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0458 - Der Zombie-Zug

0458 - Der Zombie-Zug

Titel: 0458 - Der Zombie-Zug
Autoren: Jason Dark
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mich drehte und abermals die Wagentür ausprobierte. Wie ich es mir gedacht hatte, sie war verschlossen.
    Aber ich wollte rein!
    Einen großen Anlauf konnte ich nicht nehmen. Zudem schaukelte der Zug, und wurde noch dunkler, denn die alten Gleise führten durch ein Waldstück, dessen Äste und Zweige seit langer Zeit nicht mehr beschnitten worden waren, so daß sie wie harte Finger an den Außenwänden des Zugs kratzten und auch ich einige Male gestreift wurde.
    Im Film sieht alles einfach aus. Da schafft es der Held zumeist, mit einem Tritt eine Tür aufzustoßen. Ich hatte das Glück nicht, verstauchte mir aber auch nicht den Fuß und setzte zu einem zweiten Tritt in Schloßhöhe an.
    Diesmal klappte es besser. Da wackelte die Tür wenigstens, aber sie blieb noch geschlossen.
    Beim dritten- und viertenmal versuchte ich es mit der Schulter. Ich hörte den dumpfen Laut, der stechende Schmerz rann durch meinen Körper, aber das Brechen des Holzes war Musik in meinen Ohren.
    Die Tür war plötzlich offen.
    Allerdings flog ich nicht wie eine Kugel in das Abteil, denn hinter der Tür hatten mindestens drei Zombies gewartet, die sich mit aller Kraft dagegendrückten.
    Ganz schließen konnten sie sie nicht, denn ich hatte den linken Fuß in den Spalt gesetzt.
    Dafür schoben sie ihre Hände durch den Spalt. Die Finger mit den langen Nägeln, die sich wie Schlangen bewegten und nach mir greifen wollten. Am liebsten hätten sie mir die Haut vom Gesicht gezogen, doch ich drückte den Kopf schnell zurück, so daß die tastenden Hände ins Leere griffen und auch meine Augen nicht erwischen konnten.
    Drei Hände bewegten sich. Ein Arm war weiter durchgesteckt worden als die beiden anderen. Die Finger wollten einfach nicht weichen. Ich preßte plötzlich mein Kreuz gegen diese Hand.
    Einen Schrei hörte ich nicht, aber der Zombie mußte trotzdem Höllenschmerzen erleiden, es war an der überaus heftigen Reaktion seiner Hand zu sehen.
    Auch die anderen hatten wohl bemerkt oder geahnt, was da passiert war. Sie zogen ihre Hände zurück, während die von meinem Kreuz getroffene noch blieb und sich verfärbte, wie ich trotz der Dunkelheit erkennen konnte. Aus der weißlichgelben Hand wurde eine dunkle Masse. Zu Stummelfingern schrumpften die Greifer zusammen, sie fielen vor meinen Augen ab, und die Schwärze reichte schon bald bis zum Handgelenk.
    In dieser Zeit der Überraschung und des Sterbens gelang es mir, den Spalt noch ein wenig zu vergrößern. Leider nicht so weit, als daß ich mich hätte durch ihn und in das Abteil hineinschieben können.
    Wieder vernahm ich den Pfiff der Lok.
    Diesmal noch schriller und lauter als beim Start. Das mußte etwas zu bedeuten haben.
    Ich drehte mich um, so gut es ging, und meine Augen wurden verdammt groß.
    Trotz der beengten Sichtverhältnisse sah ich die mit Flammen gefüllte, mir himmelhoch vorkommende, halbrunde Öffnung des Tunneleingangs, dessen Ränder von den gelben, riesigen Skelettklauen eines Gerippes umklammert wurden. Über dem Tunnel schwebte der zu den Händen gehörende Kopf. Es war ein ebenfalls immenser Skelettschädel mit leeren Augenhöhlen, einem ebenfalls leeren Nasenloch und Rissen innerhalb des Knochengefüges.
    Der Anblick faszinierte und stieß mich gleichzeitig ab. So sah also der Eingang zu Beelzebubs Reich aus.
    Der Zug donnerte weiter.
    Die Entfernungen schmolzen innerhalb von Sekundenschnelle zusammen. Niemand war noch da, der diesen höllischen Expreß hätte stoppen können. Ich mußte mich entscheiden, was ich tun sollte.
    Abspringen oder weiterfahren?
    Sprang ich bei dieser Geschwindigkeit ab, wäre das fast einem Selbstmord gleichgekommen.
    Andererseits gab mir niemand eine Garantie, daß ich Beelzebubs Reich lebend verlassen konnte.
    Die Gegend hatte sich bereits verändert. Ich nahm einen scharfen Geruch wahr. Eine Mischung aus Schwefel und Brand, und einen Augenblick später raste der Zug durch die Tunnelöffnung und hinein in das brodelnde Höllenfeuer…
    ***
    Auf dem hölzernen Bahnsteig der alten, verfallenen Station stand noch immer ein einsamer Mann.
    Horace F. Sinclair!
    Er glich einem Denkmal, denn er rührte sich kaum. Wer in seine Nähe gekommen wäre, hätte ihn kaum atmen sehen. Sein Blick folgte den Gleisen und ging doch ins Leere. Hinter seiner Stirn jagten sich die Gedanken. Er kannte seinen Sohn, wußte auch von dessen Erfolgen und daß bisher alles gutgegangen war, aber in diesen langen Minuten der schrecklichen Wartezeit rechnete er
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