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0448 - Salomos Omen

0448 - Salomos Omen

Titel: 0448 - Salomos Omen
Autoren: Jason Dark
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Augen an und rief: »Verstehen Sie das?«
    »Nein.«
    Das Meer glich einem unersättlichen Raubtier. Es besaß zwar keinen Schlund, dafür gewaltige Wellen, die alles verschlangen, was sie anbot.
    Plötzlich entstanden Strudel. Die letzte Luft wich aus dem gewaltigen Schiffskörper, und die lebensgefährlichen Wasserkreisel hätten jeden Menschen mit in die Tiefe gerissen.
    Regelrechte Wasserkrater stachen spitz wie Tüten in die Tiefe. Blasen jagten in die Höhe. Schaum entstand, quoll zu gewaltigen Bergen auf, und Gischtfontänen wirbelten wie dichte Schleier über den sinkenden Kahn hinweg.
    Ein letztes Aufbäumen des Bugs sahen wir noch. Es sah so aus, als wollte er sich aus den grauen Fluten hervorschieben, um in die Wolkendecke zu steigen, aber die lange Meeresdünung war stärker, rammte den Bug noch einmal, dann sackte er vor unseren Augen mit einer für mich atemberaubenden Geschwindigkeit weg.
    Plötzlich begann das Meer zu toben. Es wurde zu einem gewaltigen Wirbel, der alles verschlingen wollte. Fontänenartig gischtete das Wasser in die Höhe, als wollte es mit seinen langen Armen gegen die Kufen des Hubschraubers schlagen und ihn ebenfalls mit in die gnadenlose Meerestiefe ziehen.
    Wir blieben über dem Schiff und schauten weiterhin zu, wie das Meer das Schiff verschlang.
    Zurück blieben die Strudel, die Wirbel und die kochende See, in die noch letzte Luftblasen hineinstiegen und zerplatzten. Wenig später breiteten sich die Wellen aus, als hätte jemand einen gewaltigen Stein hineingeworfen, dann war nichts mehr zu sehen. Die See hatte das Schiff geschluckt.
    Captain McLagglen wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Wenn mir das jemand erzählt hätte, den hätte ich ausgelacht und ihm kein Wort geglaubt. Aber so.« Er steckte das Tuch wieder ein, während wir jetzt über der Stelle kreisten. »Was sagen Sie dazu, Mr. Sinclair?«
    »Normal ist es nicht.«
    »Das meine ich auch.«
    »Wollen Sie noch bleiben?« fragte der Pilot.
    Es hatte keinen Sinn, wenn wir weiterhin über der Stelle kreisten. Was aus der Tiefe hochgedrückt wurde, war nicht viel. Ein paar Rettungsringe schaukelten verloren auf den Wellenkämmen. Hin und wieder wurden sie gegen die Holzplanken gedrückt, die ebenfalls aus dem brodelnden Wasser in die Höhe kamen.
    Wir hatten hier nichts mehr zu tun. »Okay«, sagte ich laut. »Lassen Sie uns zurückfliegen.«
    »Geben Sie auf?« fragte der Captain.
    Ich schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, Kollege, wir fangen jetzt erst richtig an.«
    Über diese Antwort wunderte sich nicht nur McLagglen, auch Suko starrte mich unverständlich an.
    Ich gab keine Erklärung ab und behielt meinen Plan vorläufig für mich…
    ***
    In Captain McLagglens Büro hatten wir uns zusammengesetzt. Eine ältere Sekretärin brachte Kaffee. Die braune Brühe hielt keinen Vergleich mit Glendas Kaffee aus, aber es war besser als nichts, und so schütteten wir das Zeug mit Todesverachtung in uns hinein.
    Das Hauptquartier der Liverpooler Polizei war in einem alten Gebäude untergebracht, dessen stuckverzierte Fassade allmählich abbröckelte.
    Die Hauswand zeigte eine dunkelgraue Farbe, zudem blinkten die Scheiben der Fenster wie matte Augen.
    Wenn wir aus dem Fenster blickten, schauten wir auf eine verkehrsreiche Straße, hinter der ein kleiner Park lag, wo das Grün der Bäume vergeblich gegen das Grau der Stadt ankämpfte.
    In Liverpool wirkten selbst die Parks schmutzig und verkommen. So schlimm hätte ich mir die Stadt nicht vorgestellt.
    Captain McLagglen schaute mich über den Rand seiner henkellosen Tasse hinweg an. Er trank seinen Kaffee wie ein Franzose und wärmte sich beim Trinken die Hände. »Es sieht nicht nach einem Erfolg aus, Gentlemen. Nicht mal nach einem Teilerfolg. Oder sehen Sie das anders?«
    »Ein wenig schon«, gab ich zurück.
    »Und wie?«
    »Das Schiff ist zwar gesunken, aber nicht für immer verschwunden.«
    Er schaute mich überrascht an, dachte nach und kam plötzlich auf die Lösung. »Wollen Sie danach tauchen lassen?«
    »Ja.«
    Suko hatte mit einer ähnlichen Antwort gerechnet. Er nickte und verzog die Lippen zu einem Lächeln.
    »Wissen Sie denn, wie tief das Wasser an dieser Stelle ist?«
    »Nein, aber das wird sich feststellen lassen.«
    »Sicher. Wollen Sie dann runter?«
    »Das hatte ich vor.«
    McLagglen sagte zunächst nichts mehr. Er schaute nur zur Seite auf den grauen Teppichboden. So etwas war ihm wohl noch nicht vorgekommen.
    »Und weshalb
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