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0448 - Salomos Omen

0448 - Salomos Omen

Titel: 0448 - Salomos Omen
Autoren: Jason Dark
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blieben in der kleinen Hotelhalle stehen. Sie war mehr ein Flur und ebenso schmutzig wie die Gänge in den drei oberen Etagen. Fünf Beamte des Einsatzkommandos lehnten noch an der Wand und unterhielten sich leise.
    Es gab auch so etwas wie einen Portier. Er hatte sich in die Ecke zurückgezogen, hielt den Kopf gesenkt und sah so aus, als wäre er am liebsten im Erdboden versunken.
    Ich tippte ihn an, er zuckte zusammen.
    »Was ist denn?«
    »Es geht um Ihre Gäste, Meister.«
    »Die… die kenne ich nicht.«
    Sein schmales Gesicht zeigte einen lauernden Ausdruck. In den Augen flackerte es. Er hatte dünnes Haar, das wie angeklatscht auf seinem Schädel lag.
    »Braucht sich bei Ihnen niemand einzutragen, wenn er hier wohnt?«
    »Schon, aber die meisten können nicht schreiben. Da verzichte ich lieber ganz. Zudem bin ich froh, wenn mal welche hier wohnen. Liverpool ist tot, das Hotel ist es auch.«
    »Und dieser Amokläufer? Welchen Kontakt hatten Sie eigentlich zu ihm?«
    »Überhaupt keinen.«
    »Ja, Sir. Ich rede mit meinen Gästen nicht freiwillig. Warum auch? Die wohnen hier und fertig. Für mich ist es nur wichtig, dass sie zahlen. Alles andere kümmert mich nicht.«
    »Kann ich mir vorstellen, wenn ich das hier sehe«, gab ich sarkastisch zurück.
    »Wer zuviel fragt, lebt gefährlich«, bekamen Suko und ich noch zu hören, aber das wussten wir selbst. Es gab in London genügend Absteigen, deren Besitzer oder Pächter ebenso dachten.
    McLagglen hatte telefoniert. Als er durch die Tür trat, ging er forscher als zuvor. »Wir wissen jetzt, wo sich das Schiff befindet. Es hat die Liverpool Bay bereits verlassen und befindet sich in der Irischen See. Allerdings abseits der Fährlinien.«
    »Können wir es einholen?«
    »Das wird mit einem Boot seine Zeit kosten.«
    Ich schüttelte den Kopf und winkte gleichzeitig ab. »Ich denke da eher an einen Hubschrauber.«
    McLagglens Augen nahmen einen staunenden Ausdruck an. »Wollen Sie das Schiff kapern?«
    »So würde ich es nicht ausdrücken. Wir wollen nur an Bord und uns dort umschauen.«
    »Vom Hubschrauber aus?«
    »Ja.«
    Der Captain schaute auf seine Schuhspitzen, die blank glänzten. »Sie machen Nägel mit Köpfen, wie?«
    »Was bleibt uns anderes übrig?« erwiderte Suko. »Schaffen Sie es denn, den Hubschrauber zu bekommen?«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    »Dann los.«
    McLagglen hatte noch eine Frage. »Sollen wir Funkkontakt mit dem Schiff aufnehmen?«
    »Vielleicht käme das einer Warnung gleich«, meinte Suko.
    »Ich würde das Risiko trotzdem eingehen«, hielt ich dagegen. »Was wir vorhaben, ist schließlich nicht ganz astrein.«
    »Überredet«, sagte Suko und lächelte mir zu.
    ***
    Captain McLagglen hatte gut gearbeitet. Nicht einmal eine halbe Stunde später befanden wir uns in der Luft. Der Hubschrauber gehörte zu einem Typ, der sehr wendig und schnell flog, von der Army verwendet wurde und Platz für sechs Personen bot.
    Die Geräuschdämpfung war auch gut, so dass wir uns prima verständigen konnten.
    Wir flogen über eine trostlose Hafenlandschaft. Sie bot mit ihrer Leere ein apokalyptisches Bild. Die verlassenen Kais, die fast leeren Hafenbecken, das graue Wasser, auf dessen Oberfläche Strandgut schwamm und gegen die Kaimauern geschleudert wurde, dazwischen die Ölflecken, die sich wie Teppiche ausgebreitet hatten, die Metallgestänge der hohen Kräne, die allmählich verrotteten, das alles zeichnete ein Bild des Verfalls und war gleichzeitig symptomatisch für die gesamte Stadt Liverpool.
    Es gab zwar noch ein Beatles-Museum, aber auch das war ein Flop gewesen, wie man jetzt wusste.
    Der einsame Lastkahn, der sich in Richtung Liverpool Bay schob, wirkte wie das letzte Schiff, das einen Hafen verlassen hatte. Nur noch die Möwen waren geblieben. Sie hatten sich manchmal zu Schwärmen gesammelt, die ihre Kreise zogen.
    Der Himmel zeigte keine Sonne. Graublau stand er hoch über uns.
    Dennoch war es nicht kalt. Eine schwüle Luft drang aus südlicher Richtung her in die Stadt.
    Selbst die graue Wasserfläche sah trostlos aus. Daran konnten auch die hellen Wellenkämme nichts ändern, die hin und wieder den Weg der Wogen nachzeichneten.
    McLagglen musste wohl meine Gedanken erraten oder mir von der Stirn abgelesen haben, als er mich ansprach: »Es sieht schlimm da unten aus, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Man kann sich daran gewöhnen.«
    »Sicher.«
    »Wollen Sie es noch einmal versuchen, Captain?« fragte Suko.
    »Natürlich.«
    Bisher hatten
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