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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sachen hatte sie bei Ted in der Villa deponiert. Sie streifte eine leichte Jacke über ihr luftiges Kleid und verließ ihre Hochhauswohnung. Als sie unten an der Straße erschien, wartete das Taxi bereits; einer der gelben Fiats mit den todesmutigen Fahrern, deren wichtigstes Instrument die Hupe, das zweitwichtigste das Lenkrad und das unwichtigste die Bremse war. Carlotta besaß kein eigenes Fahrzeug, nicht einmal ein Fahrrad. Da sie in der City wohnte, brauchte sie es auch nicht. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel reichte ihr völlig, und dorthin, wo diese öffentlichen Verkehrsmittel nicht oder wenigstens nicht im Zehn-Minuten-Takt kamen, kam sie mit Hilfe des Taxis. So wie jetzt.
    »Palazzo Eternale«, sagte sie, während sie sich in den Fondsitz warf.
    » Scusi, signorina , wohin bitte?« erkundigte der Fahrer sich. Da fiel ihr ein, daß der Name, den Ted seiner Villa gegeben hatte, ja keine offizielle Bezeichnung war, und rasch korrigierte sie ihre Angabe, indem sie den Straßennamen nannte und die Gegend beschrieb, in der es bereits keine Hausnummern mehr gab, weil Rom dort aufhörte.
    »Ah, weiß Bescheid«, bestätigte der Fahrer, gab Gas und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Der schwarzhaarigen Carlotta wurde es auf der Rückbank warm. Sie war von römischen Taxifahrern einiges gewöhnt, aber dieser Bursche mußte gerade eben erst ›Ben Hur‹ gesehen haben und fuhr, als gelte es, ein Wagenrennen gegen die gefährliche und mißliebige Konkurrenz zu gewinnen. Daß es nicht zu einem Unfall kam, erschien selbst Carlotta wie ein Wunder.
    » Signore , können sie nicht langsamer und vorsichtiger fahren? Für einen Weltrekord im Ampel-Ignorieren bezahle ich Sie nicht!«
    Der Fahrer reagierte nicht.
    Jetzt erst, da sie selbst vom Bezahlen sprach, fiel ihr plötzlich auf, daß der Fahrer den Taxameter nicht eingeschaltet hatte. Wo steckte dieses Ding überhaupt? Ihr wurde noch wärmer unter der Haut. War sie an einen Halsabschneider geraten? Dabei hatte sie doch am Telefon eigens ein gelbes Taxi bestellt, weil deren Uhren geeicht waren und sie ständiger Kontrolle unterlagen, während manche anderen für die Mafia fuhren! Und dieser Wagen war doch gelb lackiert und mit dem orangeroten Schild versehen!
    Hier stimmte etwas nicht.
    Und wohin fuhr der Mann überhaupt?
    »Ich sage, sie sollen nach Norden fahren!« protestierte sie, weil die Himmelsrichtung nicht mehr stimmte. Und den Umweg, den dieser Fahrer nahm, hatte noch kein anderer benutzt.
    Rom war zwar eine recht große und ausgedehnte Stadt mit einem wahren Labyrinth von Straßen und Gassen, aber den größten Teil davon kannte Carlotta. Dieser Weg hier führte niemals zum Palazzo Eternale !
    Es wurde ihr zu bunt. »Anhalten!« befahl sie. »Alto! Stop! Ich steige aus!«
    Der Fahrer dachte gar nicht daran, zu stoppen. Er pflegte weiterhin seinen rasanten Fahrstil. Carlotta erlitt fast einen Herzschlag, als der Wagen haarscharf an einer Gruppe spielender Kinder vorbeizischte. »Anhalten!« schrie sie und beugte sich vor, um nach der Schulter es Fahrers zu greifen.
    Das funktionierte nicht. Ihre Hand berührte eine unsichtbare Sperre und wurde davon zurückgestoßen. Ein unangenehmes Kribbeln rann über ihre Haut.
    Sie versuchte die Türen zu öffnen. Rechts und links. Weder das eine noch das andere ging. Die Verriegelung war blockiert.
    Sie war in dem vermeintlichen Taxi gefangen!
    Allmählich stieg Panik in ihr auf und wurde immer stärker, während der Wagen Rom verließ. Aber in einer völlig falschen Richtung…!
    ***
    Professor Zamorra hatte sich von seiner Gefährtin verabschiedet. Der Kuß war ihr zwar zu wenig gewesen - immerhin hatte sie gehofft, daß Zamorra nach seiner Rückkehr aus den Höllen-Tiefen etwas mehr Zeit für sie erübrigen würde. In den letzten Tagen und Wochen war ihre Freizeit, die sie ganz allein und ungestört miteinander verbringen konnten, doch recht karg ausgefallen, zumal Dauerbesuch im Château einquartiert war - die Peters-Zwillinge, die Rob Tendyke erst nach Florida holen wollte, wenn die Sache mit seiner Identitätsklärung geregelt war. Aber derzeit schien das noch auf Schwierigkeiten zu stoßen, denn Tendyke war nicht in seinem Bungalow und auch sonst nirgendwo zu erreichen.
    Aber Nicole wußte auch, daß sie Zamorra nicht zurückhalten konnte. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann führte er es auch durch. Sie hätte ihn begleiten können, denn das Telefonat zu Gryfs Hütte auf der walisischen Insel
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