr er fort, „wir werden Ihnen Gelegenheit geben, es zu überdenken, bevor Sie sich unseren Reihen anschließen. Knebelt ihn!“
    Ich wollte mich wehren, aber es war nutzlos. Zu viele klammerten sich an mich. Einer stopfte mir etwas in den Mund, ohne daß ich es verhindern konnte. Es roch nach Fäulnis, und ich würgte vor Ekel.
    „Bindet seine Beine zusammen!“
    Ich strampelte, was ich konnte, aber nach ein paar Sekunden waren meine Füße zusammengeschnürt. Sie trugen mich an den Straßenrand zu einem Baum. Sie legten mich nieder und befestigten weitere Stricke an mir. Plötzlich ruckten meine Füße hoch, und ich hinterher. Die nächtliche Welt und die weißen Gesichter wirbelten um mich. Dann hing ich mit den
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