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046 - Der Schatten des Werwolfs

046 - Der Schatten des Werwolfs

Titel: 046 - Der Schatten des Werwolfs
Autoren: Dämonenkiller
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Chasen saß mit geschlossenen Augen da. Er zollte der Unterhaltung keinerlei Aufmerksamkeit. Seit zwei Tagen spielte er mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen, doch dazu fehlte ihm noch der Mut.
    »Wir dürfen ihn nicht einen Augenblick aus den Augen lassen«, sagte Parker leise.
    »Mir tut Ronald Chasen Leid«, sagte Sullivan. »Ein anderer Mann hätte sich vielleicht mit der Situation abgefunden, aber er ist zu schwach, zu labil. Er ist durch nichts abzulenken. Was wir nicht alles …«
    Sullivan hob den Kopf, als Martha Pickford ins Zimmer trat.
    »Phillip benimmt sich ziemlich seltsam, Mr. Sullivan«, sagte sie. »Vielleicht sehen Sie sich ihn einmal an.«
    »Was macht er?«
    »Er hat sich aus der Bibliothek einen Atlas geholt«, berichtete Miss Pickford. »Und vor allem eine Karte starrt er ständig an.«
    »Welche?«, fragte Parker.
    »Die Südsee.«
    »Vielleicht will uns Phillip einen Hinweis geben«, meinte Cohen.
    »Das hoffe ich«, sagte Sullivan. »Darauf warte ich, seit Dorian verschwunden ist. Wo ist er jetzt?«
    »In seinem Zimmer.«
    »Sie bleiben hier, Marvin!«, sagte Sullivan. »Lassen Sie Chasen nicht aus den Augen!«
    Cohen nickte und blickte Chasen an, der nichts von der gespannten Erwartung aller merkte.
    Sullivan und Parker gingen in Phillips Zimmer. Der Hermaphrodit lag auf dem Bauch. Vor ihm befand sich der Britannica-World-Atlas. Er hatte ihn aufgeschlagen und stierte mit weit aufgerissenen Augen eine Karte an. In der rechten Hand hielt er einen Kugelschreiber.
    Sullivan kam leise näher. Er blieb neben Phillip stehen und beugte sich vor.
    Phillip hatte die Seiten 67 und 68 aufgeschlagen. Ozeanien.
    Sullivan und Parker sagten nichts. Sie beobachteten den Hermaphroditen, der weiterhin die Karte studierte. Einige Minuten konzentrierte sich Phillip. Er schloss die Augen, und sein hübsches Gesicht bekam einen schmerzverzerrten Ausdruck. Dann bewegte er langsam die rechte Hand, riss die Augen weit auf und beugte sich tief über die Karte.
    »Dorian«, sagte er. »Dorian.«
    Seine Hand näherte sich der Karte. Blitzschnell malte er mit dem Kugelschreiber ein kleines Kreuz auf die Karte. Dann ließ er den Kugelschreiber fallen und stand auf. Er hatte einen Punkt zwischen Samoa und Tonga gekennzeichnet.

    »Dorian befindet sich in der Gegend, die Phillip markiert hat. Wir fliegen hin«, meinte Parker.
    »Nicht so hastig!«, sagte Sullivan.
    »Ich fliege hin«, erwiderte Parker stur. »Phillip ist ein wandelndes Orakel, seine Tipps waren immer hilfreich. Manchmal drückt er sich umständlich aus, aber diesmal hat er sich eindeutig festgelegt. Ich fürchte, dass sich Dorian in großer Gefahr befindet. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Kommen Sie nun mit oder nicht?«
    »Ich komme mit.«
    Parker grinste. »Wen nehmen wir noch mit?«
    Sullivan überlegte kurz. »Cohen – und natürlich Chasen.«
    »Ich verständige meinen Piloten. Ein Glück, dass ich meine Maschine nach London beordert habe.«
    Parker ging aus dem Zimmer, und Sullivan versuchte, einige Male mit Phillip zu sprechen. Der Hermaphrodit schwieg aber beharrlich. Nach einiger Zeit gab Sullivan seine Bemühungen auf.
    Alles recht gut und schön , dachte er. Phillip hat uns einen Hinweis darauf gegeben, wo sich Dorian befindet, aber in diesem Gebiet gibt es unzählige kleine Inseln und Atolle.
    Es würde schwierig sein, Dorian zu finden. Aber es war besser, in der Region zu suchen, als tatenlos in London zu warten.
    Als Sullivan ins Wohnzimmer trat, legte Parker gerade den Hörer auf.
    »In drei Stunden können wir starten«, sagte er, lächelnd fügte er hinzu: »Es hat eben seine Vorteile, wenn man Millionär ist und eine eigene DC-9 besitzt.«
    »Haben Sie gehört, Ronald: Wir fliegen in die Südsee«, sagte Sullivan.
    Sie hatten sich in den vergangenen Tagen angewöhnt, Ronald Chasen mit seinem richtigen Namen anzusprechen.
    »Was tun wir dort?«
    »Wir wissen, wo sich Hunter aufhält.«
    »Ich will nicht fort.« Chasen sprang auf. »Ich will hier bleiben. Ich halte das alles nicht mehr aus. Ich habe genug. Ich gehe zu Carol und werde ihr …«
    »Nichts wirst du«, drohte Cohen.
    Mit Chasens Frau hatte es einige Schwierigkeiten gegeben. Sie hatte unbedingt die Polizei einschalten wollen. Auch Fred Archer hatte mehr wissen wollen, doch es war Cohen gelungen, ihm einige plausible Erklärungen aufzutischen. Außerdem half ihm immer der Hinweis, dass dies eine Angelegenheit für den Geheimdienst war. Das hatte letztlich dann auch Carol
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