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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fahrzeugkollisionen blieben den Touristen vorbehalten, die sich mit der recht eigenen Straßenverkehrsordnung, die jeder gesetzlichen Verordnung Hohn sprach, und die nur ein Italiener wirklich perfekt beherrschte, nicht zurechtfanden. Dennoch konnte irgend etwas passiert sein.
    Er griff wieder zum Telefon - wenn der Vorbesitzer der Villa es nicht mit Hilfe immenser Bestechungsgelder und seiner einflußreichen Stellung in einem Ministerium hätte anlegen lassen, würde Ted immer noch auf seinen Anschluß warten; immerhin war nach länger als einem halben Jahr immer noch keine offizielle Umschreibung auf seinen Namen erfolgt.
    Ted rief Carlotta noch einmal an. Aber sie hob nicht ab, mußte also schon unterwegs sein. Ted unterbrach und wählte die Taxizentrale an, um festzustellen, ob Carlotta tatsächlich mit einem gelben Taxi unterwegs war, wann sie abgefahren war und ob der Zentrale ein Unfall gemeldet worden war.
    Fehlanzeige!
    Von einem Auftrag seiner Freundin war der Taxi-Zentrale nichts bekannt!
    »Das gibt's nicht«, murmelte Ted verblüfft, während er den Hörer langsam auflegte. »Sie kann doch nicht so verrückt sein, einen Mafia-Kreuzer gemietet zu haben…«
    Da stimmte etwas nicht. Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet ihm, daß sie mittlerweile rund eine halbe Stunde überfällig war, selbst wenn man die Fahrzeit sehr großzügig auslegte.
    Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen rechten Arm. Unwillkürlich tastete er nach dem Verband. Seltsamerweise merkte er die recht ruckhafte Berührung nicht. Er drückte etwas fester zu; der Druck schmerzte nicht.
    »Komisch«, brummte er.
    »Wirklich«, sagte jemand hinter ihm. »Hast du ein wenig Zeit, Ted? Ich möchte mit dir über eine komische Sache reden.«
    Ted Ewigk fuhr herum. »Zamorra«, stieß er hervor. Sofort war ihm klar, wie der Freund hereingekommen war - über die Verbindung der Regenbogenblumen.
    »Was willst du hier?«
    »Mit dir reden, wie ich schon sagte. Du hast im Château angerufen und…«
    »Im Moment paßt es mir gar nicht«, wich Ted aus. »Ich warte auf Carlotta, und wenn sie kommt, möchte ich mit ihr allein sein. Das solltest du verstehen, Zamorra.«
    »Sicher, mon ami «, gestand Zamorra. »Aber noch ist sie nicht da. Wenn sie kommt, gehe ich natürlich sofort.«
    Ted erhob sich aus seinem Schreibtischsessel. »Verdammt, ich möchte im Moment auf deine Gesellschaft verzichten!« sagte er. »Muß ich noch deutlicher werden? Morgen vielleicht können wir uns ausgiebig unterhalten, aber…«
    »Getreu dem Motto: Verschiebe nicht auf morgen, was sich übermorgen von selbst erledigt, wie? Aber ich denke, es gibt Dinge, die man sofort erledigen sollte.«
    Ted ballte die Rechte zur Faust und hob den Arm.
    Abermals durchraste ihn ein stechender Schmerz. Er verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Im gleichen Moment summte das Telefon.
    Ted erstarrte. Zamorra beobachtete ihn nur.
    Der Summton erklang ein drittes und fünftes Mal. Dann endlich griff Ted nach dem Hörer und meldete sich. Sekundenlang lauschte er.
    Zamorra sah, wie sein Freund totenbleich wurde.
    Teds Gesicht verzerrte sich zu einer haßerfüllten Grimasse. »Ich bringe dich um!« stieß er wild hervor!
    ***
    In einem Jazz-Lokal in Baton Rouge spülte sich ein Mann namens Roger Brack den Frust von der Seele.
    Das Lokal entsprach eigentlich überhaupt nicht seinem Niveau. Die Musik war zu laut, der Brandy zu teuer und der Whisky gepanscht, die Mädchen zu aufdringlich… aber es war eine gute Sache, um einfach mal abzutauchen, alles zu verdrängen und zu vergessen, in eine andere Welt zu gehen, die nichts mit seiner eigentlichen zu tun hatte. Eines der Girls, viel zu grell geschminkt, zog sich schon die zweite Flasche Champagner rein, die Brack spendiert hatte. Das hieß, unter dem Namen Champagner würde sie auf seiner Rechnung erscheinen, aber unter Garantie befand sich kaum etwas anderes als Sprudelwasser darin. Denn die Lady mit den langen, netzbestrumpften Beinen und dem jugendgefährdend tiefen Dekolleté war viel zu nüchtern geblieben.
    Roger Brack registrierte es einfach nur. Er nahm alles, was diese andere Welt ihm bot, in sich auf. Das einzige, was ihn interessieren konnte, war das Girl, das sich auf einer schlecht beleuchteten Bühne alle halbe Stunde bis auf einen hautfarbenen Slip auszog und dabei versuchte, sich der zu lauten Musik anzupassen.
    Brack hatte für das Girl an seinem Tisch ›Champagner‹ und für sich eine Flasche Brandy und eine Flasche Wasser
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