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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Unmöglichkeit. Genauso wie das Auftauchen der blonden Shirona, wie sie sich nannte. Beide waren sie Fremdkörper. Vielleicht gefährlich.
    Den Mann hätte der Fürst gern zum Freund gewonnen, sofern es sich eben ermöglichen ließ. Allerdings mußte dazu auch von Ombre Bereitschaft kommen. Fehlte diese, würde der Fürst ihn wahrscheinlich töten lassen müssen. Denn da er ihn nicht seinem Willen unterwerfen konnte, wollte er ihn auch als Feind nicht in seiner Welt dulden. Er brauchte die absolute Kontrolle. Nur so konnte er sich seiner selbst sicher sein.
    Die Frau… ihre Freundschaft brauchte er nicht. Aber vielleicht konnte sie ihm verraten, wie sie - und vielleicht wie Ombre - es geschafft hatte, in diese Welt vorzustoßen.
    Der Fürst war sicher, daß er bei ihr weniger Skrupel haben würde. Denn er brauchte sie nicht.
    »Bringt Shirona hierher!« befahl er.
    ***
    Yves Cascal war in eine Zelle gesperrt worden. Mächtige Steinquadern bildeten die Wände. In etwa drei Metern Höhe gab es ein kleines Fenster mit dicht stehenden Gitterstäben. Die Tür war aus Eisen, und das Schloß hatte hörbar geknackt, als der Schlüssel von außen zweimal herumgedreht worden war.
    Die Zelle war leer. Es gab weder eine Pritsche noch einen Schemel oder gar Decken. Es gab nur Wände, den Steinfußboden und die unerreichbar hohe Decke. Es gab auch kein Licht; weder durch Fackeln noch durch die diffuse Heiligkeit auf der Treppe zur Terrasse des schwebenden Fürsten. Nur durch das kleine Fenster fiel ein Lichtbalken, der aber den Boden der Zelle nicht erreichte.
    Als besonders freundlich konnte Yves diese Behandlung nicht empfinden. Er fragte sich nach dem Sinn. Der Fürst wollte wissen, wie er hierher gekommen war und woher sie sich von früher kannten und beides konnte Cascal ihm beim besten Willen nicht beantworten. Und nach dieser rigorosen Behandlung wollte er es auch gar nicht mehr. Er bedauerte, daß die Schwarzgekleideten sich nicht in ein Gespräch hatten verwickeln lassen. So konnte Yves mit ihnen keines seiner kleinen »Geschäfte« machen.
    So mußte er ohne Hilfe versuchen, diese Zelle zu verlassen, deren Erbauer nicht daran gedacht zu haben schien, daß ein Zelleninsasse auch einmal bestimmten körperlichen Bedürfnissen nachzugehen hatte.
    Der Schatten sah zum Fenster hinauf. Er traute es sich zwar zu, hinaufzuklettern, nicht aber, sich dann oben gleichzeitig festzuhalten und die Gitterstäbe aus dem Mauerwerk herauszugraben oder freizurütteln. Er kannte seine Grenzen; deshalb hatte er sich auch so lange in den Slums von Baton Rouge behaupten können, ohne sich Feinde zu machen. Im Gegenteil, wenn es darauf ankam, hatte er ganze Scharen von Leuten, die ihm zumindest passiv halfen. Von seinem Freund einmal ganz abgesehen. Aber den strapazierte er selten - auch ein Grund für diese unverbrüchliche Freundschaft. Er kam ja meist auch so zurecht.
    Hier mußte er den Weg durch die Tür nehmen. Schließlich mochte es draußen hinter dem Fenster auch dreißig oder vierzig Meter tief hinab gehen.
    Cascal betrachtete die Tür und das Schloß. Es sah nicht sonderlich kompliziert aus. Er zog das kleine Klappmesser aus der Tasche und versuchte die 3-Zentimeter-Klinge in die Schloßöffnung einzuführen. Vielleicht hatte er Glück und berührte den einfachen Mechanismus. Wenn nicht, mußte er versuchen, einen Haken zu basteln. Vielleicht mit der Gürtelschnalle.
    Das Messer richtete nichts aus.
    Yves seufzte. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den komplizierten Weg zu beschreiten. Versauern wollte er hinter dieser Eisentür jedenfalls nicht. Je früher er freikam, desto eher konnte er wieder nach dem Rückweg in seine Welt suchen. Er rechnete nicht einmal damit, daß er dem Fürsten eins auswischen konnte. Das wäre natürlich ideal, nur lief er dabei Gefahr, seine Freiheit sofort wieder zu verspielen, die er noch nicht einmal wieder zurückerobert hatte.
    Schön wäre es, wenn Shirona wieder einmal neben ihm aus der Wand auftauchte und ihn durch einen Geheimgang entführte. Aber die blonde Frau in dem hautengen roten Overall tauchte diesmal nicht als rettender, geheimniskrämerischer Engel auf.
    Er betrachtete seine Gürtelschnalle. Und er fand, daß die auch keine Chance bot. Er mußte sie vom Leder losschneiden, was er vermeiden wollte, und wenn er sie zu einem brauchbaren Haken bog, war der kürzer als die Messerklinge.
    War also auch nix.
    Zaubern müßte man können. Wäre schön, wenn die Tür sich von selbst
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