Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0448 - Salomos Omen

0448 - Salomos Omen

Titel: 0448 - Salomos Omen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
an. Er blieb für die Länge eines Atemzugs in dieser Haltung, dann wurde er plötzlich zu einem huschenden, wischenden Schatten, der sich gedankenschnell auf die Tür zubewegte und mit dem Fuß das Holz in Schloßhöhe traf.
    Die folgenden Sekunden liefen wie ein zu schnell gedrehter Film ab, in dem ich eine der Hauptrollen spielte, denn in den Krach der splitternden und aufprallenden Tür hinein, startete auch ich.
    Suko hechtete schon vor. Er rammte die Tür noch mit der rechten Schulter, bevor er zu Boden tauchte und den Fall in eine Rolle verwandelte, während ich in Combatstellung stand und über seinen Rücken hinwegzielte, bereit, den Amokläufer kampfunfähig zu schießen.
    So etwas hatte man uns eingedrillt. Diese Dinge waren mir in Fleisch und Blut übergegangen, aber ich brauchte ebenso wenig einzugreifen wie mein Freund Suko.
    Niemand griff uns an. Und trotzdem war es schrecklich.
    Ich habe es schon erwähnt. Die Zimmer besaßen sehr kleine Fenster.
    Sie waren aber trotzdem hoch groß und hoch genug, um einem klein gewachsenen Menschen die Gelegenheit zu geben, sich aufzuhängen.
    Der Araber hatte es getan.
    Um seinen Hals spannte sich die dünne Schlinge des Nylonseils. Er sah schrecklich aus, aber das war nicht alles. Seine Haut zeigte sich schwarz und ölig verbrannt. Nur die Pupillen darin leuchteten wie die blanken, toten Knopfaugen eines Plüschtieres. Der Mund stand offen. Sein grünlicher Atem verteilte sich vor dem Gesicht zu dünnen Nebelwolken.
    Ich musste schlucken.
    Suko drehte sich um. Er war inzwischen aufgestanden. »Verstehst du das, John?«
    »Nein.« Ich ging tiefer in den schmutzigen Raum hinein. Mit einem Blick erfasste ich die Einrichtung. Ein altes Metallbett, ein wackliger Schrank, eine Waschgelegenheit mit tropfendem Hahn und einem Stuhl.
    Sonst nichts…
    Auf dem Boden lag ein Flicken, der vielleicht vor zwanzig Jahren mal den Namen Teppich verdient gehabt hätte. Hinter mir hörte ich schwere Schritte. Ich drehte mich nicht um, denn ich wusste, dass McLagglen den Raum betreten hatte.
    »Mein Gott«, sagte er ächzend, »damit hätte ich nicht gerechnet.« Er trat neben mich und starrte die verkohlt wirkende Leiche an.
    Der Araber hatte sich am Fenstergriff aufgehängt. Da dieser nicht sehr hoch lag, war das Seil auch entsprechend kurz gehalten. Die Füße - sie steckten in schmutzigen Turnschuhen - baumelten handbreit über dem Boden.
    McLagglen schüttelte den Kopf. »Vor einer halben Stunde hat er noch gelebt. Ich habe ihn schreien hören. Jetzt wirkt er wie verbrannt. Genau wie bei den anderen. Es war wohl doch gut, dass wir Sie geholt haben.«
    Ich verkniff mir eine Antwort. Natürlich mussten wir den Toten aus der Schlinge holen. Suko und ich wollten dies in Angriff nehmen. Mit einem Messer trennte Suko das Seil durch. Es war gar nicht einfach, denn Nylon setzt Widerstand entgegen. Als wir es schließlich geschafft hatten, sackte der Tote vor mir zusammen. Ich fing ihn ab. Dabei kam ich mit seiner verbrannten Haut in Berührung. Sie fühlte sich kalt und fettig an.
    Als er auf dem Boden lag, schauten wir ihn uns an. McLagglen gab unterdessen per Sprechgerät das Ende des Einsatzes bekannt.
    Von den Dächern und aus den Hausnischen verschwanden die Beamten des Einsatzkommandos, die das Gebäude umstellt hatten. McLagglen ließ uns allein. Wir schauten kaum hin, als er den Raum verließ. Unser Augenmerk galt dem Toten, der, als er noch lebte, von der Hölle Salomos gesprochen hatte. Was war damit gemeint worden?
    Eine Frage, die mich quälte, denn zu dem alten und weisen König Salomo hatte ich eine besondere Beziehung. Er gehörte zu den Personen, die einmal Besitzer meines Kreuzes gewesen waren, ebenso wie Richard Löwenherz oder Hector de Valois.
    In der letzten Zeit waren wir des öfteren mit dem Umfeld dieses vorbildlichen Königs konfrontiert worden. Wir hatten Teile seiner Magie erlebt, und das war nicht immer erfreulich gewesen.
    Auch Suko dachte darüber nach, denn er schüttelte den Kopf, als er die verbrannte Leiche anschaute. »Mir will es einfach nicht in den Kopf, dass der König und seine Getreuen auf der anderen Seite gestanden haben. Wir haben bisher eigentlich nur negative Erfahrungen sammeln können. Dabei hat Salomo doch dein Kreuz besessen.«
    »Das stimmt schon.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht weiter, Suko. Ich habe damals noch nicht gelebt und bin mit den Verhältnissen leider nicht konfrontiert worden.«
    Mein Freund und Kollege schaute mich an. Dabei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher