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044 - Der Teufelseid

044 - Der Teufelseid

Titel: 044 - Der Teufelseid
Autoren: Dämonenkiller
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beten. »Vater unser … vertilge dieses Ungeziefer!«
    Und dann sah Dorian eine Gestalt, die er zuerst für den Hermaphroditen Phillip hielt. Es war ein nacktes, geschlechtsloses Wesen, besaß weder männliche noch weibliche Geschlechtsmerkmale, war nicht einmal ein Zwitter. Aber dieses Wesen war bärtig …
    So hatte de Lancre in seinem 1612 erschienen Werk Tableau de 1'Inconstance die berüchtigte Hexe Necato beschrieben.
    Und wie bei de Lancre hockte auch hier diese menschliche Karikatur, die von der Natur ihres Geschlechts beraubt worden war, vor einem Kessel, in dem sie eine Flüssigkeit umrührte, wenn sie nicht gerade Kröten und Schlangen enthäutete oder ihnen die Köpfe abschlug und alles in die Brühe warf.
    Da sprang sie auf, ihr Bart sträubte sich. Sie rief: »Ha, Phillip, wenn ich dich hätte, würde ich dir ebenfalls den Kopf abhacken, wie diesen Kröten und Schlangen!«
    Auch diese Worte standen bei Lancre. Und die geschlechtslose, bärtige Hexe wiederholte sie.
    Dorian schauderte. Er müsste sich eigentlich unter die Dämonen mischen, sich an dem abscheulichen Treiben beteiligen, um im entscheidenden Augenblick eingreifen zu können und Phillip aus der Gewalt dieser Scheusale befreien. Und Coco töten!
    Aber wo waren sie alle?
    Der Sabbat ging weiter. Spottgebete wurden angestimmt, Choräle. Die Tänzer verrenkten sich immer mehr. Drei Dämonen begannen gleichzeitig mit der Elevation der Hostie. Doch diese war nicht rund, sondern dreieckig und schwarz, und die Dämonen schlangen sie schmatzend hinunter und rülpsten, als hätten sie Blähungen.
    Der Altar!
    Die Dämonen zogen sich vor ihm zurück, denn jetzt erschien dort eine finstere Gestalt: Olivaro. Das schwarze Licht verhinderte, dass Dorian Einzelheiten an ihm erkennen konnte, doch er spürte Olivaros Ausstrahlung unter vielen heraus. Vielleicht wusste Olivaro sogar, dass er dort oben auf der Empore kniete und wollte sich ihm zu erkennen geben. Oder der Fürst der Finsternis war von den unzähligen Eindrücken seiner Dämonen geblendet, dass er den armseligen Sterblichen dort oben überhaupt nicht beachtete.
    Dorian hätte aufspringen mögen, um Olivaro herauszufordern. Doch das wäre nicht klug gewesen. Er musste warten, bis seine Zeit kam, bis Coco erschien.
    »Wo ist die Königin des Sabbats?«, gellte es.
    Dorian erinnerte sich unwillkürlich eines Verses, den de Lancre geschrieben hatte:
    … Zu feiern mit unreinem und schmutzigem Pomp
    Die weltlichen Gastmahle und die ruchlosen Hochzeiten …
    Ein Freak ohne Hände, mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt, rieb sich daran und ließ zwischen seinen raubtierartigen Zähnen einen Feuerstein rollen, bis Funken sprühten und er einen Flammenstrahl spie.
    Olivaro hob die Linke, wie um seinen Dämonen einen Segen zu erteilen, und sprach mit gebrochener und grollender Stimme: »In nomine Necato, Coco, Daimon Magus VII. Agora, Agora, Equidac ipordian pot.«
    Mit dieser blasphemischen Verspottung des christlichen Segens strebte der Sabbat seinem Höhepunkt zu.
    Olivaro mischte sich unter die Dämonen, und Dorian wandte sich ab, um das grausige Schauspiel nicht sehen zu müssen.
    Er schenkte den Vorgängen erst wieder seine Aufmerksamkeit, als Coco auf die Szene trat.
    Ihr Gesicht leuchtete als einziges in hellerem Licht, so dass Dorian es deutlich sehen konnte. Es war ausdruckslos, aber ihm schien, als sei dies nur eine Maske, und dass unter dieser Maske Trauer und Hoffnung zugleich wohnte.
    Er konnte ihre seltsame Melancholie nicht deuten. Welche Gefühle empfand sie wirklich? Für ihn wäre alles leichter gewesen, wenn sie als kreischende Furie zum Sabbat gekommen wäre. Aber so sah sie aus wie eine unglückliche Braut, die man zur Vermählung zwang.
    Maske, alles Maske! redete er sich ein.
    Olivaro kam zu ihr, nahm auf dem flammenden Stuhl hinter dem Spottaltar Platz, holte Coco an seine Seite. Die magischen Flammen des Stuhles schienen auf Olivaro überzuschlagen, denn die Schwärze seines Körpers machte einem roten Glühen Platz, und sein Gesicht zeigte sich tiefrot, gequält, und er schien von innen her in einem Feuer zu stehen, wie es aus einem Ofen herausschlägt. Die Dämonen verstummten, schienen in ihren Bewegungen zu erstarren. Auch Dorian hielt den Atem an, konnte den Blick nicht von Olivaro losreißen. Es war, als wolle der Fürst der Finsternis der Welt ein Geheimnis offenbaren, und er zwang die Welt, ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken.
    Dorian starrte auf Olivaros rot
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