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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich
Autoren: Jason Dark
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Märchenhaftes segelte auf mich zu.
    Es war ein fliegender Teppich, aus dem sechs Hände und Unterarme ragten!
    ***
    Das Märchen hatte Gestalt angenommen, war zu einer Tatsache geworden. Doch es gibt traurige, nette, hübsche und auch gefährliche Märchen. Ich erlebte ein gefährliches, denn ich war keineswegs davon überzeugt, daß ich in dem fliegenden Teppich einen Freund und Helfer sehen konnte.
    Trotz dieses Wissens faszinierte er mich. Noch griff er ja nicht an, er schwebte über mir, ich leuchtete ihn an, so daß der Lichtstrahl, wenn ich meine Hand bewegte, auch über die Hände wandern konnte und sie aus dem Dunkel riß.
    Hände?
    Nein, das waren Pranken. Breit, aber nicht klobig. Lange, kräftige Finger, die aussahen, als bestünden sie aus einem grauen Basaltstein. Etwas heller waren noch die Nägel abgesetzt, und in der oberen Hälfte waren die Finger so gekrümmt wie die eines Campers, wenn er bei Sturm seine Zeltstange festhält.
    Der Teppich flog nicht nur, er bewegte sich auch selbst. Dabei warf er Wellen wie eine Wasserfläche, und die aus ihm hervorragenden Arme tanzten tatsächlich mit.
    Das Bild ließ mich nicht los. Von einem fliegenden Teppich hatte ich bisher nur gehört. Ich hätte nie gedacht, daß es ihn tatsächlich gibt.
    Nun aber sah ich ihn vor mir.
    Nicht nur er selbst war etwas Besonderes, auch die sechs Hände, die aus ihm hervorragten, aber er war kein Spielzeug, er bedeutete Gefahr, denn schon einmal, kurz nach meinem Eintritt in das Museum war ich von ihm attackiert worden.
    Ich wollte wieder zurück.
    Plötzlich war er da. Als hätte er meine Gedanken geahnt. Er kam wie ein wogender Schatten oder wie ein gefährlicher Manta in der Tiefe des Meeres. Er schwang, er bewegte sich, dabei drehten sich die Hände, so daß sie in meine Richtung zeigten.
    Es war klar, was sie wollten, und diesmal würde es sicherlich nicht bei einer Warnung bleiben.
    Und plötzlich kippte der Teppich. Eine elegante Drehung, als hätte ihn jemand ferngesteuert. Nun ragten die Hände nach unten, besser zum Greifen.
    Ich sprang zurück.
    Zu langsam, viel zu langsam. Der Teppich, vielmehr die sechs Hände waren schneller.
    Und sie bekamen mich zu packen.
    Wo überall, das stellte ich sehr schnell gar nicht fest. Jedenfalls verlor ich den Boden unter den Füßen und schwebte einen Moment später schon über der Brüstung.
    Hände umfaßten auch meinen rechten Oberschenkel und drückten das Bein vom Körper weg. Mit der Hacke schleifte ich über die obere Kante des Gesteins. Ich hielt noch immer die Lampe, aber meinen Arm konnte ich nicht bewegen, auch an die Beretta kam ich nicht heran, sechs Hände waren einfach zu viel für mich.
    Meine Befürchtungen traten nicht ein. Die Hände wollten zwar mich, aber sie wollten mich nicht töten, denn als ich über der Brüstung und praktisch im Leeren schwebte, wurde ich wieder hochgerissen und gleichzeitig herumgedreht.
    Dabei arbeiteten die sechs Hände mit. Sie waren wirklich etwas Außergewöhnliches, denn sie drehten sich gegen den Uhrzeigersinn oder mit ihnen, so daß sie in der Wirkung, dem sich Bewegen von Schlangenkörpern, gleichkamen.
    Man hievte mich auf den Teppich!
    Es war nicht so einfach, wie es aussah. Möglicherweise kam es mir auch nur so kompliziert vor, weil ich mich in einer nicht sehr bequemen Lage befand, da ich noch in der Luft gedreht und dann über die Kante gerollt wurde. Sehr weich spürte ich unter mir den Teppich. Hart nur waren die Hände, die mich gegen ihn preßten. Sie gaben mir keine Chance, irgend etwas zu unternehmen. Ich konnte die Arme nicht bewegen und kam deshalb auch nicht an meine Waffe heran.
    Da die harten Hände mein Gesicht in den Teppich preßten, nahm ich auch den Geruch wahr, den der Teppich abgab, und der in meine Nase drang.
    Ich kannte ihn, weil ich ihn schon oft genug wahrgenommen hatte. Der Teppich stank nach Moder, nach Vergänglichkeit und nach altem Blut. Ein widerliches Konglomerat, bei dem sich mir fast der Magen umdrehte.
    Leider konnte ich nicht herausfinden, wo ich mich befand, ging aber davon aus, daß ich noch über der Brüstung schwebte. Ich hatte den Teppich schweben sehen und ging davon aus, daß er auch mit mir wegfliegen würde - oder ich getötet wurde.
    Ich konzentrierte mich auf den Druck der Hände. Sie waren einfach überall. Ich spürte sie an den Hüften, den Schultern, den Armen und den Beinen. Sie preßten mich auf den Teppich, auch mein Gesicht wurde hineingedrückt. Mir kam es wie ein
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