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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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Patrick. »Aber dann ist Schluß. Wir haben heute noch eine größere Strecke vor uns.«
    »Wir?« wunderte sich Queens. »Du wirst doch nicht verlangen, daß ich arbeiten soll? Ich habe meinen letzten Scheck noch nicht verbraucht.«
    »Wenn ich dir erzähle, worum es geht, rennst du los wie eine fünfzigjährige Jungfrau, die den Hauptpreis bei einer Tombola im Männerheim gewonnen hat.«
    »Du verstehst es, einem den Mund wäßrig zu machen. Worum geht es denn?«
    »Um ein paar Leichen ohne Mörder, und um vier- bis fünftausend Dollar pro Mann und Nase.«
    »Ein superheißes Eisen also?«
    »Ich müßte mich schwer täuschen, wenn es nicht so wäre.«
    »Mein lieber Patrick täuscht sich nicht. Auch wenn er ein verdammter Yankee ist. Ich frühstücke nur mehr zu Ende. Wohin soll die Fahrt denn gehen?«
    »Runter ins Hochland bei Oaxaca.«
    »Hm. Da war ich schon einmal. Scheußliche Gegend. Sie haben keinen Whisky dort. Wir müssen noch ein paar Einkäufe machen. Ich denke, drei bis vier Kisten Whisky müßten reichen.«
    »An Altersschwäche gehst du einmal nicht ein.«
    »Ich habe etwas gegen Altersschwäche. Trinken ist mein Hobby. Das weißt du doch. Andere sammeln Briefmarken.«
    Patrick Morgan trank sein Glas leer und schüttelte sich. So früh am Morgen mochte er keinen Alkohol. Barry Queens dagegen mußte schon mindestens 1,5 Promille getankt haben, doch dem hünenhaften Rotschopf war nichts anzumerken. Er stand ruhig auf.
    »Schreib’s auf«, sagte er zum Keeper, und der nickte gottergeben. Barry Queens bezahlte immer.
    »Hast du deine Ausrüstung beisammen?« fragte Morgan, als sie hinaus auf die lärmende Straße traten.
    Barry Queens blinzelte gegen die Sonne. »Sie liegt im Kofferraum meines Wagens. Er steht gleich um die Ecke. Komm mit.«
    Er hatte es voll akzeptiert, daß er jetzt mit Patrick eine weitere Reise antreten würde. »Wo bleibst du so lange?« wandte er sich um.
    Patrick Morgan hatte Mühe, ihm zu folgen. Der hünenhafte Ire hatte sich mit Riesenschritten in’ Bewegung gesetzt. Nach einer knappen Minute stand er vor seinem Wagen. Diese Rostbeule konnte man nur mehr schwerlich als ein Auto bezeichnen. Ehemals war die Blechkutsche ein betagter Chrysler gewesen, doch das merkte ihm nur mehr der Kenner an. Die Stoßstangen waren genauso verschwunden wie der Lack. In jedem Land der nördlichen Breitengrade wäre der Wagen auf der Stelle aus dem Verkehr gezogen worden, und selbst im in dieser Hinsicht weitaus toleranteren Mexiko war die Blechkarosse schon zweimal versehentlich von der Müllabfuhr abgeschleppt worden. Queens hatte sie immer wiedergefunden.
    »Fahren wir mit meinem Wagen?« fragte er.
    Patrick Morgan schauderte.
    »Lieber nicht. Ich käme mir vor wie ein vergammelter Käsekuchen in der Mülltonne. Hole deine Sachen.«
    Barry Queens grinste. Er schlug mit der rechten Faust an eine bestimmte Stelle am rechten hinteren Kotflügel, und der Kofferraumdeckel sprang quietschend auf. Ein Reserverad lag nicht darin. Der ganze Raum wurde von zwei Aluminiumkoffern eingenommen. Barry Queens wuchtete sie heraus und stellte sie auf die Straße.
    »Wäsche willst du keine mitnehmen?« fragte Patrick.
    »Ist im Koffer mit der Dunkelkammer«, brummte Queens und schlug den Kofferraum zu. Das Nummernschild fiel herab und blieb scheppernd auf dem Asphalt liegen. Der Ire beförderte es mit einem Fußtritt unter den Wagen. »Ich werde vom nächsten Honorar fünfzig Dollar abzweigen und mir einen neuen Wagen kaufen«, meinte er.
    »Fünfzig Dollar?« zweifelte Patrick Morgan.
    »Klar doch. Der Whisky war immer teurer.«
    Damit hatte Barry Queens seinen Chrysler abgeschrieben. Er nahm die schweren Aluminiumkoffer und trabte hinter Patrick Morgan her. Als Fatalist verschwendete er keinen Gedanken darauf, wohin der Journalist ihn führte. Barry Queens fragte nicht lange. Abenteuer gehörten mit zu seinem Leben wie für andere Leute das Zähneputzen.
    ***
    Jeden Mittwoch war Markttag in Viricota.
    Ramirez hat sein Maultier beladen. Es sollte seine Waren nach Viricota tragen. In handgefertigten Netzen schaukelten Papayas und Avocados, das einzige Gemüse, das in den kargen Steinwüsten des Hochlandes gedeihen kann, wenn man die am Dorfbrunnen gefüllten Wasserschläuche aus Ziegenleder bis hinaus auf die Felder schleppt. Ramirez war vierzig. Doch er sah aus wie sechzig.
    Sein Maultier trug die Früchte, und die Schultern Ramirez’ waren unter der Last der Decken gebeugt, die seine Frau und die sechs
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