Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß
Autoren:
Vom Netzwerk:
bereitet uns keine Schwierigkeit, dich am hellen Tage mitten in Manhattan aufzugabeln und abzuschleppen. Kein Mensch wird dabei einen Finger krümmen. Solltest du uns verpfeifen und anschließend verreisen, so laß dir sagen, daß wir dich überall aufgabeln werden. Außerdem wirst du uns nichts nachweisen können. Du unterschreibst aus eigenem Entschluß den Vertrag mit einer Gesellschaft für Wirtschafts- und Industrieberatung. Also gib dir keine Mühe, uns zu entwischen.«
    Shunkers hob den Kopf. Die Angst war aus seinen Augen verschwunden.
    »Und wenn ich mich weigere zu unterschreiben?« fragte er.
    »Dann rufen wir den Doc, der dir eine besondere Spritze verpaßt«, zischte der Hagere und beugte sich weit über den Schreibtisch. »Unter der Einwirkung dieses Serums wirst du alles tun, was man von dir verlangt. Sogar einen Mord. Dann setzt du deine Unterschrift unter ein Testament, und wir sind die lachenden Erben. Denn es wird keine vierundzwanzig Stunden dauern, bis man deine Leiche aus dem Hudson angelt.«
    »Ich unterschreibe«, murmelte Shunkers. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
    ***
    Ich beugte mich über die Leiche und faßte in eine Jackentasche des Toten. Außer einer Geldbörse zog ich zwei blaßrote Eintrittskarten und einen Nagelweißstift heraus. Ich richtete mich auf und hielt die Karten direkt unter das Lampenlicht.
    Es handelte sich um Eintrittskarten für ein Rennen unter Flutlicht. Das war der letzte Schrei in New York.
    Irgend jemand hatte festgestellt, daß ihr Leistung der Tiere unter künstlichem Licht stärker war als am Tage.
    Ich sah auf das Datum und stutzte.
    Es waren Karten für den heutigen Tag. Auf der Rückseite fand ich das Datum, an dem sie an einer Vorverkaufsstelle erstanden waren. Es war zehn Tage her. Zu der Zeit lebte Glayton noch. Und ich erinnerte mich, daß Clayton ein ausgesprochener Pferdenarr war. Es war wahrscheinlich, daß der Butler zwei Karten für Mr. Beach besorgt hatte.
    Aber warum hatte Clayton zwei Karten bestellt? Er mußte irgend jemand eingeladen haben. Die Karten ließ ich in meiner Jackentasche verschwinden und ging in die Diele zurück.
    Mir blieb nicht lange Zeit, über den Tod des Butlers nachzudenken.
    Die Mordkommission fuhr mit zwei Wagen vor. Ihr Ghef war der drahtige Lieutenant Harrisburg, dem sich die Haut wie Pergament über die Backenknochen spannte. Wir begrüßten uns kurz.
    Nach wenigen Minuten kam ich mir wie in einem Filmatelier vor. Die Fotografen nahmen jeden Winkel auf. Harrisburg zog mich in die Bibliothek, setzte sich in einen Sessel, und sagte nur:
    »Schießen Sie los, Mr. Duckles.«
    Ich begann stockend die Story von dem ermordeten Clayton Beach zu erzählen und meine Familienverhältnisse zu schildern. Harrisburg kannte mich nicht, wir hatten zwar schon einen Fall zusammen bearbeitet, aber natürlich konnte er nicht ahnen, daß sich ein G-man als Millionärsneffe ausgab.
    Ohne einen Kommentar erhob sich Harrisburg und begann in der Bibliothek auf und ab zu wandern. Aber er wirkte dabei keineswegs nervös.
    »Hatte Ihr Onkel Feinde?« fragte er nach einer Weile.
    Ich zuckte die Schultern.
    »Ich habe meinen Onkel im letzten Jahr nicht besucht«, antwortete ich wahrheitsgemäß, »leider hatte ich keine Ahnung, daß ich das Erbe antreten sollte. Sonst hätte ich mich öfter um ihn gekümmert.«
    Der Lieutenant kniff die Augen zusammen wie ein Seemann, der in völliger Dunkelheit bei Seesturm auf fünf Meilen einen Rettungssteamer ausmachen will.
    »Das große Glück also«, murmelte er, »na, dann sehen Sie sich vor, daß es Ihnen nicht genauso geht wie dem alten Clayton und dem Butler.«
    »Danke. Ich hoffe das auch. Aber vorläufig möchte ich hierbleiben. Ich werde mir jedoch einen zuverlässigen Butler besorgen.«
    »Da soll bei der heutigen Personalknappheit schwer dranzukommen sein in New York«, erwiderte Harrisburg, »aber ich wünsche Ihnen viel Glück dazu.«
    Er erhob sich, um nach seinen Leuten zu sehen, und ließ mich in der Bibliothek allein.
    An den Wänden hingen Pferdebilder von Künstlern des Altertums bis in die Moderne.
    Nach einigen Minuten kam Harrisburg zurück.
    »Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß wir noch etwa eine Stunde brauchen, um die Villa genau nach Spuren zu untersuchen«, bemerkte er, »aber lassen Sie sich dabei nicht stören. Ihren Raum, den Sie gerade bezogen haben, werden wir nicht unter die Lupe nehmen, Mr. Duckles. Wenn Sie sich dorthin zurückziehen würden.«
    Die Aufforderung war nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher