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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß
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zweistöckige Leichenhalle, mit weißem Marmor verkleidet. Über der zweiflügeligen Haustür war eine Schrift in den Stein gehauen und mit Gold ausgelegt. Es handelte sich um einen lateinischen Spruch, der wohl »Tue recht und scheue niemand« heißt.
    Die Achtung des Drivers stieg sprunghaft. Der Mann stürzte aus dem Wagen, riß mit einer tiefen Verbeugung meine Tür auf und versudite mir beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Dann jagte er eilfertig zum Kofferraum, ließ das Schloß aufschnappen und nahm die Koffer heraus. Er trug sie bis auf die Plattform vor das überdachte Eingangsportal.
    Ich zahlte und bedankte mich. Dann war ich allein.
    In meiner Tasche klimperten die Schlüssel.
    Wie benahm sich ein neuer Hausherr?
    Er schellt nach seinem Dientpersonal. Im Haus schien sich das Läuten wie Glockenhall fortzupflanzen.
    Aber nichts rührte sich.
    Der Butler wußte nichts von meiner Ankunft. Deshalb wiederholte ich das vornehme Läuten.
    Aber wieder blieb alles still wie auf dem Friedhof. Rings um das Haus dehnte sich ein kurzgeschorener englischer Rasen.
    Ich fingerte das Schlüsselbund aus meiner Tasche. Beim dritten Anlauf stak der richtige Schlüssel. Er drehte sich mit einem rostigen Knarren. Das war das Zeichen, daß die Vordertür in den letzten Tagen nicht benutzt worden war. Auch dafür gab es eine einfache Erklärung. Der Butler ging durch den Personaleingang.
    Die Haustür schwang auf. Ein muffiger Geruch nach Gruft und Staub schlug mir entgegen. Meine Hand tastete nach dem Lichtschalter, und eine alte Lampe mit Seidenschirm leuchtete auf.
    Eine Reihe von alten Mänteln, die längst aus der Mode waren, hingen an der Garderobe. Onkel Clayton war als Eigenbrötler verschrien.
    Ich ließ die Koffer vor der Tür stehen. Schließlich wartete der Butler auf Arbeit. Sogar seinen Namen wußte ich, Ignaz Dare.
    Es war nicht vornehm, in der Diele nach dem Butler zu rufen. Deshalb ließ ich die Haustür sperrangelweit offen stehen und holte mir die Bauzeichnung der Villa ins Gedächtnis zurück. Die zweite Tür rechts mußte zum Salon führen. Der Teppich in der Diele war bis auf den grobflächigen Untergrund abgetreten. Eine tiefe Spur führte auf den Salon zu.
    Vorsichtig drückte ich die Klinke. Die Tür schwang mit einem kaum hörbaren Schleifen auf.
    Es war dunkel im Salon. Die Gardinen waren zugezogen. Wieder schlug mir ein moderähnlicher Geruch entgegen. Ich drückte auf den Lichtschalter. Ein schwerer Kristallkronleuchter verschwendete sein funkelndes Licht.
    Ich zuckte zusammen. Vor mir auf dem Teppich lag ein Mann in violetter Livree. Er hatte das rechte Bein unter den Körper gezogen. Seine Arme waren ausgestreckt. Deutlich war ein Einschußloch an der linken Schläfe zu erkennen.
    Instinktiv fuhr meine Hand in den Jackenausschnitt. Aber statt einer Waffe holte ich ein Seidentaschentuch heraus und tupfte damit über die Stirn. Denn selbst aus drei Yard Entfernung sah ich, daß dieser Mann länger als zwei Tage tot war.
    Ich ging rückwärts in die Diele, schleppte meine vier Koffer herein, setzte sie auf den abgetretenen Teppich und überlegte einige Sekunden. Zuerst brachte ich den Koffer mit der Maschinenpistole und dem Revolver in Sicherheit. Dann alarmierte ich die Mordkommission.
    ***
    Der Thunderbird kurvte in eine Garage und stoppte. Einer der Gangster .sprang hinaus und zerrte Shunkers zur linken Seite hinüber.
    »Los, Dicker, wir sind am Ziel«, krächzte der Hagere. Er zog die Pistole aus seiner Manteltasche, ließ den Sicherungsflügel herumschnappen und kroch hinter Shunkers her, weil der Wagen rechts nur wenige Zoll von der Wand entfernt stand.
    Der Fahrer zündete sich eine Zigarette an, zog den Schlüssel aus dem Zündschloß und ließ ihn in seiner Jackentasche verschwinden.
    Der Fabrikbesitzer Shunkers war zu aufgeregt, um Einzelheiten wahrzunehmen. Er wurde durch einen langen Flur gestoßen, und dann betraten sie einen großen Raum. In der Mitte stand ein Aquarium. Schillernde Südseefische huschten vor der Scheibe her.
    »Sieh dir das an, Shunkers«, sagte der Hagere und deutete auf das Aquarium, »Fische sollen die Nerven beruhigen.«
    Er gab dem zweiten Gangster ein Zeichen, Shunkers vor das Becken zu führen. Der Fabrikbesitzer schwitzte wie in einer Sauna. Aber er wagte es nicht, nach seinem Taschentuch zu greifen. Vor seinen Augen flitzten die bunten Fische wie Irrlichter hin und her.
    »Na, bist du jetzt verhandlungsfähig?« fragte der Hagere nach einer Weile.
    Shunkers
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