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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der bedenkenlos eine ganze Familie auslöscht. Dennoch hatte der Rächer ihn gejagt und sich nur schwer überzeugen lassen, daß Cascal unschuldig war. Auch jener Mann aus Frankreich, dieser seltsame Professor, der eine ähnliche Silberscheibe besaß und ständig in weißen Anzügen herumlief, war an diesem Überzeugungsversuch beteiligt gewesen.
    Der Mann war einige Zeit nicht mehr aufgetaucht, fand Cascal mit leichter Ironie. Es hatte eine Zeitspanne gegeben, in der er geradezu aufdringlich oft in Baton Rouge gewesen und Cascals Unterschlupf aufzuspüren versucht hatte; mittlerweile wußte er, wo der Mann lebte, der l’ombre, der Schatten, genannt wurde. Und das war auch ganz gut so gewesen, obgleich Cascal seine »Operationsbasis« vor Fremden geheim zu halten bemüht war. Denn der Rächer hatte diese Kellerwohnung in einer Seitenstraße des Hafenviertels noch vor jenem Zamorra ausfindig gemacht und Cascals Geschwister bedroht…
    Er dachte an die Menschen, die durch die Explosion getötet worden waren, die man ihm anzulasten versucht hatte. Ein Mann namens Robert Tendyke, die Zwillingsschwestern Uschi und Monica Peters und deren Baby Julian.
    Er hatte sie gekannt - das Kind zwar nicht, aber die drei Erwachsenen. Er war einmal bei ihnen in Florida gewesen. Irgend etwas hatte ihn damals dorthin gezogen, ohne daß er es sich erklären konnte. Und er hatte damals die Schwangerschaft eines der Mädchen registriert.
    Häufig hatte er an das damals ungeborene Kind gedacht. Ein Kind, das nur kurz nach seiner Geburt bereits durch jene verhängnisvolle Bombe getötet worden war. Auch jetzt noch dachte er oft an Baby Julian und daran, was aus dem Jungen vielleicht hätte werden können.
    Warum mache ich mir so viele Gedanken über ihn ? fragte Cascal sich. Es hatte doch keinen Sinn. Er hatte genug Ärger mit den Lebenden, warum sollte er sich noch in den Problemen der Toten verlieren. Und doch ließen ihn die Gedanken an Julian nicht los, kamen in unregelmäßigen Abständen immer wieder.
    Und jetzt diese merkwürdige Unruhe…
    Wenn Julian noch lebte, hätte er annehmen können, seine Unruhe hinge tatsächlich mit diesem Kind zusammen. Aber das war lächerlich.
    Mit einem Ruck erhob er sich. Die Tasse war leer. Er hauchte seiner Schwester einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange und schob sich an ihr vorbei aus der Zimmertür. »Paß auf dich auf, Angelique.«
    »Wie immer. Mach keine Dummheiten, großer Bruder.«
    »Wie immer.« Er verließ die kleine Wohnung, stieg die Treppe hinauf und kehrte wieder um. Etwas Unerklärliches brachte ihn dazu, noch einmal sein Zimmer aufzusuchen. Von Angelique war nichts mehr zu sehen; er hörte sie in der Miniküche mit Töpfen und Tellern hantieren. Cascal starrte das Amulett an. Dann nahm er es entschlossen an sich und hängte es sich um den Hals. Er wußte nicht, warum er das tat, sondern folgte nur einer seltsamen Eingebung. Aber er hatte sich angewöhnt, dieser inneren Stimme zu folgen. Sie hatte ihn schon häufig richtig geleitet.
    Mit dem Amulett unter dem buntkarierten Hemd verließ er das Haus wieder und trat in die beginnende Nacht hinaus.
    Über Baton Rouge lag eine schwüle Hitzeglocke, und am Himmel funkelten ein paar Sterne. L’ombre wurde zum Schatten unter Schatten und verschwand im Dunkeln.
    ***
    In Europa dämmerte gerade der frühe Morgen.
    Nebel hing über dem Loire-Tal. Das Château Montagne, am Hang über dem Fluß gelegen, befand sich über der Nebelschicht, die wie eine Wolkendecke Fluß und Dorf verbarg. Es war kühl geworden in den letzten Tagen, die Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval genutzt hatten, um sich nach ihren letzten größeren Aktionen wieder etwas zu erholen und aufzuarbeiten, was an eingegangener Post in den letzten Wochen auf Zamorras Schreibtisch gelandet war. Das Fitneß-Center in den unteren Räumlichkeiten hatte einmal mehr seine Nützlichkeit unter Beweis gestellt. Ständiges Training war eine der Grundvoraussetzungen des Überlebens, wußten sowohl der Parapsychologe als auch seine Sekretärin und Lebensgefährtin.
    Beide waren sie Nachtmenschen. Das brachte ihre Berufung als Dämonenjäger mit sich, denn diese ungeheuerlichen Wesen zeigten sich meist bei Dunkelheit erst in ihrer wahren Gestalt. Deshalb wunderte Zamorra sich, als ein eigenartiges Gefühl der Unruhe ihn weckte, er einen Blick auf die Uhr warf und feststellte, daß er höchstens zwei Stunden geschlafen haben konnte.
    Dennoch war er plötzlich
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