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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es reagierte nicht. Er spürte zwar, daß es aktiv war, aber weder zeigte es die Nähe einer schwarzmagischen Aura an, noch führte es einen Angriff auf das mächtige Reptil durch.
    Holz krachte. Funken sprühten, als die Echse die Deckenlampe abriß und die freigelegten Kabelenden der Stromzuleitung berührte. Aber die 220 Volt kitzelten das Reptil nicht einmal.
    Zamorra, Tendyke und Julian hatten sich mittlerweile auf den Korridor zurückgezogen. Zamorra versuchte immer noch, das Amulett einzusetzen, während die Echse sich langsam vorwärts arbeitete, auf die Menschen zu. Sie fetzte die Türzarge aus der Wandöffnung. Mauerwerk begann zu bröckeln. Die Echse besaß mehr Kraft als die Wand Festigkeit.
    »Komisch«, stieß Tendyke hervor. »Das Biest lebt überhaupt nicht! Es ist - so etwas wie ein Gespenst, Mann! Es existiert nicht!«
    »Hoffentlich weiß es das auch«, sagte Zamorra sarkastisch. »Für mich sieht es verflixt lebendig aus.«
    »Es sendet nichts aus, was auf Leben hindeutet«, murmelte der Abenteurer. »Aber es wird… ferngesteuert?«
    Er schloß die Augen. Kurzzeitig kam es Zamorra vor, als wolle der Abenteurer ins Grübeln versinken. Er erinnerte sich des unerklärlichen Talentes, mit dem Tendyke Gespenster sehen konnte, die sich den Sinnen anderer, »normaler« Menschen entzogen. Sah er hier vielleicht etwas, das dem Gespenster-Phänomen artverwandt war? »Es ist so etwas wie ein Gespenst!« hatte er doch behauptet!
    Zamorra stürmte zur Sprechanlage an der Wand, über die er mit jedem an der Anlage angeschlossenen Raum im Château verbunden werden konnte; eine technische Spielerei, die sich schon oft bewährt hatte. Wenn er mit dem Amulett gegen diese Echse nicht weiter kam, mußte er es mit dem Dhyarra-Kristall versuchen!
    Aber er hatte keine Zeit, erst bis in sein Arbeitszimmer zu laufen und zurückzukehren. Die Echse hatte die Türöffnung bereits derart erweitert, daß sie in den Korridor kriechen konnte, den sie ebenfalls ausfüllte. Jemand mußte mit dem Kristall hierher kommen…
    Im gleichen Moment tauchte Gryf auf. Der Druide materialisierte aus dem zeitlosen Sprung. »Was, bei Merlins Bart, stellt ihr hier eigentlich an?« stieß er hervor und fixierte die Echse. »Julian, hast du dieses Mistvieh eingeschleppt? Schaff’s fort, aber ein bißchen plötzlich!«
    »Du hast gut reden, Druide«, keuchte der Junge. »Was glaubst du, was ich die ganze Zeit über versuche?«
    Zamorra starrte ihn aus großen Augen an. Er konnte sich nicht erinnern, den Jungen bei irgend etwas beobachtet zu haben, das zum Verschwinden der Echse führte. Er konnte mit seiner Para-Empfindlichkeit auch keine Magie feststellen, die vielleicht von dem Telepathenkind ausging.
    »Ihr Götter, ich kann doch nicht gegen mich selbst kämpfen!« schrie Julian ihn vorwurfsvoll an. Seine Augen waren geweitet.
    Das Monster tappte heran. Es schob sich durch den Gang; seine Schuppenhaut riß Bilder und Tapete von den Wänden. Das Mauerwerk knirschte. Der kantige Schädel pendelte hin und her, das Maul mit den langen, spitzen Zähne klaffte auf.
    Plötzlich glaubte Zamorra zu wissen, was hier ablief. »Gryf!« schrie er. »Rapport! Schnell!«
    Er sah nur diese eine Chance.
    Gryf reagierte sofort. Er fragte nicht lange, sondern vertraute Zamorras Entscheidung. Er berührte Zamorras Arm, stellte damit den Körperkontakt her. Im nächsten Moment berührten sich ihre Bewußtseine in mentalem Rapport. Ihre geistigen Kräfte verschmolzen miteinander und potenzierten sich. Gryf war von seiner druidischen Silbermond-Natur aus um ein Vielfaches stärker als Zamorra mit seiner nur sehr schwachen Para-Begabung - aber Zamorra hatte das Amulett! Diesmal konnte er dessen Energien abrufen. Innerhalb weniger Sekunden entstand ein gewaltiger Para-Block, den Zamorra lenkte und gegen Julian steuerte.
    Er wußte, daß er es nur schaffen konnte, weil Julian überrascht war. Er spürte die ungeheure Kraft, das geradezu kosmische Potential in dem Jungen im gleichen Augenblick, als er dessen Wachbewußtsein berührte. Aber dieses Potential war noch nicht vollständig erwacht. Julian konnte bisher erst einen Bruchteil seiner Kraft einsetzen. Doch er tat es nicht, weil er förmlich überrumpelt wurde.
    Der Para-Block kapselte sein Wachbewußtsein ein, schnitt es von der Umgebung ab. Julians weit aufgerissene Augen trübten sich. Dann verlor er das Bewußtsein.
    Im gleichen Moment veränderte sich auch die Echse.
    Zamorra starrte sie an. Er hörte nicht,
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