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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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meine Kreise.«
    »Du weißt doch gar nicht, was du willst«, keuchte sie heiser.
    »Ich weiß, daß du hier bist, das genügt«, sagte Asmodis kalt. »Diese Gegend ist nicht groß genug für uns beide. Außer mir hat hier niemand seinen Platz. Du hast meine Erlaubnis, zu gehen. Aber erscheinst du noch einmal hier, werde ich dich töten.«
    Sie mühte sich ab, auf die Knie zu kommen. Es fiel ihr schwer. Sie war schwach. Asmodis’ künstliche Hand hatte ihr arg zugesetzt.
    »Du bist ein Abtrünniger«, keuchte sie. »Ein Verräter an deiner Art. Du bist verschwunden, hast die Seiten gewechselt! Du hast mir nichts zu befehlen. Ich werde dich jagen lassen, du Verräter! Ich hetze dir die höllischen Heerscharen auf den Hals.«
    Asmodis lachte höhnisch.
    »Sei mir dankbar, daß ich dich wirklich gehen lasse«, sagte er. »Deine Drohungen sind lächerlich. Du bist fast tot. Begegnen wir uns hier noch einmal, wirst du ganz tot sein. Du nennst mich einen Verräter? Wäre ich einer, hätte ich dich bereits ausgeschaltet. Zamorra würde sich freuen, deinen Kadaver vor die Tür gelegt zu bekommen. Aber ich habe dich am Leben gelassen, obgleich es mir ein Leichtes gewesen wäre, dich zu töten. Laufe mir nie wieder über den Weg, ohne vorher höflich um Erlaubnis gefragt zu haben.«
    Sie kam schwankend auf die Beine.
    »Was - was hast du vor?« entfuhr es ihr. »Was willst du von Zamorra und von Ju…«
    Jäh unterbrach sie sich.
    Asmodis grinste. »Es geht dir also wirklich um ihn. Vergiß ihn«, sagte er. »Julian gehört mir. Mir allein.«
    Stygia starrte in seine dunklen Augen, die plötzlich riesengroß zu werden schienen. Sie verwandelten sich in rotierende Feuerräder, die auf Stygia zurasten und ihren Willen ausschalteten. Unwillkürlich schrie sie auf. Asmodis übernahm die Kontrolle über ihren Geist. Sie merkte kaum, daß sie die alten Bewegungen durchführte, daß ihre Lippen die Zauberworte formten, und im nächsten Moment fand sie sich in den Höllentiefen wieder. Im Wald blieb nur eine nach Schwefel stinkende Rauchfahne rück. Asmodis hatte sie in die Hölle zurückgezwungen.
    Stygia taumelte.
    Sie erreichte ihren kleinen Herrschaftsbereich, und sie war froh, daß niemand sie jetzt sah. Ihre Niederlage gegen Asmodis ging keinen anderen Dämonen etwas an. Nicht einmal Astaroth, ihren Gönner, der ihre Aktionen unterstützte.
    Sie stieß einen langgezogenen, lauten Schrei wilder Wut aus. Sie haßte Asmodis. Er hatte ihr keine Chance gelassen, sich zu wehren.
    Das Schlimmste war, daß sie auch in Zukunft nichts gegen ihn würde ausrichten können. Er hatte ihr seine Macht und Stärke gezeigt. Was auch immer er tat, sie konnte ihm nichts entgegensetzen. Sie konnte nicht einmal andere Dämonen um Hilfe gegen ihn bitten. Nicht einmal Astaroth. Denn dann würde sie sich einerseits eine Blöße geben, sich in die Abhängigkeit der anderen begeben, und zweitens ihre Pläne, die sie mit Julian Peters hatte, nicht mehr allein durchführen können. Andere würden ernten, wo sie gesät hatte.
    Und jetzt?
    Jetzt erntete wohl Asmodis!
    Stygia haßte ihn, wie sie nie ein anderes Wesen gehaßt hatte. Sie wünschte ihm alle erdenklichen Todesqualen. Dabei ahnte sie nicht, daß er an einer Qual litt, die niemand stillen konnte. Niemand außer Julian oder seinem Vater.
    Und bis dies geschah, litt Asmodis mehr, als jede Folter ihn jemals würde leiden lassen können.
    »Irgendwann, Asmodis«, flüsterte sie in heißem Zorn, »wirst du einen Fehler machen. Und dann töte ich dich. Ich!«
    ***
    Julian starrte die Drachenschuppe an. Erinnerungen durchzuckten ihn. Da war noch etwas Unerledigtes.
    »Du kennst das Ding?« fragte Zamorra und hob die Schuppe hoch.
    »Wie kommt sie hierher?« stieß Julian hervor.
    »Das wollten wir eben dich fragen«, warf Robert Tendyke ein. »Immerhin haben wir sie neben deinem Bett gefunden.«
    Julian sprang auf. Seine Augen wurden groß. »Das ist - unmöglich!« keuchte er. »Es kann nicht sein!«
    »Weshalb nicht?« fragte Zamorra leise. »Welche Verbindung besteht zwischen dir und diesem Stück Drachenhaut? Es stammt doch von einem Drachen, nicht wahr?«
    Julian preßte die Lippen zusammen. Seine Gedanken überschlugen sich. Es konnte einfach nicht sein, es war gegen die ungeschriebenen Regeln. Die Schuppe konnte sich einfach nicht materialisiert haben.
    Er mußte herausfirtden, was passiert war. Jemand nahm ihm die Kontrolle aus der Hand! Aber wer, und warum? Sein Blick traf sich mit dem des
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