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0452 - Udexa kommt

0452 - Udexa kommt

Titel: 0452 - Udexa kommt
Autoren: Jason Dark
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sein. Du weißt, die Leute erzählen viel, wenn der Tag lang ist. Und so ein haushohes Ding ist schließlich nicht zu übersehen, falls es existiert.«
    »Der Sumpf ist schließlich breit, lang und auch sehr tief«, erklärte Griffith mit dunkler Stimme.
    »Ja, da kann man viel erzählen.«
    »Aber nicht über Udexa.«
    »Gerade darüber.« Der Pfarrer lachte. »Eine Riesenkröte. Wo gibt es denn so etwas? Höchstens im Märchen.«
    »Manchmal werden Märchen wahr. Und die enden meist böse.«
    Der Geistliche gab keine Antwort mehr. Er war ein schlanker Mann von etwa 50 Jahren. Sein graues Haar war an einigen Stellen bereits ausgefallen, so daß er Mühe hatte, einen Scheitel zu ziehen.
    Der Jahrmarkt war bereits eröffnet worden. Die Männer hörten die Klänge der Musik, sie sahen auch die Lichter und deren Widerschein, der bunt gegen den dunklen Himmel stieg. Die Menschen waren froh, lustig, voller Erwartung. Sie hatten sich auf dieses Wochenende im August gefreut, wie sie es in jedem Jahr taten. Am Freitag gehörte der Jahrmarkt ihnen allein. Am nächsten und übernächsten Tag würden die Fremden kommen. Es hatte sich herumgesprochen, daß es in Wye jährlich ein so großes Volksfest gab.
    Unterwegs kamen ihnen nur wenige Menschen entgegen. Die meisten davon liefen zum großen Platz am Dorfrand. Der Pfarrer wurde gegrüßt und auch mit scheuen Blicken bedacht. Das war auf dem Dorf eben noch so.
    Auch das unmittelbare Gebiet um den Krötenbrunnen war menschenleer. Niemand saß mehr auf den Bänken. Auch die älteren Menschen wollten am Fest teilnehmen.
    Eine einsam stehende Laterne verströmte Licht.
    Griffith faßte den Pfarrer an. »Jetzt hätten Sie das Wasser eigentlich schon hören müssen. Aber da ist nichts. Sie können es gar nicht hören, weil es nicht mehr fließt.«
    »Kann sein.«
    »Ist das nicht ungewöhnlich?«
    »Nein, man hat es abgestellt.«
    »Aber wer?«
    »Was weiß ich denn?«
    »Sie wollen mir nicht glauben.«
    »Warten wir mal ab.« Der Pfarrer ging schneller und erreichte den Brunnen auch als erster. An seinem Rand blieb er stehen und schaute zu der auf dem Sockel sitzenden Kröte und auch in das offene Maul hin. Dabei hob er die Schultern. »Tut mir leid, Griffith, aber ich kann nichts Ungewöhnliches erkennen.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Nein.«
    Griffith trat langsam näher. Er hatte die Schultern hochgezogen und wirkte so, als würde er unter einer starken Spannung stehen.
    Als er neben dem Pfarrer stoppte, zitterte er.
    »Mensch, Griffith, was hast du?«
    »Schauen Sie mal genau hin, Herr Pfarrer. Sehr genau, meine ich. Fällt Ihnen nichts auf?«
    »Was denn? Okay, die Kröte speit kein Wasser mehr, das ist auch alles.«
    »Irrtum, Herr Pfarrer, das ist nicht alles. Sie müssen die Hand ausstrecken und die Kröte fühlen. Streicheln Sie ihre Haut, dann werden Sie es merken.«
    »Und was?«
    »Streicheln Sie und schauen Sie. Ihre Haut hat auch eine andere Farbe bekommen.«
    »Das kann man im Dunkeln nicht erkennen. Auch wenn Licht auf eine solche Figur fällt, sieht sie anders aus als bei Sonnenschein. Das solltest du wissen.«
    »Tun Sie mir den Gefallen.«
    »Okay, mache ich.« Der Geistliche wollte endlich seine Ruhe haben und strich über den Körper der Kröte. Seine Hand berührte den Kopf, den Körper, auch den Bauch der steinernen Kröte.
    »Und?«
    »Das frage ich mich auch, Griffith. Ich finde es normal und kann keinen Unterschied merken.«
    Griffith lachte. »Tatsächlich nicht. Dann hätten Sie mal heute nachmittag hier sein müssen.«
    »Jetzt ist aber Abend.« Die Antwort des Geistlichen hatte ärgerlich geklungen.
    Griffith ließ sich nicht abwimmeln. »Noch etwas. Herr Pfarrer. Die Augen. Sie müssen die Augen sehr genau untersuchen. Das ist fast noch am wichtigsten.«
    »Meinetwegen auch das.« Er hob die Schultern, reckte sich und schaute dorthin, wo die Augen vorstanden.
    Griffith wartete. Nach einigen Sekunden trat der Pfarrer einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
    »Was ist denn?«
    »Ich muß Ihnen recht geben, Griffith. Etwas ist an der Sache merkwürdig, da haben Sie recht.«
    »Und was?«
    Der Geistliche hob die Schultern. »Ich habe das Gefühl, als hätten sich die Augen verändert. Als wäre Leben in ihnen, als würden sie sich bewegen. Ja, so ist es.«
    Griffith lachte. »So habe ich es auch gesehen.« Er schob sich an den Geistlichen heran. »Ich sage Ihnen etwas, Herr Pfarrer. Hier geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. Und wenn das so
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