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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Reporters. Julians Augen wurden schmal.
    Dieser Mann war nicht sein Freund!
    Seit er hier war, ging alles schief, jagte eine Überraschung die andere. Julian stieß den Stuhl zurück und stürmte aus dem Frühstücksraum. Er mußte zuende bringen, was er begonnen hatte.
    Er eilte über den Gang.
    Hinter ihm wurde die Tür wieder aufgerissen. »Julian!« hörte er seinen Vater rufen. »Warte! Wohin willst du?«
    Julian schwieg.
    Er lief zu seiner Zimmerflucht. Der Begriff durchzuckte ihn und der Gedanke, welche Ironie das Wort doch in diesem Augenblick darstellte. Flucht! Zuflucht!
    Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Er rannte in den Schlafraum, warf sich auf das Bett. Er schloß die Augen, preßte die Hände gegen die Ohren. Nichts mehr sehen und nichts mehr hören!
    Er konnte doch nicht über das reden, was er tat. Niemand würde ihn verstehen. Er war zu anders. Und er mußte handeln, mußte Welten formen. Nur so konnte er etwas erleben, etwas lernen, Erfahrungen sammeln. Es war eine Flucht vor der Isolation.
    Und wieder floh er.
    Als Zamorra und Robert Tendyke das Zimmer betraten, war es leer. Julian Peters war wieder fortgegangen.
    ***
    Sid Amos wartete noch eine Weile. Er vergewisserte sich, daß Stygia tatsächlich nicht so bald zurückkehrte. Er war sicher, daß sie ihre Lektion gelernt hatte. Er hatte immer noch nichts von seiner Kraft eingebüßt, stellte er mit innerer Zufriedenheit fest. Er war immer noch so stark wie damals, als er noch Fürst der Finsternis gewesen war. Immer noch konnte er seinen Willen durchsetzen.
    Er betrachtete die zertrümmerten Reste des Gerätes und begriff seine Funktion. Anerkennend nickte er. Diese Stygia war pfiffig. Als Dämon mußte man erst einmal darauf kommen, sich der Technik der Menschen zu bedienen, wenn man mit der Magie der Hölle nicht weiterkam. Allerdings war es zugleich ein Eingeständnis der Schwäche, und wenn sie neben dem Abhörgerät auch noch eine technische Waffe benutzt hätte, hätte Sid Amos sie dafür verachtet. Er hätte dafür gesorgt, daß sie von allen anderen Schwarzblütigen geächtet wurde.
    Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, einen Ehrenkodex. Die Dämonischen kämpften mit ihrer Magie, mit nichts sonst. Das war der Grund, weshalb Zamorra immer noch lebte. Es wäre leicht gewesen, ihm einen bezahlten Killer auf den Hals zu hetzen oder ihm eine Bombe ans Auto zu kleben. Doch das entsprach nicht der Art der Höllischen.
    Sid Amos versetzte sich zurück in sein Gastzimmer. Dann ging er hinunter in die Schankstube. Wie ein ganz normaler Gast ließ er sich das Mittagessen bringen. Und er wartete auf Pascal Lafitte. Dessen Dienste benötigte er noch. Pascal mußte dem posthypnotischen Befehl des Sid Amos bald folgen und hier aufkreuzen.
    ***
    Lyan schaffte es, den Glutstrahl aus dem Drachenmaul von sich abzulenken. Er raffte sich wieder auf und taumelte vorwärts. Erst als er außerhalb der Reichweite des Drachen war, gönnte er sich eine kurze Pause.
    In rhythmischen, aber mit der Zeit schwächer werdenden Stößen erhellte der Drache diesen Teil der Röhre mit seinem Feueratem.
    Lyan preßte die Lippen zusammen.
    Er dachte an den Unbekannten, der sich einmischte und Lyan die Kontrolle aus der Hand nahm. Er wußte immer noch nicht, wer dahinter steckte und warum es geschah. Er wußte nur, daß alles viel gefährlicher geworden war als früher.
    Mit Shirona hatte es angefangen.
    Sie war ungebeten in eine der Welten Lyans vorgedrungen und hatte die Geschehnisse nach ihrem Willen gelenkt. Der Fürst hatte versucht, sich Shirona zu unterwerfen, doch sie hatte ihm getrotzt. Aber das war an sich noch harmlos gewesen. Sie hatte keinen Schaden angerichtet. Auch das ebenso überraschende Auftauchen des Negers Ombre war keine Katastrophe gewesen. Sowohl Shirona als auch Ombre, der ein Amulett wie Zamorra besaß, waren eine fast willkommene Abwechslung gewesen, eine Herausforderung. Doch jetzt sah es anders aus. Es wurde gefährlich. Wer auch immer die Fäden an sich zu reißen versuchte, er sandte Lyan eine tödliche Gefahr entgegen. Lyan wußte nur zu gut, daß er mehrere Male dem Tod nur entkommen war, weil er sich zurückgezogen hatte. Diese Drachen waren gefährliche Biester.
    Vielleicht war es besser, diese Welt zu vergessen und nie wieder zurückzurufen.
    Aber vielleicht würde er dann nicht herausfinden, mit wem er es zu tun hatte.
    Er warf wieder einen Blick in Richtung des festsitzenden Drachen. Der starb langsam. Sein Artgenosse, der ihm hinterrücks
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