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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur an, wenn er das Schloß verließ. Daß er das Amulett jetzt trug, hing mit seinem schlechten Schlaf und seiner Unruhe zusammen.
    Auf jeden Fall hätte es ihm mit untrüglicher Sicherheit die Energieentfaltung verraten, die entstand, wenn ein Weltentor geöffnet wurde.
    Aber nichts dergleichen war hier entstanden.
    Tendyke preßte die Lippen zusammen.
    »Träume«, sagte Zamorra. »Es muß etwas mit Träumen zu tun haben. Ich bin sicher. Er schafft sich eine Traumwelt, in die er geht.«
    »Du bist verrückt«, entfuhr es Ten-dyke. Er trat ein paar Schritte zurück, schüttelte den Kopf. Aber dann nickte er langsam.
    »Ja, vielleicht. Es könnte passen. Aber warum, zum Teufel, tut er das?«
    »Du wirst ihn selbst fragen müssen, Rob.«
    »Diese Schuppe«, sagte Tendyke. »Wenn er sich wirklich in eine Traumwelt entfernt, wieso kann dann diese Drachenschuppe hier auftauchen? Das wiederum paßt nicht.«
    Zamorra sah ihn an. »Rob, hast du keine Fantasie? Kannst du dir nicht vorstellen, daß seine Welten echt sind, die er sich erträumt, und daß er daraus Dinge manifestiert und mitbringen kann?«
    Tendyke sah auf seine Stiefelspitzen. »Manchmal weiß ich selbst nicht, was bei Julian alles möglich ist und was nicht. Vielleicht hast du recht. Aber kannst du mir erzählen, weshalb ich fast ausgeflippt bin, als Ted seine markigen Worte sprach?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht seid ihr beide etwas überreizt.«
    »Was tun wir jetzt?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Da unsere Frauen sich um die Vorbereitungen für die Fete kümmern, haben wir nichts zu tun. Also können wir hier darauf warten, daß dein Junior wieder auftaucht. Hast du jemals auf seine Rückkehr gewartet?«
    »Nein. Habe ich nicht. Zamorra, hast du die Blockhütte gesehen?«
    »Nur ihre Asche.«
    »Es gab drei Räume. Ein Schlafzimmer für mich und die Zwillinge, ein Kinderzimmer. Fenster zu ebener Erde. Ich dachte anfangs, er würde durch das Fenster klettern. Und ich habe auch nie in seinem Zimmer auf seine Iiückkehr gewartet. Ich wollte ihm seine private Sphäre lassen. Wenn du auf so kleinem Raum zusammenhockst, bist du froh über jede Sekunde, die du für dich allein hast. Und diese Möglichkeit wollte ich Julian nicht nehmen. Ganz gleich, was er tat. Er brauchte seinen Freiraum. Vergiß nie, daß er in nicht einmal einem Jahr die Entwicklung durchlaufen hat, für die andere Kinder anderthalb Jahrzehnte und mehr benötigen. Dafür war andererseits die Schwangerschaft ungewöhnlich lang.«
    Zamorra nickte.
    »Ich verstehe das. Aber jetzt werden wir trotzdem warten. Ich will erleben, wie er aus seiner Traumwelt zurückkehrt.«
    ***
    Ailita verwandelte sich.
    Lyan schrie auf. »Nein! Neeeiiin!« Er streckte die Hände aus, griff nach Ailita, aber damit konnte er die Verwandlung nicht mehr aufhalten.
    Ihre Haut wurde schuppig.
    Ihr Körper blähte sich auf, verformte sich. Die Haut nahm eine graugrüne Färbung an. Die Haare fielen aus, und aus ihrem geöffneten Mund züngelte eine gespaltene Zunge. Ihre Augen wurden gelb und spaltförmig.
    Beine und Arme verkürzten sich. Ein Schwanz entstand. Ailita sank auf alle viere nieder. Aus ihr wurde eine Echse. Ein Reptil wie die Reitechsen! Der Schwanz peitschte hin und her. Die Echse Ailita begann zu wachsen.
    Lyan wich zurück.
    Das konnte nicht sein. Es war unmöglich.
    Ein Gedankenstrahl traf ihn. Ailitas Gedanken. Bei den Göttern, was geschieht mit mir? Ich will das nicht! Helft mir doch, Lyan! Helft mir…
    Die Gedanken verflachten, wurden schwächer.
    Dann blitzte es noch einmal auf, gestochen scharf, deutlich und klar: Nein, Lyan! Warum laßt Ihr das zu? Warum habt Ihr mich erst vor dem Tod gerettet, wenn Ihr mich jetzt mit der Kraft eurer Wünsche zu einem Monstrum macht? Warum wehrt Ihr Euch nicht gegen Euch selbst? Ihr seid Euer größter Feind!
    Und dann kam nichts mehr.
    Ailita gab es nicht mehr. Sie war zu einer Echse geworden.
    Lyans Augen waren geweitet. Was hatte dieser Gedankenvorwurf zu bedeuten? Was behauptete Ailita da in den letzten Sekunden ihrer menschenähnlichen Existenz?
    Lyan stöhnte.
    Und vor ihm erhob sich die Echse. Da schrie er, und schreiend ergriff er die Flucht. Die Flucht vor dem anderen, das seine Traumwelt manipulierte, die Kontrolle übernommen hatte und Ailita zu einem Monstrum umformte. Er hatte nicht die Kraft, gegen den Unbekannten zu kämpfen, denn hatte Ailita mit ihrer letzten Behauptung nicht recht? War er nicht selbst sein größter Feind?
    Er floh
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