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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und drehte sich um die eigene Achse, präsentierte ihm ihre verführerische Nacktheit. Nicht die geringste Verletzung war auf ihrem Körper zu erkennen. Das war unglaublich.
    Er schwebte zu ihr. Immer noch lächelnd erwartete sie ihn. Er berührte ihren Körper. Aber er war nicht aus Stahl. Die Haut war weich und warm. Und auch aus der Nähe war keine Spur einer Verletzung zu erkennen. Nicht einmal Striemen gab es. Und plötzlich hatte er das dumpfe Gefühl, daß sie mit ihrem Willen die Waffe stumpf gemacht hatte, daß sie unverwundbar war. Und daß sie selbst ihre Kleidung hätte schützen können, wenn sie gewollt hätte… Aber sie wollte ihn provozieren.
    Er wich zurück.
    »Nicht jeder Traum hält, was man von ihm erwartet, Fürst«, sagte sie und sah ihn heftig zusammenzucken.
    »Was weißt du von meinen Träumen?« stieß er hervor.
    Sie schwieg.
    Aber sie bewegte sich jetzt. Sie kam auf ihn zu, mit wiegenden Hüften. Er merkte, wie sein Körper auf ihre Bewegungen reagierte. Es war ein ihm völlig neues Gefühl. Sie war nicht die erste Frau, die er nackt sah, aber die erste, die ihm entgegentrat, als sei er nicht der Fürst, sondern einfach nur ein männliches Wesen, das sie verführen konnte.
    Er verstand sie nicht. Sie müßte ihn hassen. Er hatte ihr den Peitschenmann auf den Hals gehetzt. Er hatte sie bedroht. Und das alles machte ihr nicht das geringste aus. Weshalb nicht? Wer war sie wirklich?
    Er wich vor ihr zurück.
    »Bleib stehen«, stieß er hervor. Er fühlte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. »Bleib stehenl«
    Da hielt sie an.
    Er schloß die Augen, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Er wollte einerseits die Erfahrung machen, die sie ihm anbot, aber - nicht so! Nicht nach ihrem Willen! Das hier war seine Welt, hier hatte alles nach seinem Willen zu gehen, unter seiner Kontrolle zu stehen. Aber Shirona durchbrach dieses Gesetz, und er konnte sie nicht daran hindern!
    Er stöhnte auf.
    Und dann öffnete er die Augen wieder, sah ihr Gesicht - und begriff, woher diese Ähnlichkeit kam. Wo er sie schon einmal gesehen hatte.
    Nein, nicht sie selbst.
    Sondern jemanden, der ihr unglaublich ähnlich war…
    Und er schrie und ergriff die Flucht durch die massive Wand seiner Festung, zurück in die Dunkelheit.
    ***
    Yves Cascal erreichte die Terrassenebene, als das makabre Schauspiel beendet war. Er traute seinen Augen nicht. Shirona war unverletzt! Dabei hatte Yves doch genau gesehen, daß die Peitsche sie getroffen hatte, und die zerschnittene Kleidung war ein weiterer Beweis dafür!
    Hier ging’s nicht mit rechten Dingen zu.
    Ombre starrte die Frau an. Mit der Zungenspitze fuhr er sich über die trocken werdenden Lippen. Sie war eine Schönheit, und sie verstand es, sich zu bewegen. Sie hatte für ihn nur die falsche Hautfarbe.
    Erstaunt sah er, wie der Fürst vor ihr zurückwich, und noch erstaunter, wie er vor Shirona floh. Einfach durch die Wand, die sich um ihn herum öffnete und wieder schloß. Der Fürst war fort.
    Shirona lachte perlend.
    Etwas ratlos stand der Peitschenmann da. Er war ein Befehlsempfänger, mehr nicht. Jetzt, da sein Fürst ihm nicht mehr sagte, was er zu tun hatte, verharrte er wie eine Maschine in Wartestellung.
    Aber das hinderte Yves nicht daran, ihn zu hassen. Ebenso maschinenhaft hatte dieser schwarzgekleidete Mann den Befehl, mit der Peitsche auf die Blonde loszugehen, befolgt. Gewissenlos. Es war ihm sicher nicht anzurechnen, daß Shirona unverletzt geblieben war.
    In Yves erwachte der primitive Rachewunsch, es diesem Mann heimzuzahlen. Aber er zwang diesen Wunsch nieder. Er mußte Zusehen, daß er aus dieser Festung verschwand - mit Shirona. Jetzt glaubte er nicht mehr, daß sie für den Fürsten arbeitete. Oder - sie arbeitete jetzt nicht mehr für ihn. Jedenfalls war sie in Ungnade gefallen. Sie konnte ihm helfen, zu verschwinden.
    Dazu mußte er aber erst einmal den Peitschenmann ausschalten. Es würde reichen, ihn zu betäuben. Dazu mußte er aber erst nahe genug an ihn heran kommen.
    Er hob das Rohr. Gleichzeitig sah er nach oben. Dort war keine feste Decke mehr über der Terrassenplattform wie bei seinem ersten Aufenthalt hier unten, sondern offener gelber Himmel. Aber der Dolch, der eigentlich in der Luft schweben mußte, war verschwunden - und die Galerie des Kreuzganges auch!
    Yves verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an dieses Phänomen.
    Er mußte es so hinnehmen, wie es kam. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig. Er trat,
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