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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich nicht in den Weg der Größeren drängen wollte. Also ließen sie ihn in Frieden. Statt dessen hatte er eine Menge Leute um sich gesammelt, die ihm zwischendurch auch mal halfen, wenn er in Schwierigkeiten geriet.
    Dennoch war er einsam geblieben. Bis auf einen einzigen Menschen besaß er keine wirklichen Freunde. Auch die, die ihm manchmal halfen, würden ihn fallen lassen wie ein Stück heißer Kohle, wenn es ihnen selbst an den Kragen ging.
    Er merkte, daß er fast schon in Laufschritt verfallen war, und zwang sich, wieder, langsamer zu gehen. Wer lief, war in dieser Gegend gleich verdächtig. Wenn eine Polizeistreife auf ihn aufmerksam wurde, nahmen sie ihn erst einmal in die Mangel. Bisher hatte er zwar nie größeren Ärger mit den Cops gehabt, aber unangenehm war eine solche Frage- und Antwort-Stunde allemal.
    Er blieb stehen.
    Wieder dachte er an Maurice und Angelique, die ihm beide sein Abenteuer nicht so ganz abnehmen wollten. Auch die nüchterne Sechzehnjährige hielt nicht viel von Hölle und Magie, obgleich sie mit ein paar Hausmittelchen einer Art Dämon ganz gewaltig eingeheizt hatte, als der hinter ihrem großen Bruder her war…
    Vielleicht war es besser, wenn er einfach mal Abstand gewann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Allein, um in Ruhe nachdenken zu können. Mit der Bedrängnis, in die er immer häufiger geriet, mußte er irgendwie fertig werden, und dabei konnten ihm Bemerkungen skeptischer Geschwister ganz sicher nicht helfen. Außerdem, wenn er jetzt erst einmal das Weite suchte, würden sie beim nächsten Mal vielleicht etwas zurückhaltender mit ihren Äußerungen sein, weil sie merkten, daß sie ihn verärgert hatten.
    Vor einem Jazzlokal entdeckte Ombre eine Cadillac-Limousine. Schwarz oder dunkelblau, so genau ließ sich das bei Laternenschein nicht sagen. Aber der Wagen kam ihm gerade recht. Wer auch immer sich in dem Lokal gerade innerlich betankte, tat ohnehin gut daran, mit dem Taxi heimzufahren, und Ombre hatte die Absicht, später im Lokal oder anonym bei der Polizei anzurufen und mitzuteilen, wo der Wagen nach Benutzung abholbereit stand. Er lieh ihn sich gewissermaßen nur aus. Das Fahrzeug zu öffnen, war keine Schwierigkeit, es zu starten, auch nicht.
    Ombre fädelte sich in den spärlichen Spätabend-Verkehr ein.
    Als er die nächste Straßenabzweigung hinter sich gebracht hatte, hielt er noch einmal kurz an, um das Fahrzeug in Ruhe zu inspizieren. Vielleicht gab es ein paar Dinge, die ihm halfen, den Besitzer selbst zu informieren, wo er sein Fahrzeug später wieder abholen konnte. Ombre warf einen Blick auf die Rückbank.
    Da war etwas von einem Tuch überdecktes.
    Das paßte irgendwie nicht in einen Cadillac. Hier gehörte ein flacher Diplomatenkoffer mit Zahlenschloß hin, nicht aber ein Kasten mit einer Wolldecke. Ombre schlug, über die Sitzlehne nach hinten gebeugt, die Decke zurück -
    - und zuckte zusammen, stieß die Tür auf und ließ sich einfach auf die Straße fallen, ohne auf den Verkehr zu achten.
    Der Cadillac verwandelte sich in einen gleißenden Feuerball.
    ***
    Nervös sah Ted Ewigk auf die Uhr. Zwei Dinge irritierten ihn - die Wunde an seinem rechten Unterarm hatte zu schmerzen begonnen, und Carlotta war noch nicht eingetroffen. Normalerweise brauchte ein Taxi nicht so lange von der City zum Stadtrand hinaus, nicht einmal zur rush-hour . Und Ted wußte, daß Carlotta ein Taxi benutzte, auch wenn sie es nicht extra erwähnt hatte. Sie tat es immer, wenn er sie nicht abholte - zu Fuß war es zu weit, und Busse kamen nicht hierher. In der Stadt selbst und in Richtung einiger Vororte war der öffentliche Nahverkehr Roms mit Bussen und der. U-Bahn erstklassig versorgt, andere Bereiche aber waren noch Steinzeit. Und ehe sich daran etwas änderte, würde eher die Welt untergehen - römische Behörden waren von jeher die langsamsten in ganz Italien. Auf Briefpapier und selbst den Kanaldeckeln prangte immer noch die aus der Antike stammende Abkürzung S.P.Q.R.(Senatus Populus Que Romanorum - Ältestenrat und Volk der Römer), und dieser antiken Tradition schienen die Beamten sich immer noch verpflichtet zu fühlen, weil es damals weder Busse noch Bahnen gegeben hatte, auch keine Telefone und Faxgeräte. Das einzige, was in Italien schnell stattfand, waren die pausenlosen Regierungswechsel - und die Taxifahrten.
    Ted begann sich um Carlotta zu sorgen. Er hatte zwar noch nie davon gehört, daß ein römisches Taxi in einen Unfall verwickelt worden war - die
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