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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
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ungefähr einer Stunde von einem Mann abgeholt«, berichtete er. Er wagte nicht, mir in die Augen zu sehen. Ich legte ihm meine Hand auf die Smokingschulter.
    »Wer holte sie ab?«
    Er räusperte sich. »Ich kannte den Mann nicht, aber er schien sehr erregt zu sein. Ich fürchtete, daß es Ärger geben würde, wenn wir ihn daran hinderten, mit Denny den Club zu verlassen.«
    »Anders ausgedrückt, Sie haben gar nichts dagegen unternommen, daß der Bursche Denny aus Ihrem Laden zerrte? Sie haben ihr nicht geholfen?«
    Erregt wehrte er sich. »Wollen Sie mir ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung an den Hals hängen? Denny hat niemanden um Hilfe gebeten. Im Gegenteil, sie winkte ab, als zwei Kellner eingreifen wollten. Ich habe lediglich geduldet, daß sie dem Mann folgte, obwohl sie verpflichtet ist, bis um fünf im Club zu bleiben.«
    Ich schenkte mir eine längere Auseinandersetzung mit dem Manager, raste zum Jaguar und fuhr in die 28. Straße. Denny Harts Wohnung lag in einer alten Mietskaserne. Das Schloß der Haustür hatte längst das Zeitliche gesegnet. Von der Flurbeleuchtung waren nur zwei schäbige Glühlampen übriggeblieben, deren Licht durch fingerdicke Staubschichten gedämpft wurde.
    Die drei Zimmer, die Denny bewohnte, lagen in der obersten Etage unter dem Dach. Die Wohnungstür stand weit offen. In der Diele brannte die Deckenbeleuchtung.
    Ich betrat die Diele. Links befand sich die Küche, rechts das Schlafzimmer. Die Tür an der Stirnwand führte in den Wohnraum. Sie besaß eine Glasfüllung. Ich sah, daß Licht im Wohnzimmer brannte.
    Ich drückte die Klinke herunter und stieß die Tür mit einem Ruck auf.
    Denny Hart und Chuck Donovan saßen links und rechts vom Tisch, jeder in einem Sessel. Chucks Kopf war auf die Brust gesunken, aber Denny Hart starrte mich aus weit aufgerissenen, blicklosen Augen an. Beide waren tot. Ermordet!
    ***
    Im ersten Augenblick nahm ich an, Donovan hätte seine Freundin getötet und dann Selbstmord begangen. Als ich näher an die Toten heranging, erkannte ich, daß die Todesart Selbstmord ausschloß. Beide, die Frau und Donovan, waren mit Drahtschlingen erdrosselt worden.
    Ich legte den Handrücken gegen Dennys nackten Arm. Ich spürte noch den Hauch von Wärme. Der zweifache Mord konnte höchstens vor einer Stunde begangen worden sein. Donovan hatte in der Wohnung Reefers geraucht. Der süße Geruch des Marihuana erfüllte noch die Luft.
    Ich bückte mich und sah mir Donovans Schuhe und die Ränder seiner Hose an. Vorsichtig untersuchte ich seine Jacke. Er trug nur wenige Dollar bei sich, aber in der linken Jackentasche steckte eine nahezu volle Packung Hanfzigaretten.
    Es gab kein Telefon in der Wohnung. Ich zog die Tür ins Schloß.
    Niemand von den Hausbewohnern schien etwas von dem Mord bemerkt zu haben. Ich nahm an, daß Donovan die Gefahr nicht erkannte, als die Männer, mit denen er noch wenige Stunden vorher ein Ding gedreht hatte, seine Wohnung betraten. Sie brachten ihn und die Frau um, ohne beiden auch nur die leiseste Chance zu lassen.
    Ich lief die Treppe hinunter, eilte durch den halbdunklen Hausflur und prallte gegen einen Mann, der vor der Tür stand.
    Der Mann bohrte mir einen Pistolenlauf in die Magengrube und fauchte: »Halt schön still, mein Junge, oder ich…«
    Ich hielt nicht still. Ich sprang zurück und trat zu. Ich traf seinen Unterarm. Er schrie auf. Es hörte sich an, als wäre ein besonders bösartiger Hund plötzlich hart - auf den Schwanz getreten worden. Ich zischte rückwärts in den Flur hinein, griff nach der Tür, um sie ins Schloß zu werfen, denn ich hatte die unbrauchbare 38er zu Hause gelassen. Ich brauchte eine leidliche Deckung vor der Waffe des Unbekannten.
    Leider war der Mann nicht allein. Der andere wartete im Hausflur. Ich fiel ihm in die Arme. Er hieb mir die geballte Faust in den Nacken. Ich stolperte nach vorn. Die Tür, die der Bursche von draußen aufstieß, knallte mir vor den Schädel.
    Bevor ich mich erholen konnte, stand ich zwischen den beiden Kerlen wie zwischen den Platten einer Presse. Ein Pistolenlauf wurde in mein Kreuz, ein zweiter in meine Magengrube gebohrt.
    »Hältst du jetzt still?«
    Ich rieb meinen schmerzenden Nacken. »Was soll die unfreundliche Behandlung? Wenn du hinter ein paar Dollars für ein Frühstück her bist, so bin ich die falsche Adresse. Mehr als dreißig Dollar findest du nicht in meinen Taschen.«
    »Laß ihn nicht ganze Opern quatschen, Roy«, knurrte der Mann in meinem
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