Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß
Autoren:
Vom Netzwerk:
auf Touren. Was konnten wir in der Situation riskieren — ohne gleich bei der ersten Begegnung eine Kugel verpaßt zu bekommen?
    »Na, Kleiner, hat es dir die Sprache verschlagen?« sagte der Bullige hinter mir und kitzelte mit der Pistolenmündung an meinem Hinterkopf.
    »Die Sprache wird es dir verschlagen«, sagte ich. »Ihr könnt Shunkers nicht beerben, weil Shunkers lebt.«
    ***
    Mr. Bloom lenkte seinen Wagen an den East River. Er befand sich in unmittelbarer Nähe des Jachthafens. Ein steifer Wind blies vom Wasser her. An den Masten schaukelten Positionslichter.
    »Was haben Sie mit mir vor?« fragte Shunkers und rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
    »Nichts, ich hatte nur Lust zu einer kleinen Spazierfahrt«, entgegnete Bloom, »und da ich nicht allein kutschen wollte, habe ich Sie mitgenommen.«
    Shunkers schwieg und sah hinaus aufs Wasser. Die Wellen platschten gegen Ufermauern und Schiffleiber.
    »Was haben Sie mit mir vor?« fragte Shunkers eine Spur ängstlicher.
    »Ich werde Ihnen einige Fragen stellen, die Sje beantworten müssen«, erklärte Bloom.
    »Hier in dieser unheimlichen Gegend?«
    »Ja, genau hier.«
    »Ich habe Angst.« Shunkers flüsterte fast.
    »Sie sitzen im Wagen und brauchen keine Angst zu haben. Die Türen sind geschlossen.«
    »Ja, aber irgendwie ist das komisch hier. Es kommt mir bekannt vor. Ich habe dieses Bild schon mal gesehen.«
    »Wann?« fragte Bloom hastig.
    Der andere zuckte die Schultern und sah wieder hinaus.
    Ein Polizeiboot jagte vorbei. Die Scheinwerfer tasteten über die Wasserfläche, verfingen sich im Jachthafen und ließen die Masten der Segler ins Uferlose wachsen.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, begann Bloom leise im gleichgültigen Ton, »entweder Sie haben wirklich das Gedächtnis eingebüßt, oder Sie spielen uns Theater vor.«
    Shunkers schwieg und sah unverwandt aufs Wasser. Es schien ihn wie magnetisch anzuziehen.
    »Haben Sie Ihr Gedächtnis tatsächlich verloren«, fuhr der Psychiater fort, »müssen wir Ihnen aus vielerlei Gründen helfen, es wiederzufinden. Belügen Sie uns dagegen, kann Ihnen Beihilfe zum Mord in die Schuhe geschoben werden.«
    Der Fabrikant drehte blitzartig den Kopf und sah Bloom an, der den Wagen dicht am Wasser geparkt hatte.
    »Ich verstehe nicht, was Sie sagen«, keuchte er und klammerte sich am Haltegriff fest.
    »Natürlich verstehen Sie es«, wiederholte Bloom, »Sie verstehen es sogar recht genau. Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß man Ihnen Beihilfe zum Mord anhängen wird, wenn Sie wissen, wer Sie sind und uns belügen. Es geht um ein Menschenleben.« Shunkers kniff seine Augen zusammen, fuhr mit der Linken über die Stirn, ohne die Rechte vom Griff zu lösen.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie sollen sich auf Ihren Namen besinnen.«
    »Aber wenn ich dazu nicht in der Lage bin!«
    »Sind Sie damit einverstanden, daß wir Ihnen dabei helfen?«
    »Ich habe Sie bereits darum gebeten.«
    »Gut, dann müssen Sie genau das tun, was ich Ihnen sage.«
    Der bullige Mann umklammerte mit beiden Händen den Griff.
    »Sie dürfen alles von mir verlangen«, stöhnte Shunkers, »nur nicht aussteigen müssen. Nein, niemals kriegen Sie mich hier aus diesem Wagen heraus.«) »Stellen Sie sich bitte vor«, fuhr Bloom unbeirrt fort, »gestern um die gleiche Zeit hat Sie jemand im Auto spazierengefahren.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie sollen es sich vorstellen.«
    »Gut, ich werde es tun.«
    »Dieser Bursche hat seinen Wagen ans Wasser gelenkt. Er hielt unmittelbar am Hafen. So dicht, wie wir jetzt am Wasser stehen.«
    »Hören Sie auf, ich kann es mir nicht vorstellen. Ich erlebe es doch jetzt.«
    »Die rechte Tür zum Hafen.«
    »Ja, genau wie jetzt. Ich stelle es mir vor. Aber ich weiß es nicht.«
    »Sie sollen nur tun, was ich Ihnen sage.«
    »Ja.«
    »Sie sollten nicht aussteigen aus dem Wagen. Warum nicht? Hatten Sie Angst, oder waren Sie müde?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich an nichts erinnern, Mr. Bloom.«
    »Nehmen Sie an, Sie fühlten sich müde und hatten Angst? Haben Sie heute abend Angst?«
    »Ich zittere.«
    »Wenn ich Sie jetzt bitten würde, auszusteigen, was würden Sie tun?«
    »Nein, alles dürfen Sie nicht von mir verlangen. Aber ich werde niemals aussteigen, niemals, niemals…« Er begann zu wimmern.
    »Sie müssen sich beruhigen«, sagte Bloom, »alles, was heute geschieht, gleichgültig, was geschieht, ist nur ein Spiel. Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie müssen mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher